Inhaltsbereich

Ein unruhiger Abend steht bevor

MeteoSchweiz-Blog | 22. Februar 2024
4 Kommentare

Am Donnerstagabend erreicht eine aktive Kaltfront aus Westen die Schweiz. Ihre Annäherung ist bereits spürbar durch die Verstärkung der Winde in den Bergen und im Flachland. Wir werfen einen Blick auf die meteorologischen Zutaten, die für die stürmischen Winde bis in die Niederungen verantwortlich sind. Halten Sie sich fest, es wird stürmisch…

  • Wetter

Fussbereich

Top Bar Navigation

Alle Schweizer BundesbehördenAlle Schweizer Bundesbehörden

Aktive Kaltfront

Die für die starken bis stürmischen Winde, die heute Abend nördlich der Alpen erwartet werden, verantwortliche Kaltfront befindet sich zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Zeilen in Westfrankreich. Sie ist sehr schnell unterwegs und wird heute Abend die Alpennordseite erreichen. Auf der Vorderseite dieser Kaltfront hat sich über den Alpen ein Südüberdruck eingestellt, was zu Föhn in den Alpentälern geführt hat. Im Mittelland wird der Südwestwind zwischen dem Jura und den Alpen kanalisiert.

Wie die Animation unten zeigt, werden die Gradienten unmittelbar beim Durchgang der Kaltfront am Donnerstagabend am stärksten sein (d.h. die Isobaren liegen dann am nächsten zusammen), so dass die Südwest- bis Westwinde zu diesem Zeitpunkt in ihren Höhepunkt erreichen.

Gleichzeitig wird über der Alpennordseite ein starker Wind mit Böen bis zu 130 km/h zwischen 1000 und 2500 Metern wehen, dargestellt durch die roten Pfeile in der Modellsondierung unten. Dieser sogenannte Jetstream in tiefen Lagen (in der Meteorologie auch Low-Level-Jet genannt) setzt viel kinetische Energie frei, die auf die Jurakämme einwirken, aber unter bestimmten Bedingungen auch in die tieferen Lagen vordringen kann.

Erschwerende Faktoren

Es gibt Faktoren, die heute Abend die Böen im Flachland verschärfen können. Dazu gehören der starke Druckanstieg, das rasche Einfliessen der Kaltluft auf der Rückseite der Front und vor allem die Instabilität, die zu Gewittern führen kann. Gewitter bedeuten Böen und damit möglicherweise eine lokale Verstärkung des Windes in der Nähe von Gewitterzellen oder Regenschauern.

In den Vorhersagen der Niederschlagsintensität tritt dieses konvektive Signal seit mehreren Tagen deutlich hervor und zwar in Form einer Linie mit intensiveren Regenfällen während dem Frontdurchgang. Dieses Element muss im Auge behalten werden, da es auch die Winddrehung von Südwest auf Nordwest andeutet, wie die Animation der Niederschlagsintensität überlagert mit der Windrichtung unten zeigt.

Einige Unsicherheiten

Während die grossräumige Lage von den Modellen gut erfasst wird, sind die Details der Phasen zwischen konvektiven Böen (unter Schauern oder Gewittern) und dem allgemeinen Wind selbst in der Kurzfrist schwierig vorherzusagen.

Wenn sich die Instabilität ausreicht, kann sich die Energie des Low-Level-Jets bis zum Boden ausbreiten und in den Niederungen, die mit Stufe 3 bewarnt wurden, mühelos für Böen von mehr als 90 km/h sorgen. So sind Böen zwischen 70 und 90 km/h in weiten Gebieten wahrscheinlich, während Werte über 90 km/h eher punktuell auftreten und daher leichter durch die Maschen unseres Bodenmessnetzes fallen können. Die Unsicherheit über die Stärke der Böen variiert signifikant von Ort zu Ort, insbesondere wenn man sich für die Regionen im «Endspurt» der Front interessiert, wie beispielsweise die Voralpen. Die Vorhersage für 3 Orte im Warnperimeter unten zeigen dies: Die Streuung der Böenspitze in Fahy und Neuchâtel ist geringer als in Le Bouveret.

Ausgegebene Windwarnungen

Aufgrund dieses Windereignisses wurden am Donnerstagmorgen Warnungen der Stufe 2 und 3 herausgegeben. Sie decken weitgehend die Regionen ab, in denen ein Potential für Böen mit mehr als 90 km/h besteht.

Es folgt also eine kurze, aber stürmische erste Nachthälfte. Auf morgen Freitag beruhigt sich das Wetter. Bleiben Sie auf unserer Website und auf unserer App laufend informiert und vergessen Sie nicht, Ihre Beobachtungen zu melden, wenn Sie Zeuge eines interessanten Phänomens werden.

Schnee in den Bergen

Hinter der Warmfront, welche die Schweiz in der Nacht auf heute Donnerstag überquert hat, wurde tagsüber weiterhin milde und feuchte Luft zum Alpenraum geführt. Die Schneefallgrenze lag dabei zwischen 1800 und 2200 Metern. Mit der Annäherung der Kaltfront aus Westen und dem raschen Kaltfrontdurchgang in der folgenden Nacht sinkt die Schneefallgrenze gegen 800 Meter und dürfte am Freitag nördlich der Alpen zwischen 600 und 900 Metern und südlich der Alpen um 1000 Meter liegen.

Der Kaltfrontdurchgang wird gegen Osten hin durch die Bildung eines Tiefs südlich der Alpen etwas verlangsamt. Dadurch wird am Freitag auch tagsüber noch feuchte Luft zur Alpensüdseite und zu den östlichen Alpen geführt. Dabei werden besonders im Bergell, Misox, Puschlav, Oberengadin und im Berninagebiet oberhalb von 1600 Metern 30 bis 50 cm Neuschnee, oberhalb von 1400 Metern 15 bis 30 cm Neuschnee erwartet. Die Neuschneemengen Richtung Mittelbünden und Prättigau dürften oberhalb von 1600 Meter zwischen 20 bis 40 cm betragen, oberhalb von 1200 Metern 10 bis 25 cm. Ebenso Richtung Unterengadin und in den nördlichen Tessiner Alpen sind oberhalb von 1400 Metern 10 bis 30 cm Neuschnee möglich. Diese Neuschneemengen wurden mit einer Schneewarnung der Stufe 2 bewarnt.