Inhaltsbereich

Nasser November – regional wärmster Herbst

MeteoSchweiz-Blog | 29. November 2023
13 Kommentare

Der November zeigte sich in weiten Gebieten der Schweiz ausgesprochen niederschlagsreich. Auf der Alpennordseite und im Wallis fiel mancherorts deutlich mehr als das Doppelte, vereinzelt auch mehr als das Dreifache einer durchschnittlichen November-Regensumme. Lokal war es der nasseste November seit Messbeginn. Mit dem November endete regional der wärmste Herbst seit Messbeginn. Er brachte den wärmsten September und den zweitwärmsten Oktober seit Messbeginn.

  • Klima

Fussbereich

Top Bar Navigation

Alle Schweizer BundesbehördenAlle Schweizer Bundesbehörden

Die landesweit gemittelte Novembertemperatur lag mit 1,6 °C im Bereich der Norm 1991–2020 (Stand 28.11.2023). In der Nordschweiz unter 1000 m stieg die Novembertemperatur 0,9 °C über die Norm 1991–2020. In der Nordschweiz oberhalb 1000 m blieb der November 0,9 °C unter der Norm. In den tiefen Lagen der Alpensüdseite lag die Novembertemperatur 0,2 bis 0,4 °C über der Norm 1991–2020.

Der November ist in der Schweiz von der vorindustriellen Periode 1871–1900 bis heute (1994–2023) um 1,8 °C wärmer geworden.

Anhaltend nass

In der Periode vom 1. bis am 25. November fiel in den meisten Gebieten der Schweiz fast täglich Niederschlag. Landesweit sonnig war einzig der 8. November. Verbreitet sonnig war auch der 23. November. Auf der Alpensüdseite blieb es vom 10. bis am 28. November vielerorts niederschlagsfrei. Ab dem 13. November gab es im Süden meist sonnige Verhältnisse, oft unterstützt durch den Nordföhn.

Intensive Niederschlagsperiode

Gegen Monatsmitte brachte eine kräftige Westströmung auf der Alpennordseite und im Wallis während drei Tagen grössere Niederschlagsmengen. Vom Morgen des 12. bis am Morgen des 15. November 2023 erreichten die 3-Tagessummen verbreitet 60 bis 90 mm. In den Bergen fielen regional und im Jura lokal deutlich höhere Mengen.

Am östlichen Alpennordhang lagen die 3-Tagessummen gebietsweise zwischen 100 und knapp 150 mm. Der Messstandort Säntis auf 2500 m meldete 216 mm. Im Gebiet Les Diablerets sowie in den Bergen des Unterwallis wurden 175 bis knapp 180 mm gemessen. Der Unterwalliser Messstandort Clusanfe auf knapp 2000 m (Messnetz Kanton Wallis) registrierte 179 mm. Der Juragipfel La Dôle auf 1670 m erhielt 157 mm.

In den Kantonen Tessin und Graubünden war das Niederschlagsereignis nur abgeschwächt oder gar nicht spürbar. Im Nordtessin und in Nordbünden lagen die höchsten 3-Tagessummen zwischen 20 und 50 mm. In den übrigen Gebieten blieben die Mengen meist deutlich darunter. Im mittleren und südlichen Tessin verzeichneten einzelne Messstandorte gar keinen Niederschlag.

Kein ungewöhnliches Ereignis

Die Niederschlagssummen des 3-tägigen Niederschlagsereignisses sind auf der Alpennordseite und im Wallis verbreitet alle 1 bis 3 Jahre zu erwarten. Viele Messstandorte zeigen für das Ereignis auch Wiederkehrperioden von 3 bis 8 Jahren. An mehreren Messstandorten sind die gefallenen 3-Tagessummen alle 5 bis 10 Jahre zu erwarten. Vereinzelt wurden Wiederkehrperioden von 8 bis 15 Jahren oder von 10 bis 25 Jahren berechnet.

Verbreitet weit überdurchschnittliche Monatssummen

Die niederschlagsreiche Witterung brachte auf der Alpennordseite und im Wallis weit überdurchschnittliche Monatssummen. Bereits zur Monatsmitte erreichten die Mengen in der Westschweiz sowie im zentralen und östlichen Mittelland lokal um 200 % der Monatsnorm 1991−2020, also das Doppelte einer durchschnittlichen Novembersumme.

Am Monatsende lagen die Monatssummen auf der Alpennordseite mancherorts deutlich über 200 %, lokal auch über 300 % der Norm. In der Region Schaffhausen wurde der nasseste oder zweitnasseste November seit Messbeginn aufgezeichnet.

Der Säntis registrierte mit 725 mm den nassesten Monat überhaupt seit Beginn der Messreihe im Jahr 1882. Bisheriger Rekordmonat war der Dezember 2011 mit 710 mm. Allerdings bergen Niederschlagsmessungen in Gipfellagen wegen der Windwirkung oft eine gewisse Unsicherheit.

Unterdurchschnittlich blieben die Monatssummen vor allem auf der Alpensüdseite und in einem grösseren Teil Graubündens.

Kräftiger Herbststurm

Am 16. November zog der Kern des Sturmtiefs «Frederico» in den Nachmittags- und Abendstunden von Frankreich her knapp nördlich der Schweiz ostwärts. Von hohen Windspitzen war vor allem die Alpennordseite betroffen. Die höchsten Werte wurden in Berglagen mit 120 bis 170 km/h verzeichnet. Der Säntis meldete 171 km/h. Auf den Jurahöhen erreichte die höchste Windspitze 134 km/h, gemessen auf dem Chasseral.

Im Mittelland bewegten sich die Windspitzen meist zwischen 80 und 110 km/h. Vereinzelt lagen die Werte auch etwas höher. Schaffhausen registrierte als höchste Windspitze 113 km/h. Wädenswil und Luzern meldeten 118 km/h.

Während die Windspitzen des Sturmereignisses an den meisten Messstandorten jährlich oder alle 1 bis 3 Jahre zu erwarten sind, lagen die Wiederkehrperioden in Luzern bei 5 bis 10 Jahren und in Wädenswil bei 8 bis 15 Jahren.

Schnee bis in tiefere Lagen

In den ersten beiden Monatsdritteln bewegte sich die Schneefallgrenze meist zwischen 800 m und 2800 m. Regional sank sie ganz kurz auch bis in tiefe Lagen. Mittlere Lagen erhielten in den ersten beiden Monatsdritteln mehrmals etwas Neuschnee. Dieser verschwand aber vielerorts wieder mit der anschliessend steigenden Schneefallgrenze.

Im letzten Monatsdrittel brachte feuchtkalte Polarluft auf der Alpennordseite verbreitet Schnee bis in tiefere Lagen. Vom 24. bis am 26. November fielen am Alpennordhang oberhalb von 600 bis 800 m insgesamt 20 bis 40 cm Neuschnee. In Nordbünden erreichten die Mengen lokal 50 bis 60 cm.

In hohen Lagen vermochte sich gebietsweise eine weit überdurchschnittliche Schneedecke zu bilden. Am 26. November war sie auf dem Weissfluhjoch (2540 m) rund 1,3 m mächtig (Daten SLF Davos). Das langjährige Mittel liegt hier zu diesem Zeitpunkt bei knapp 60 cm. Der Säntis (2226 m) meldete am 26. November eine Schneehöhe von 2 m bei einem langjährigen Mittel von rund 60 cm.

Sehr späte Blattverfärbung

Die Laubbäume blieben in diesem Herbst sehr lang grün. Die Verfärbung der Blätter fand 7 bis 12 Tage später statt als im dreissigjährigen Mittel von 1991−2020. Die Blattverfärbung begann verstärkt ab Mitte Oktober und im November wurden sie noch an mehreren Standorten im Flachland beobachtet. Die Blattverfärbung der Buche gehörte zu den drei spätesten seit dem Beginn der Beobachtungen in den 1950er Jahren. Bei weiteren Baumarten, die erst seit 1996 beobachtet werden, war es die späteste in der Datenreihe. Der sehr warme Herbst mit hohen Temperaturen im September und Oktober und das Fehlen von kühlen Nächten war die Ursache dafür. Die Lärchen verfärbten sich ab Mitte Oktober in den Bergen und ab Ende Oktober im Flachland. Die Verfärbung der Lärchennadeln fand rund 8 Tage später statt als im Mittel.

Der Blattfall begann an wenigen Standorten ab Mitte Oktober und verstärkte sich ab Ende Oktober. Während den Herbststürmen Anfang November und Mitte November verloren viele Bäume ihre Blätter, 3 bis 7 Tage später als im Mittel. Der Nadelfall der Lärchen begann ab Ende Oktober, Anfang November in den Bergen und ab Mitte November in tieferen Lagen, bis jetzt 1 Tage früher als im Mittel.

Der definitive Bericht zum November 2023 ist ab dem 11. Dezember 2023 in der Rubrik Publikationen verfügbar.

Regional wärmster Herbst seit Messbeginn

Die Schweiz erlebte im landesweiten Mittel den zweitwärmsten Herbst seit Messbeginn 1864. Die Herbsttemperatur erreichte im landesweiten Mittel 8,5 °C. Das liegt 2,3 °C über der Norm 1991–2020 (Stand 27.11.2023). Ähnlich mild zeigte sich der Rekordherbst 2006 mit einem landesweiten Mittel von 8,7 °C.

Nördlich der Alpen verzeichneten mehrere Messstandorte den wärmsten Herbst seit Messbeginn 1864. In Genf lag der Herbst 2,4 °C über der Norm 1991–2020. Der Rekordherbst 2006 brachte hier 2 °C über der Norm. Auf der Alpensüdseite registrierte Locarno Monti 1,7 °C über der Norm. Vergleichbar warm zeigte sich hier der Rekordherbst 2018 mit 1,8 °C über der Norm 1991–2020.

Der Herbst ist in der Schweiz von der vorindustriellen Periode 1871–1900 bis heute (1994–2023) um 1,9 °C wärmer geworden.

Extreme Wärme

Eine anhaltend sehr milde und sonnige Periode ab Herbstbeginn führte zum wärmsten und lokal zum sonnigsten September seit Messbeginn 1864. Gebietsweise wurde die deutlich wärmste 14-Tagesperiode für den Monat September registriert. Lokal lagen die Werte rund 2 °C über den bisherigen Höchstwerten, so in Luzern, in Château d’Oex und auf dem Jungfraujoch. Die Nullgradgrenze erreichte 5253 m, den zweithöchsten je gemessenen Wert.

Ähnliches wiederholte sich im Oktober mit einer überaus warmen und sonnigen ersten Monatshälfte. Regional wurde die deutlich wärmste 14-Tagesperiode für den Monat Oktober aufgezeichnet. In Locarno Monti auf der Alpensüdseite stieg die 14-Tagesperiode vom 1. bis am 14. Oktober 2023 rund 2 °C, an einzelnen Messstandorten nördlich der Alpen 1 °C oder etwas mehr über den bisherigen 14-Tages Höchstwert für den Monat Oktober. Im landesweiten Mittel ergab sich der zweitwärmste Oktober seit Messbeginn.

Reichlich Niederschlag

Auch beim Niederschlagsverlauf zeigten die beiden Herbstmonate September und Oktober ein ähnliches Muster. In der zweiten Monatshälfte fielen jeweils regional kräftige Niederschläge. Im September waren vor allem die Alpensüdseite und die angrenzenden Gebiete des Kantons Graubünden davon betroffen. In der zweiten Oktoberhälfte brachte eine feuchte Südwestströmung auf der Alpensüdseite und in der Westschweiz eine dreitägige Starkniederschlags-Periode.

Im November führte anhaltend nasse Witterung auf der Alpennordseite und im Wallis verbreitet zu weit überdurchschnittlichen Monatssummen. Mancherorts erreichten die Werte mehr als 200 %, lokal mehr als 300 % der Norm 1991–2020. An mehreren Messstandorten war es einer der nassesten November seit Messbeginn.

Die drei Herbstmonate zusammen brachten verbreitet überdurchschnittliche Niederschlagsmengen. Gebietsweise fielen 150 bis 180 % der Norm 1991−2020. Ganz lokal war es einer der nassesten Herbste seit Messbeginn. Elm registrierte mit über 690 mm den zweitnassesten Herbst seit Messbeginn 1878.

Lokal ungewöhnlich sonnig

Dank anhaltend sonnigem Wetter in der ersten September- und in der ersten Oktoberhälfte registrierten nördlich der Alpen mehrere Messstandorte mit über 100-jährigen Messreihen einen der sonnigsten Herbste seit Messbeginn.

Luzern verzeichnete mit 436 Sonnenstunden den deutlich sonnigsten Herbst. Alle bisher gemessenen Herbstwerte blieben unter 400 Stunden. Einen knappen neuen Herbstrekord registrierten Genf mit 477 und Neuchâtel mit 476 Sonnenstunden. Der bisherige Rekord lag bei beiden Standorten bei rund 470 Sonnenstunden. Rang 2 war es in Schaffhausen mit 382 Sonnenstunden.

Der definitive Bericht zum Herbst 2023 ist ab dem 11. Dezember 2023 in der Rubrik Publikationen verfügbar.

Weiterführende Informationen

Klimabulletin September 2023

Klimabulletin Oktober 2023