Inhaltsbereich

Was brachte uns der Herbststurm «Domingos»?
MeteoSchweiz-Blog | 05. November 2023
6 Kommentare

Nach einer langen, ruhigen und sonnigen Herbstwetterphase hat uns aktuell der stürmische und wetteraktive Herbst fest im Griff. Der erste Herbststurm in diesem Jahr brachte uns in den letzten 24 Stunden Sturmböen und in den Bergen Schnee - wir ziehen Bilanz.

Stürmische Verhältnisse heute Sonntag in Lutry am Genfersee. Bild: Meteomeldung/App
Stürmische Verhältnisse heute Sonntag in Lutry am Genfersee. Bild: Meteomeldung/App
  • Wetter

Fussbereich

Top Bar Navigation

Alle Schweizer Bundesbehörden

Servicenavigation

Tiefdruckgebiet Domingos

Ein umfangreicher Tiefdruckkomplex befindet sich momentan über den Britischen Inseln. Das Hauptsturmtief «Domingos» verlagerte sein Zentrum während des Samstags von Irland unter langsamer Auffüllung Richtung Ärmelkanal und zog im Laufe des heutigen Sonntags Richtung Nordsee (siehe Animation unten).

Animation Satelliten- und Radarbilder überlagert mit Luftdruck (weisse Linien).
Animation Satelliten- und Radarbilder überlagert mit Luftdruck (weisse Linien) im Zeitraum vom 4. Nov, 13.00 Uhr - 5. Nov, 10 Uhr. (Quelle: EUMETSAT/MeteoSchweiz, Globalmodell IFS)

Stürmischer Föhn

Vorderseitig von «Domingos» setzte gestern Samstag auf der Alpennordseite markanter Druckfall ein: Innert 12 Stunden baute sich ein Südüberdruck von 10 hPa auf (siehe Grafik unten).

Abbildung 1: Verlauf der Luftdruckdifferenz (QFF) Lugano – Kloten.
Abbildung 1: Verlauf der Luftdruckdifferenz (QFF) Lugano – Kloten.

Das markante Luftdruckgefälle löste über den Alpen starken Südföhn aus. In den klassischen und prädestinierten Föhntälern der Alpennordseite wurden Böenspitzen von 75 bis 100 km/h gemessen. Den höchsten Wert verzeichnete Erstfeld mit 107 km/h. Das Sturmtief «Domingos» steuerte im Laufe des Samstagnachmittags eine okkludierte Front über die Schweiz hinweg. Der damit verbundene Druckanstieg hat den Föhn abgeschwächt.

Abbildung 2: Böenspitzen in km/h bis am Samstag, 04. November 16:00 Uhr.
Abbildung 2: Böenspitzen in km/h bis am Samstag, 04. November 16:00 Uhr.

Beträchtliche Neuschneemengen

Die mit dem Sturmtief in Verbindung stehende Front brachte insbesondere in den Westalpen beachtliche Neuschneemengen. Oberhalb von 1900 Metern fielen (bis heute Sonntagmorgen) im Chablais in den Walliser und Berner Alpen 20 bis 30 cm, lokal bis 50 cm Neuschnee. In den übrigen Regionen reichte es für 5 bis 15 cm Neuschnee (vergleiche Abbildung 3.1).

Auf der Alpensüdseite sank die Schneefallgrenze zeitweise gegen 900 Meter, im Wallis wurden mit Niederschlagsabkühlung teils Schneeflocken bis in Tallagen (Sion) registriert. Sonst lag die Schneefallgrenze zwischen 1400 und 1800 Metern.

Stürmischer Westwind

Da die Atmosphäre am Samstag noch meist stabil geschichtet war, konnte der starke südwestliche Höhenwind am Samstag noch nicht bis in die Niederungen durchgreifen (vergleiche Abbildung 4).

Abbildung 4: Vertikale Messung von Temperatur (rot) und Taupunkt (blau) an der Station Payerne am Sa 4.November, 13 Uhr LT: Gut erkennbar die Inversion (Temperaturzunahme mit der Höhe) auf ca. 1700 m ü.M. Die Atmosphäre war somit oberhalb 1700 m stabil geschichtet und der kräftige Höhenwind (bis 60 KT) konnte nicht bis in die Niederungen «durchgreifen».
Abbildung 4: Vertikale Messung von Temperatur (rot) und Taupunkt (blau) an der Station Payerne am Samstag 4. November, 13 Uhr: Gut erkennbar die Inversion (Temperaturzunahme mit der Höhe) ab ca. 1700 m ü. M. Die Atmosphäre war somit oberhalb 1700 m stabil geschichtet und der kräftige Höhenwind (bis 60 KT) konnte nicht bis in die Niederungen «durchgreifen».

Über den Bergen und insbesondere im Jura hat der Südwestwind aber bereits im Verlaufe des Samstags markant aufgefrischt: Es wurden Böenspitzen von 70 bis 100 km/h, auf den exponierten Kreten und Gipfeln bis 110 km/h (vergleiche Abbildung 2) erreicht.

Anders als am Samstag war die Schichtung im Bereich eines nachrückenden Höhentroges am Sonntag deutlich labiler geschichtet. In der labilen Luftmasse konnten sich wiederholt schauerartige Niederschläge entwickeln.

Abbildung 5: Vertikale Messung von Temperatur (rot) und Taupunkt (blau) an der Station Payerne am So 5.November, 13 Uhr LT (schwarz) und am Sa 4. November, 13 Uhr LT (grün): Im Vergleich zum vertikalen Temperaturprofil von Samstag hat die Temperatur oberhalb 1700 Metern abgenommen und die Atmosphäre eist dementsprechend deutlich labiler geschichtet wie noch am Samstag (grüne Temperaturkurven).
Abbildung 5: Vertikale Messung von Temperatur (ausgezogene Linie) und Taupunkt (strichlierte Linie) an der Station Payerne am Sonntag 5. November, 13 Uhr (schwarz) und am Samstag 4. November, 13 Uhr (grün). Vergleicht man die beiden vertikalen Temperaturprofile fällt auf, dass die Temperatur am Sonntag oberhalb 1700 Metern im Vergleich zum Samstag deutlich abgenommen. Die Atmosphäre ist dementsprechend am Sonntag (schwarze Temperaturkurven) durchgehend deutlich labiler geschichtet wie noch am Samstag (grüne Temperaturkurven).

In Kombination mit dem kräftigen Höhenwind wurden auch in den Niederungen der Alpennordseite verbreitet Böenspitzen von 50 bis 90 km/h, lokal bis 100 km/h, in erhöhten Lagen oberhalb 600 m 100 bis 120 km/h erreicht. Über dem Jura sowie über den Voralpengipfeln wurden Sturmstärken von 110 bis 140 km/h gemessen.

Abbildung 6: Böenspitzen in km/h der letzten 24 Stunden bis am Sonntag, 05.November 16:00 Uhr.
Abbildung 6: Böenspitzen in km/h der letzten 24 Stunden bis am Sonntag, 05. November 16:00 Uhr.

Herbstliche Impressionen

Wie die folgenden Bilder zeigen zauberte das Sturmtief "Domingos" sehr stimmungsvolle Landschaftsbilder hervor...