Inhaltsbereich

Warme Nase bestimmt über Schnee oder Regen

MeteoSchweiz-Blog | 30. November 2023
7 Kommentare

Heute ging der Schneefall an den meisten Orten in Regen über, ohne dass dabei die Temperatur merklich anstieg. Die Ursache für diesen Wetterwechsel findet sich denn auch nicht am Boden, sondern weiter oben, wo warme Luft die Flocken schmelzen liess.

  • Wetter

Fussbereich

Top Bar Navigation

Alle Schweizer BundesbehördenAlle Schweizer Bundesbehörden

Die Deutschschweiz erwachte heute unter einem winterlichen Himmel. Schneeflocken tanzten unablässig hinab und deckten auch in tiefen Lagen die Landschaft mit einer weissen Decke zu.

Zur Enttäuschung der Winterfreunde ging der Schnee - wie angekündigt - im Laufe des Tages in Regen über, obwohl die Temperatur gar nicht merklich anstieg. Dieses Phänomen ist nicht selten bei Warmfronten, welche zuerst in der Höhe ankommen und erst später in tiefen Lagen.

Das Schmelzen findet in der Höhe statt.

Bei Warmfronten stösst warme Luft in Bereiche vor, wo noch kältere Luft liegt. Weil warme Luft leichter ist, kommt sie zuerst in der Höhe an. Danach braucht sie einige Zeit, bis sie die schwere und träge in den Tälern liegende Kaltluft vertreiben kann.

Wobei "Warmluft" ein relativer Begriff ist: Da der Luftdruck einen Einfluss auf die Temperatur hat (tieferer Luftdruck = tiefere Temperatur), liegt die Temperatur auch in Warmluft ab einer gewissen Höhe unter dem Gefrierpunkt.

Solange die Warmluft der aufziehenden Warmfront noch weit oben ist, ist sie kalt genug, dass sie den Schneeflocken nichts anhaben kann. Mit Annäherung der Warmfront arbeitet sich die Warmluft jedoch immer weiter nach unten in Zonen mit höherem Luftdruck vor, entsprechend steigt auch ihre Temperatur. Erwärmen sich die untersten Schichten der Warmluft stark genug, dann schmelzen die von oben in sie hineinfallenden Schneeflocken. Da nützt es den Schneefreunden dann auch nichts mehr, dass weiter unten in den Tälern noch Kaltluft liegt: Der Schneefall geht in Regen über. Aus diesem Grund ging heute der Schneefall an den meisten Orten in Regen über, ohne dass dabei ein Temperaturanstieg verzeichnet wurde.

Zeichnet man von dieser Situation eine Temperaturkurve wie im obigen Schema, so erkennt man die für den Schmelzprozess verantwortliche Schicht leicht. Weil die Kurve dabei (mit etwas Phantasie) nasenförmig ist, nennen wir MeteorologInnen das Phänomen die warme Nase.

Erst wenn sich die Warmluft bis am Boden durchgesetzt hat, die warme Nase also quasi den Boden berührt, setzt auch im Flachland die Erwärmung ein.

Gefährlicher Regen

Winterlichen Warmfronten bergen erhebliche Risiken, besonders für den Strassenverkehr. Die gefährlichste Situation ist dabei nicht der Schneefall, da die von ihm ausgelöste Gefahr mit blossem Auge erkennbar ist. Heikel wird es, wenn der Schnee in Regen übergeht. Liegt die Temperatur der Strasse oder der Luft dann noch unter Null Grad, dann können die Regentropfen am Boden zu einer heimtückischen Eisschicht gefrieren. Glücklicherweise setzt sich bei uns in der Schweiz die Warmluft meist relativ rasch durch, so dass die Gefahr nach einigen Stunden gebannt ist. In gewissen Regionen der USA und Kanadas dauern solche Eisregensituationen dagegen nicht selten länger an. Dies kann in den betroffenen Regionen zu grossen Schäden führen, wenn die vereisten Stromleitungen und Bäume unter der Last der Eisschicht zusammenbrechen.

Zum Abschluss werden die richtigen Nasen kalt

Das aktuelle Tauwetter dauert im Flachland noch bis in die Nacht auf Samstag. Am Wochenende fliesst zunehmend kalte Luft zur Alpennordseite und Schneeschauer verzuckern auch wieder einige tief gelegene Regionen. Besonders winterlich wird der Sonntag, an dem in vielen Orten die Temperatur den ganzen Tag unter Null Grad bleiben wird.