Inhaltsbereich

Professorinnen des Instituts für Atmosphäre und Klima der ETH Zürich

MeteoSchweiz-Blog | 08. März 2024
6 Kommentare

Obwohl die Geschlechterungleichheit in den Wissenschaften abnimmt, beträgt der Frauenanteil in der Schweiz aktuell nur 36%, in gewissen Sektoren sogar weniger. Anlässlich des heutigen internationalen Frauentags widmen wir uns deshalb den Professorinnen des atmosphärischen und klimatologischen Instituts der ETH Zürich, um die Sichtbarkeit von Frauen in der Wissenschaft zu stärken und jungen Frauen Identifikationsmöglichkeiten zu bieten.

  • Wetter

Fussbereich

Top Bar Navigation

Alle Schweizer BundesbehördenAlle Schweizer Bundesbehörden

MeteoSchweiz spielt eine entscheidende Rolle bei der Vorhersage des Wetters in der Schweiz, wobei wissenschaftliche Erkenntnisse aus verschiedenen Fachgebieten einfliessen. Die Zusammenarbeit zwischen Forscherinnen und MeteoSchweiz trägt dazu bei, innovative Lösungen für aktuelle Herausforderungen im Bereich Wetter und Klima zu entwickeln. Das hat die Blogschreiberin dazu bewegt, diesen Blog den Professorinnen des Instituts für Atmosphäre und Klima der ETH Zürich zu widmen.

Prof. Dr. Ulrike Lohmann ist Wolkenphysikerin und erforscht die Entstehung von Eiskristallen auf verschiedenen Aerosolpartikeln im Labor und die Mikrostruktur in Wolken in unterschiedlichen Orten (Arktis, Schweizer Mittelland, Alpen). Des Weiteren erforscht sie tropische Wirbelstürme und beschäftigt sich damit, weshalb diese entstehen und sich intensivieren.

Prof. Dr. Sonia Seneviratne ist Professorin für Land-Klima-Dynamik. In ihrer Forschung befasst sie sich mit der Untersuchung von Extremereignissen wie Trockenheit, Hitzewellen und Starkniederschlägen. Ausserdem befasst sie sich mit Land-​Klima -Prozessen und dem menschengemachten Klimawandel.

Prof. Dr. Manuela Brunner ist im Bereich Hydrologie und Klimafolgen tätig. Sie und ihre Forschungsgruppe widmen sich Extremen in Aquatischen Ökosystemen. Sie ist Dozentin der Vorlesung «Gebirgshydrologie» (Mountain Hydrology), in der sie sich den Elementen des Wasserkreislaufes, deren Zusammenhänge und Veränderungen widmet.

Wie sind Sie auf Idee gekommen, Atmosphärenwissenschaftlerin und Professorin zu werden?

Prof. Dr. U. L.: Mein Zielwar es,einen Studiengang, der relevant für die Menschheit ist und ein physikalisches Verständnis braucht, zu studieren. Das habe ich in der Atmosphärenphysik gefunden. Professorin bin ich eigentlich durch Zufall geworden, als ich während meiner Post-Doc Zeit in Kanada eine Stelle als Assistenzprofessorin an der Dalhousie Universität in Halifax angeboten bekam.

Prof. Dr. S. S.: Ich habe mich schon früh für Naturwissenschaften interessiert, insbesondere für Physik und Biologie. Ichstudierte Umweltphysik mit Vertiefung in Atmosphärenphysik an der ETH Zürich und doktorierte anschliessend auch an der ETH Zürich. Mein Post-Doc absolvierte ich in den USA bei der NASA und dann kam ich schliesslich wieder an die ETH Zürich zurück.

Prof. Dr. M. B.: Nach erfolgreichem Geographie-Bachelorstudium, das mir einen sehr breiten Hintergrund in Natur- und Sozialwissenschaften verschaffte, konzentrierte ich mich im Masterstudiengang auf Klimawissenschaften. Ich begann ein Doktorat in Hydrologie an der Universität Zürich. Während dieser Zeit genoss ich die intellektuelle Freiheit, das Erforschen und die Diskussion mit Kolleginnen sehr. Deshalb entschloss ich mich, den Weg einer akademischen Karriere einzuschlagen.

Was ist Ihnen bei der Arbeit wichtig?

Alle Professorinnen schätzen es, in der Gruppe zu arbeiten und zu interagieren, sowie neue Wissenschaftlerinnen und Doktorandinnen auszubilden und zu vernetzen.

Prof. Dr. U. L.: Mir sindgegenseitiger Respekt, Offenheit und eine gute Atmosphäre sehr wichtig.

Prof. Dr. S. S.: Ich finde eswichtig, in neuen Bereichen, die innovativ sowie von grosser gesellschaftlicher Relevanz sind, zu forschen.

Welche Hürden hatten Sie in Ihrer Karriere?

Prof. Dr. S. S.: Ich bin seit einigen Jahren mit der Hauptschwierigkeit konfrontiert, dass die Schweiz von den EU-Forschungsprogrammen ausgeschlossen ist. Das bedeutet, dass die Schweiz sich zwar an Projekten beteiligen, sie aber nicht mehr leiten darf. Das schränkt die Chancen, neue Forscherinnen für die ETH Zürich zu gewinnen, erheblich ein.

Prof. Dr. M. B.: Als Schweizerin fühle ich mich sehr privilegiert und ich hatte keine eindeutigen Hürden. Ich hatte und habe immer noch grossartige Mentorinnen, die mich unterstützen. Jedoch stehe ich, wie auch andere, alltäglichen Schwierigkeiten gegenüber, wie z.B. schwierige Zusammenarbeit, Kommunikationshürden, sehr spontane Abgabetermine und Mansplaining.

Was war aus Ihrer Sicht der grösste Erfolg in Ihrer Laufbahn?

Prof. Dr. S. S.: Es gibt wahrscheinlich zu viele, um sie alle zu erwähnen! Alles fing im Jahr 2006 an, als ich einen Nature-Artikel zum Thema «Land-Atmosphären-Kopplung und Klimawandel in Europa» veröffentlichte. Damit begann meine wissenschaftliche Karriere und ist deshalb für mich von grosser Bedeutung.

Prof. Dr. M. B.: Ich gewann den Schweizerischen Nationalfond (SNSF) Starting Grant. Dieser Förderpreis ermöglichte mir die Leitung meines eigenen Forschungsprojektes und Forschungsteams in der Schweiz. Das ist mein grösster wissenschaftlicher Erfolg. Mein grösster persönlicher Erfolg hingegen ist, dass ich eine Gruppe mit interessierten und motivierten Personen leite, die sich gegenseitig unterstützen.

Was würden Sie angehenden Wissenschaftlerinnen mit auf den Weg geben?

Prof. Dr. U. L.: Ich möchte junge Frauen dazu ermutigen, ihrer Freude und Passion nachzugehen und sich nicht abschrecken zu lassen, wenn nicht alles nach Plan läuft.

Prof. Dr. M. B.: Lassen Sie sich nicht von den Erwartungen anderer Menschen und Institutionen ablenken.

Prof. Dr. S. S.: Ich würde junge Fragen dazu ermutigen,sich keine Gedanken darüber zu machen, ob in den Bereichen, für die sie sich interessieren, bereits Frauen tätig sind. Es gibt inzwischen viele Frauen in Führungspositionen, aber immer noch weniger als Männer und manche Frauen zögern vielleicht, deshalb eine Karriere zu machen. Ich erinnere mich an einen Spruch, den ich einmal gelesen habe und der mir im Gedächtnis geblieben ist: «Folge nicht einfach dem Weg, der vor dir liegt. Geh deinen eigenen Weg und hinterlasse eine Spur».

Es schrieb für Sie Daniela Roth, Meteorologin MeteoSchweiz.

(BFS) Quelle Bundesamt für Statistik