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Turbulente Ostertage

MeteoSchweiz-Blog | 28. März 2024
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Der Schweiz steht ein sprichwörtlich turbulentes Osterwochenende bevor: Uns erwarten ein Föhnsturm im Norden und auf den Berggipfeln, im Süden fällt anhaltender und teils ergiebiger Niederschlag. Doch damit nicht genug, Saharastaub mag noch für die eine oder andere Überraschung sorgen.

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Osterei mal anders

Wir haben uns bereits vor Ostern auf die Ostereiersuche begeben und siehe da, wir wurden fündig:

Unser wichtigstes meteorologische Osterei befindet sich in Form eines langlebigen Tiefs bei Irland. Es verlagert sein Zentrum zwischen Karfreitag und Ostermontag nur langsam südwärts und wird in loser Folge von Randtiefs umkreist.

Föhnsturm im Norden

Als Folge davon stellt sich im Alpenraum am Karfreitag eine starke bis teils stürmische Südwestströmung ein. Gleichzeitig nimmt der Südüberdruck im Tagesverlauf rasch zu und erreicht am Nachmittag sein Maximum.

In den Alpentälern kommt stürmischer Föhn auf, welcher am Nachmittag und in den frühen Abendstunden mit Böenspitzen zwischen 90 und 120 km/h seinen Höhepunkt erreicht. In besonders föhnexponierten Lagen sind teils Böen bis 140 km/h möglich. Am Nachmittag dringt der Föhn teils in die angrenzenden Regionen des Mittellandes vor. Prädestiniert sind der Zuger- und Ägerisee sowie der östliche Bodensee, wo zeitweise Böenspitzen um 90 km/h möglich sind.

Am Karsamstag betritt ein «Überraschungsei» in Form eines kleinen, von Südfrankreich knapp westlich der Schweiz nach Norden ziehenden Tiefdruckgebiets die meteorologische Bühne. Nördlich der Alpen entladen sich im Verlauf des Nachmittages aus Westen Schauer, teils sind in der labilen Luft auch Gewitter möglich. Wo der Outflow der Schauer- oder Gewitterzellen auf den Föhn trifft, sind im Mittelland bzw. an den äusseren Voralpen lokale konvektive Überraschungen möglich. Hauptauswirkung unseres «Überraschungseis» ist aber eine Druckwelle, die am Samstag vorübergehend den Südüberdruck abschwächt. Von Entspannung in Sachen Föhn aber weit und breit keine Spur. Zwar ist die Föhnintensität in den Alpentälern gegenüber Karfreitag ein wenig geringer, zur Alpennordseite gelangt aber etwas labilere Luft, in welcher der Föhn tagsüber noch etwas besser ins Mittelland vordringen vermag.

Am Ostersonntag nimmt der Südüberdruck und damit der Föhn wieder etwas zu, die Böenspitzen von Karfreitag werden aber voraussichtlich nicht mehr erreicht. In der zweiten Tageshälfte gelangen dennoch weite Teile des östlichen Mittellandes in die Föhnluft. Am Ostermontag findet dann der Föhn sein Ende: Aus Westen überquert eine Kaltfront die Alpennordseite.

Zwischen Freitag und Montagmorgen weht auf den Bergen ein stürmischer Südwind mit Böenspitzen zwischen 120 und rund 150 km/h. Voraussichtlich nimmt über den Westalpen der Wind bereits am Sonntagabend deutlich ab.

Staulage auf der Alpensüdseite

Während im Norden der «älteste Urner» an Ostern sein Unwesen treibt, steht uns auf der Alpensüdseite eine spannende Südstaulage bevor.

Bereits am Karfreitag setzt im Tessin und im Misox Niederschlag ein. Bei Niederschlagseinsatz liegt die Schneefallgrenze voraussichtlich um 1200 Meter und steigt in der Folge bis am Abend auf 1800 bis 2100 Meter an.

Im Verlauf des Karsamstags intensiviert sich der Südstau und besonders von der Leventina bis zum oberen Maggiatal fällt ergiebiger Niederschlag, welcher mit stürmischem Südwind auch in die direkt nördlich des Alpenhauptkammes angrenzenden Regionen (Südliche Walliser Alpen, Goms, Gotthard-Gebiet, Surselva) übergreift. Am Ostersonntag weiten sich die Niederschläge auch auf die übrige Alpensüdseite vom Misox bis ins Puschlav aus, und der nach Norden übergreifende Schneefall weitet sich vom Rheinwald bis zum Avers aus. Wegen Zufuhr von etwas kühlerer Luft sinkt die Schneefallgrenze am Sonntag voraussichtlich auf rund 1500 Meter.

Mit der Schneefallgrenze kommen wir zu einem weiteren «Überraschungsei»: Je nach Kaltluftzufuhr wird ab Ostersonntag die Schneefallgrenze in den Alpentälern unterschiedlich hoch liegen. Abhängig von der Niederschlagsintensität wird somit auch die Niederschlagsabkühlung in den Alpentälern unterschiedlich stark ausfallen, womit wir bei unserem vorletzten «Überraschungsei» wären: Die Schneefallgrenze ist noch recht unsicher und bietet Überraschungspotential.

Saharastaub

Karfreitag und Karsamstag erreicht in 2 Schüben Saharastaub den Alpenraum. In welchem Masse er von den Niederschlägen aus der Alpensüdseite aus der Luft ausgewaschen wird, ist ein weiteres «Überraschungsei» unserer Ostereiersuche. Höchstwahrscheinlich erreicht der Saharastaub auch die Alpennordseite und wird dort die Besonnung auf die eine oder andere Weise beeinträchtigen.