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Westwind tobte in der Nacht
MeteoSchweiz-Blog | 17. November 2023
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In der Nacht auf heute Freitag tobte auf der Alpennordseite ein kräftiger Weststurm mit Windspitzen bis 120 km/h auch in den Niederungen. Dies ist Grund genug, im heutigen MeteoBlog näher darauf einzugehen.

Vielerorts sorgte der Weststurm auch für Schäden oder zumindest für Unordnung - wie hier in Neuenkirch, wo auf einer Terrasse ein Stuhl umgeweht wurde. Quelle: Meteomeldung/app
Vielerorts sorgte der Weststurm auch für Schäden oder zumindest für Unordnung - wie hier in Neuenkirch, wo auf einer Terrasse ein Stuhl umgeweht wurde. Quelle: Meteomeldung/app
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Tief Frederico sorgte für stürmische Westwinde

Gestern gelangte die Schweiz im Laufe des Tages auf die Südseite des Sturmtiefs Frederico in den Bereich von stürmischen Westwinden. Der Höhepunkt dieses Windereignisses lag zeitlich zwischen Donnerstag am Abend und Freitag am frühen Morgen.

Besonders betroffen vom Sturm waren der Jura, das Mittelland und die Voralpen. Die inneren Alpen sowie die Alpensüdseite merkten - wie meistens - von den Sturmwinden kaum etwas.

Bodendruck [hPa, Isolinien] und berechnete Böenspitzen [kt, 1 kt=1.852 km/h, farbige Flächen] gemäss dem Modell EZ gestern, den 16. November 2023 um 21 UTC. Das Tief Frederico verursachte in der Schweiz zum Teil  Böenspitzen von 50 bis 60 kt.
Bodendruck [hPa, Isolinien] und berechnete Böenspitzen [kt, 1 kt=1.852 km/h, farbige Flächen] gemäss dem Modell EZ gestern, den 16. November 2023 um 21 UTC. Das Tief Frederico verursachte in der Schweiz zum Teil Böenspitzen von 50 bis 60 kt. (MeteoSchweiz)

Im Flachland lokal Böenspitzen von knapp 120 km/h, auf den Bergen sogar Spitzen von 150 bis 170 km/h

Die Windspitzen lagen in den Niederungen zwischen 80 und 100 km/h. Lokal wurden allerdings auch höhere Windspitzen verzeichnet, so in Wädenswil mit 117 km/h und in Luzern mit 118 km/h.

Wie üblich waren die Winde auf den Bergen deutlich stärker. Auf den Jurakreten lagen die Höchstwerte bei über 120 km/h, wobei auf dem Chasseral der Windmesser maximal 136 km/h anzeigte. Noch stärker war der Sturm auf den Voralpengipfeln, denn auf dem Titlis konnten 146 km/h aufgezeichnet werden. Spitzenreiter war der Säntis mit 171 km/h.

Böenspitzen [km/h] in der Schweiz zwischen gestern, dem 16. November 2023, 16 UTC und heute, den 17. November 2023, 06 UTC.
Böenspitzen [km/h] in der Schweiz zwischen gestern, dem 16. November 2023, 16 UTC und heute, den 17. November 2023, 06 UTC. (MeteoSchweiz)

Weststürme dieser Stärke kommen recht häufig vor

Die gemessenen Windspitzen sind nichts Aussergewöhnliches. Denn sie haben eine Wiederkehrperiode zwischen 1 und 3 Jahren. Man kann somit sagen, dass fast jedes Jahr mit einem solchen Ereignis gerechnet werden muss. In Luzern und Wädenswil, wo für das Flachland die höchsten Böenspitzen aufgezeichnet wurden, ist die Wiederkehrperiode allerdings deutlich grösser und beträgt in Luzern 5 bis 10 Jahre und in Wädenswil 8 bis 15 Jahre.

Wiederkehrperiode [Jahre] des Sturmereignisses Frederico an den Messstationen von MeteoSchweiz.
Wiederkehrperiode [Jahre] des Sturmereignisses Frederico an den Messstationen von MeteoSchweiz. (MeteoSchweiz)

Es gab im November örtlich schon sehr heftige Weststürme

Im November gab es schon Weststürme, welche örtlich zu den heftigsten Stürmen gehörten. Erwähnt sei der Weststurm vom 27. November 1983. Damals wurden auf dem Chasseral 207 km/h gemessen und auf der La Dôle zeigte der Windmesser einen Höchstwert von 171 km/h an. Der Sturm fällte im Jura immerhin ca. 500'000 Kubikmeter Holz. Die gemessenen 207 km/h stellen den zweithöchsten Wert seit Messbeginn im Jahr 1981 dar, stärker stürmte es nur am 26. Januar 1995 beim Weststurm Wilma. Selbst die sonst als heftigste Weststürme bekannten Stürme Lothar vom 26. Dezember 1999 und Vivian vom 27. Februar 1990 kamen nicht an den Sturm vom 27. November 1983 heran.

Böenspitzen [km/h] des vergangenen Weststurms Frederico und Vergleich mit den bisherigen heftigsten Weststürmen im Monat November und im ganzen Jahr.
Böenspitzen [km/h] des vergangenen Weststurms Frederico und Vergleich mit den bisherigen heftigsten Weststürmen im Monat November und im ganzen Jahr. (MeteoSchweiz)

Heftigste Weststürme in der Regel im Winter

Generell sind die Weststürme im Winter stärker als im November, dies gilt auch, wenn man von den extremen Stürmen Lothar und Vivian absieht. Denn auch die Stürme Burglind vom 3. Januar 2018, Andrea vom 5. Januar 2012 und Wilma vom 26. Januar 1981 übertrafen an Heftigkeit die stärksten Weststürme vom Monat November. Allerdings ist für eine gesicherte Aussage die Periode von 1981-2023 wohl zu kurz, weil heftige Stürme nicht allzu häufig auftreten.

Anzahl Tage mit Stürmen, welche Böenspitzen von 100 km/h und mehr erreichen, an der Station Zürich/Fluntern in den Jahren 1981-2023.  Ein Ereignis wie Frederico, welcher gestern Abend eine Böe von 100 km/h brachte, tritt in Zürich/Fluntern recht oft auf. Es gab sogar Jahre, in welchen Böen von mehr als 100 km/h an 10 Tagen im Jahr auftraten. Dies war beispielsweise 1990 der Fall, als im Februar und März einige Weststürme  über die Schweiz hinwegfegten, so unter anderem auch die berühmten Stürme Vivian und Wiebke.
Anzahl Tage mit Stürmen, welche Böenspitzen von 100 km/h und mehr erreichen, an der Station Zürich/Fluntern in den Jahren 1981-2023. Ein Ereignis wie Frederico, welcher gestern Abend eine Böe von 100 km/h brachte, tritt in Zürich/Fluntern recht oft auf. Es gab sogar Jahre, in welchen Böen von mehr als 100 km/h an 10 Tagen im Jahr auftraten. Dies war beispielsweise 1990 der Fall, als im Februar und März einige Weststürme über die Schweiz hinwegfegten, so unter anderem auch die berühmten Stürme Vivian und Wiebke. (MeteoSchweiz)