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Starkniederschläge und Hitze prägten das Sommerhalbjahr 2023 in den zentralen und östlichen Alpen

MeteoSchweiz-Blog | 12. Dezember 2023
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Das Sommerhalbjahr 2023 war geprägt von extremen Niederschlagsereignissen in vielen Teilen der Alpen und hohen Temperaturen in allen Höhenstufen. Vor allem in der zweiten Augusthälfte, im September und im Oktober wurden viele Temperaturrekorde gebrochen.

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Auch die dritte Ausgabe aus der Berichtsreihe «Alpenklima», die im Rahmen der engen Kooperation der drei Wetterdienste aus Deutschland, Österreich und der Schweiz entstanden ist, bietet eine grenzübergreifende Einordnung des aktuellen Klimazustandes und wichtiger klimatologischer Ereignisse für die Alpenregionen der drei Länder. Die aktuelle Ausgabe umfasst den Zeitraum von Mai bis Oktober 2023.

Das Sommerhalbjahr in Kürze

Der Mai verlief über weite Strecken sonnenarm und immer wieder regnerisch. Die Maitemperatur lag am Ende im Bereich des vieljährigen Mittels. Der Juni zeigte sich dafür in den Zentral- und Ostalpen sehr sonnig und regenarm. Nördlich des Alpenhauptkamms war es lokal der sonnigste oder regenärmste Juni seit Messbeginn. Regional gehörte der Juni 2023 zu den fünf wärmsten seit Messbeginn.

Zu Julibeginn gab es eine markante Hitzewelle. Auf der Alpensüdseite folgte eine zweite Hitzeperiode ab der Monatsmitte. In dieser Periode brach im Oberwallis ein Waldbrand aus. Nach einem kühlen Start in den August mit Schnee in den Bergen, gab es in Südösterreich und den angrenzenden Gebieten in Italien und Slowenien Rekordniederschläge. Ab dem zweiten Monatsdrittel meldete sich der Hochsommer zurück mit anhaltend heissen Verhältnissen. Gegen Monatsende wurde die Hitze von einer Unwetterperiode mit teilweise großkörnigen Hagelschlägen und Überschwemmungen abgelöst.

Der September war mit Abstand der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen im gesamten Alpenraum. Auch der letzte Monat des Sommerhalbjahrs 2023 brachte Temperaturen im Rekordbereich. Der Oktober war in den Österreichischen Alpen der zweitwärmste und im Alpengebiet der Schweiz lokal unter den wärmsten drei Oktobern seit Messbeginn.

Extreme Niederschläge

Anfang August kam es im Südalpenraum zu heftigen Niederschlägen. Ausgelöst durch ein Italientief, fielen in der ersten Woche des Monats in Oberitalien, Slowenien sowie in Südösterreich sehr große Regenmengen, die regional zu Überflutungen und Erdrutschen führten. Vor allem von den Karawanken über die südliche Steiermark bis ins Südburgenland sorgten die atmosphärischen Bedingungen für heftigen Dauerregen, der an einigen Stationen Niederschlagsrekorde brachte. Insgesamt entsprachen die Niederschlagsmengen in den am stärksten betroffenen Gebieten einem Ereignis, dass statistisch seltener als einmal in 100 Jahren auftritt.

Ein weiteres Italientief sorgte vom 25. bis 29. August für ungewöhnlich hohe Niederschlagsmengen im Alpenraum. Der Niederschlagsschwerpunkt lag jedoch diesmal weiter im Westen. Verbreitet fielen in der Schweiz südlich des Alpenhauptkammes vom Morgen des 26. August bis am Morgen des 29. August binnen 72 Stunden Regenmengen über 150 mm. Im Tessin und Misox gab es gebietsweise Dreitagessummen von 200 bis 300 mm. Den höchsten Wert meldete Biasca mit 387 mm. In den angrenzenden Gebieten Nord- und Mittelbündens erreichten die Dreitagessummen regional 170 bis 270 mm. An den Messstandorten Vaduz (197 mm) und Kronberg (244 mm) sind die gefallenen Dreitagessummen seltener als alle 100 Jahre zu erwarten.

In Österreich fiel vor allem in Vorarlberg innerhalb von 72 Stunden verbreitet eine Regenmenge von 140 bis 200 mm. In Tirol, Salzburg, Oberösterreich, Kärnten und der Steiermark summierte sich noch verbreitet 50 bis 100 mm Niederschlag, lokal wurden aber auch hier bis zu 160 mm Regen gemessen. Die Folgen waren wieder Überflutungen, Erdrutsche und umgestürzte Bäume. Die Niederschlagsmengen waren aber geringer als in den Schweizer Alpen und daher sind auch die maximalen statistischen Wiederkehrzeiten der Dreitagessummen mit 5 bis 30 Jahren deutlich kürzer. Im bayerischen Allgäu bewegten sich die Wiederkehrzeiten für diesen Zeitraum in einem ähnlichen Bereich. In den 72 Stunden ab dem Morgen des 25.8. fielen um die 150 mm Niederschlag, z.B. in Oberreute 153 mm, Rettenberg-Kranzegg 160 mm und Pfronten Rehbichel (148 mm).

Späte Hitze im August

Nach einer relativ kühlen ersten Augustdekade, gab es vom 11. bis 29. August 2023 eine ausgesprochen lange Hitzewelle. In der Schweiz und in Österreich gab es neue Stationsrekorde. Die Hitzewelle brachte bis in mittlere Berglagen Hitzetage mit 30 °C oder mehr. Disentis auf 1197 m ü. M. registrierte 5 Hitzetage in Folge. Am 24. August stieg das Tagesmaximum auf 33,5 °C. Es war die höchste Temperatur in Disentis seit Messbeginn 1959. Sogar in Montana, auf annähernd 1500 m Höhe, wurde ein Hitzetag registriert und ein neuer Stationsrekord aufgestellt.

Der Tageshöchstwert von 37,6 °C in Sion egalisierte den bisherigen Rekord aus dem Hitzesommer 2003. Auf der Schweizer Alpensüdseite wurden verbreitet Werte um 35 °C oder mehr erreicht. Neue Tageshöchstwerte für den August gab es in Zermatt, Davos, Arosa und auf dem Säntis. Auch in den österreichischen Alpen wurden an einigen höher gelegenen Wetterstationen neue Augustrekorde der Maximaltemperatur erzielt. Darunter zählen Seefeld, Warth, Ischgl und die Rudolfshütte.

September und Oktober waren regional die wärmsten seit Messbeginn

Die Monatsmitteltemperaturen für September waren an den meisten Stationen in den zentralen und östlichen Alpen die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen. Zum Teil lagen sie mehr als 1,5 °C über den bisherigen Rekorden. Betrachtet man das Temperaturmittel von Säntis, Sonnblick und Zugspitze, so lag der September fast 5 °C über dem Mittelwert der Referenzperiode. In der ersten Septemberhälfte wurde stellenweise die wärmste 14-Tagesperiode für einen September registriert. Es gab auch einzelne neue Tageshöchstwerte für September.

Nach dem deutlich wärmsten September verzeichneten die zentralen und östlichen Alpen regional wiederum den wärmsten oder zweitwärmsten Oktober seit Messbeginn. Nachdem schon der Oktober 2022 im weiten Teilen des Alpenraumes rekordwarm war, schafften es auch 2023 einige Stationen mit langen Zeitreihen erneut auf Platz eins. Dazu gehört die 247 Jahre lange Temperaturreihe der Wetterstation Innsbruck-Universität (AT) mit einem Oktobermittel von 13,2 °C (alter Rekord 12,8 °C, 2022). Auch an einzelnen Stationen in den zentralen und südlichen Schweizer Alpen mit Messbeginn vor 1900 erreichte die Monatsmitteltemperatur im Oktober neue Höchstwerte: Meiringen (12,0 °C), Altdorf (13,6 °C), und Lugano (15,9 °C). Vielerorts gab es Sommertage mit Tagesmaxima von 25 °C oder höher. Die höchsten Werte auf der Schweizer Alpensüdseite registrierten Comprovasco mit 29,4 °C und Stabio mit 28,7 °C am 8. Oktober. In Rosenheim (DE) wurde mit 28,5 °C ein der bisherige Rekord von 28,4°C vom 01.10.1986 eingestellt und mit 7 Tagen auch die bisher höchste Anzahl an Sommertagen registriert.

Die hohen Temperaturen von August bis Oktober haben auch die Nullgradgrenze in die Höhe getrieben. Die Nullgradgrenze steigt seit Jahrzehnten deutlich an. Dieser Anstieg führt u.a. zu mehr Schnee- und Eisschmelze.

Berichtsreihe «Alpenklima»

Die nächste Ausgabe von «Alpenklima» behandelt das Winterhalbjahr 2023/24 (November 2023 bis April 2024) und erscheint voraussichtlich im Juni 2024. Die bisherigen Ausgaben finden Sie unter folgenden Links: