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Der Westföhn macht den Unterschied

MeteoSchweiz-Blog | 27. Oktober 2023
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Das Phänomen Westföhn ist in Luzern gut bekannt. Der Westwind sorgt mit etwas Föhneffekt für höhere Temperaturen als in der Umgebung. So auch heute Freitag, als er zeitweise bis zum Vierwaldstättersee oder zur Region Thun hinuntergriff. Eine Gelegenheit, das Phänomen etwas genauer anzuschauen.

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Der Westföhn stösst nach Luzern vor

Nachdem in der vergangenen Nacht eine Kaltfront die Schweiz ostwärts überquert hatte, setzte dahinter in Luzern am frühen Morgen kurz vor 7 Uhr der Westwind ein. Dieser räumte zunächst die relativ kühlere Luft in den unteren Schichten aus. Damit stieg die Temperatur innert Kürze um 2 Grad auf 12 Grad an. Gleichzeitig nahm die relative Luftfeuchtigkeit von 94% auf 63% ab. Zur gleichen Zeit lagen die Temperaturen im Mittelland bei 10 Grad, obwohl auch dort der Westwind wehte. Am Nachmittag machte sich der Westföhn weiterhin zeitweise bemerkbar. Die Temperaturen lagen in den Westföhnregionen mit 16 bis fast 19 Grad etwas höher als im Flachland, wo sie 14 bis 16 Grad erreichten. Welcher zusätzliche Effekt sorgte für die leicht höhere Temperatur in Luzern?

Das Phänomen Westföhn

Föhn wird normalerweise mit einer alpenquerenden Strömung (Süd oder Nord) in Verbindung gebracht. Dass Föhneffekte aber auch bei einer alpenparallelen Strömung auftreten können, zeigt das Phänomen des Westföhns. Er stellt sich ein, wenn ein Westwind entlang den Alpen streicht, und die Strömung im Voralpenrelief in einigen Regionen föhnartig hinunterstürzt. Dabei erwärmt sich die Luft wie beim Föhn und trocknet ab. Allerdings sind die Beträge deutlich geringer als beim alpenquerenden Süd- oder Nordföhn. Das Phänomen Westföhn kann auch in anderen Voralpenregionen beobachtet werden, beispielsweise bei Thun, in Obwalden oder am oberen Bodensee.

Der Westwind bündelt sich an den Voralpen und wird nach Luzern gelenkt

Der Westwind folgt dabei auf rund 1500 Metern Höhe dem Voralpenrelief und erhält dadurch mehr eine südwestliche Komponente. Im Raum Eigenthal, kurz vor Luzern, beginnt die Strömung aufgrund des Reliefs hinunter zur Stadt Luzern zu fliessen. Dabei erwärmt sich die Luft aus thermodynamischen Gründen und trocknet gleichzeitig ab, vergleichbar mit dem Föhn in den Alpen. Die berechneten Rückwärtstrajektorien (Abbildung unten) zeigen den zurückgelegten Weg vom kurzen Westföhnereignis von heute Morgen anschaulich.

Einfache Faustregeln zum Abschätzen des Westföhns

Einen guten Hinweis darauf, ob der Westföhn in Luzern eine Chance hat, gibt die Differenz des Luftdrucks zwischen Bern und Luzern. Als Faustregel gilt, dass diese mindestens 1 hPa betragen sollte. Wie gut sich der Wind bis zur Erdoberfläche durchsetzen kann, hängt zusätzlich auch von der sogenannten Stabilität ab, also vom vertikalen thermischen Aufbau der Atmosphäre. Ist die Luft in den untersten Schichten kühler als darüber, so hat er mehr Mühe und umgekehrt. Für eine einfache Abschätzung kann der Temperaturunterschied zwischen Napf und Luzern herangezogen werden. Ab rund 6 Grad Differenz steigt die Wahrscheinlichkeit für das Durchgreifen des Westföhns deutlich an. Versuchen Sie es mal mit Hilfe der Messdaten auf dem MeteoSchweiz-App!

Fachbericht zum Westföhn

Für diejenigen von Ihnen, welche noch mehr über das Phänomen Westföhn erfahren möchten, können den MeteoSchweiz Fachbericht Nr. 269 "Westföhn am Vierwaldstättersee" lesen.