Türchen 23 - Schneefall am Observatorium Locarno Monti
Bei Schneefall im Prognosedienst zu arbeiten, ist immer eine grosse Herausforderung: Die Vorhersage ist nie einfach, die Folgen dieses Phänomens auf die Gesellschaft, die Bedeutung der Worte, die man in Interviews benutzt, wird plötzlich grösser. Wenn man weiss, dass man im Dienst ist, wenn Frau Holle erwartet wird, bereitet man sich so gut wie möglich vor, man kommt besser ausgeruht an, man ist bereit, einen schweren, aber gleichzeitig spannenden Tag zu erleben. Ja, es ist auch aufregend, denn Schnee ist immer noch mein liebstes meteorologisches Phänomen, das mehr als jedes andere die Orte, auf die er fällt, verändern kann. Nicht der Schnee in den Bergen, der für mich selbstverständlich ist, sondern der Schnee dort, wo ich jeden Tag lebe, wenn er jeden Zentimeter der Umgebung, die ich kenne, weiss färbt und zu etwas Besonderem macht. Schnee in seiner Vergänglichkeit, den man in jedem Augenblick geniessen sollte, bevor er verschwindet. Und so lockt mich jede kleine Unterbrechung der Arbeit in der Wetterzentrale nach draussen, um jede Flocke zu geniessen, die wie von Zauberhand vom Himmel fällt und mein Gesicht streichelt. So wie am 8. Dezember 2021, als der Hauptsitz von MeteoSchweiz in Locarno Monti in einen weissen Umhang gehüllt war.
Von L. Panziera, Meteorologe