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Niederschlagsextreme in der Schweiz im Laufe des Jahres

MeteoSchweiz-Blog | 14. Dezember 2023
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Starke Niederschläge verursachen - wie in den vergangenen Tagen eindrücklich zu beobachten war - immer wieder grosse Schäden, sei es durch Hochwasser oder im Winter durch Lawinen. Wir werfen heute einen Blick auf die Niederschlagsextreme in der Schweiz im Jahresverlauf.

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Der Vergleichbarkeit halber werden 24-Stundensummen in Betracht gezogen

Niederschläge dauern unterschiedlich lang an. Im Sommer sorgen oft Gewitter für extreme Niederschläge innert wenigen Minuten, im Winterhalbjahr sorgen hingegen stationäre Fronten im Mittelland und Stau an den Alpen für längerdauernde und ergiebige Niederschläge. Es ist leicht einzusehen, dass die Intensität bei sehr kurzdauernden Ereignissen wie den Hitzegewittern sehr hoch sein kann. So können innert 10 Minuten bis 40 mm fallen, was in einer Stunde 240 mm Niederschlag bedeuten würde. Nun dauern solche extremen Niederschlagsspitzen nur etwa 10 bis 20 Minuten an, so dass eine Hochrechnung auf eine Stunde nicht allzu sinnvoll ist. Ergiebige Niederschläge an den Fronten oder bei Stauerscheinungen haben eine maximale Intensität von etwa 6 bis 30 mm in einer Stunde, südlich der Alpen teils bis 100 mm in einer Stunde. 24-Stundensummen belaufen sich auf 70 bis 250 mm nördlich der Alpen und 200 bis über 450 mm südlich der Alpen. Sofern nicht anders erwähnt, beziehen sich Niederschlagsmengen in den nächsten Kapiteln auf 24-Stundensummen.

Im Winter bringen West- bis Nordwestlagen der Alpennordseite die grössten Niederschlagsmengen

Stürmische West- und Nordwestlagen führen im Winter hie und da vom Atlantik her milde und sehr feuchte Meeresluft zu den Alpen, wo sie je nach Anströmungsrichtung eher an den Westalpen oder aber am Alpennordhang gestaut wird. Dabei wurden schon 24-Stundensummen von über 100 mm aufgezeichnet. Erwähnt sei der 21. Dezember 1991, welcher beispielsweise dem nördlichen Gotthardgebiet Niederschlagsmengen von 120 bis 140 mm brachte. Nördliche und nordöstliche Winde bringen keine derart hohen Mengen, weil sie meist deutlich kälter sind und zudem weniger häufig Sturmstärke erreichen, was für die Feuchtezufuhr von entscheidender Bedeutung ist. Das Gleiche gilt auch für östliche Winde, welche in der Schweiz zudem kaum Stauerscheinungen auslösen.

Im Sommerhalbjahr sind nördlich der Alpen die Vb- Lagen am niederschlagsreichsten, besonders in den Voralpen

Im Gegensatz zum Winter bringen westliche und nordwestliche Winde in den übrigen Jahreszeiten kaum Rekordniederschläge. Dies, weil der Atlantik in diesen Jahreszeiten relativ gesehen nicht allzu warm, im Sommer sogar kühl ist. Zum andern sind die Höhenwinde deutlich schwächer, weshalb auch der Feuchtetransport eingeschränkt ist. Demgegenüber sind die sogenannten Vb-Lagen sehr niederschlagsreich. Unter einer Vb-Lage versteht man - vereinfacht gesagt - ein Tief, welches sich vom Golf von Genua zur Adria verlagert und anschliessend nach Norden Richtung Polen zieht. Die sehr feuchte und auch warme Mittelmeerluft wird dann quasi um das Tief herumgeführt, erreicht die Schweiz aus Norden oder Nordosten und löst besonders am zentralen und östlichen Alpennordhang ergiebige Niederschläge aus. Rekordmengen von 100 bis 150 mm treten auf der Alpennordflanke recht verbreitet auf. Lokal können dabei innert 24 Stunden über 200 mm niedergehen, so etwa im Rigigebiet oder bei Schänis-Weesen.

Südstaulagen bringen der Alpensüdseite eindeutig höhere Niederschläge als West- und Nordwestlagen oder Vb-Lagen der Alpennordseite

Eindeutig die höchsten Niederschlagssummen bringen die Südstaulagen, welche sich naturgemäss auf der Alpensüdseite am stärksten auswirken. Sie übertreffen an Intensität im Winter die West- und Nordwestlagen der Alpennordseite deutlich. So sind am Alpensüdhang schon mehrmals Tagesummen von deutlich über 100 mm aufgezeichnet worden, Spitzen erreichten im Maggiagebiet schon 180 mm.

Noch viel deutlicher sind die Verhältnisse in den übrigen Jahreszeiten, besonders im Spätsommer und im Herbst. In diesen Zeiten sind mindestens im Tessin und auf der Simplonsüdseite verbreitet Niederschlagsummen von über 200 mm vorgekommen, im Centovalli und Onsernonetal wurden sogar deutlich über 400 mm erreicht. Insgesamt kann gesagt werden, dass die Südstauniederschläge auf der Alpensüdseite praktisch doppelt so intensiv sind wie Niederschläge der Vb-Lagen nördlich der Alpen.