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Schön mit Föhn (?)

MeteoSchweiz-Blog | 27. April 2024
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Bereits am gestrigen Freitag hat sich im Alpenraum eine Föhnlage eingestellt und unser windiger Geselle pfiff mit Böen zwischen 50 und 70 km/h durch das Oberwallis, das Haslital sowie das Reuss- und Rheintal. Wie ging es heute mit dem Föhn weiter und was macht er ab Sonntag?

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Unser Blogtitel «Schön mit Föhn» liegt erfahrungsgemäss im Auge des Betrachters oder der Betrachterin, denn die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Er sei uns aber an dieser Stelle erlaubt, da es sich um einen Blog und nicht um eine wissenschaftliche Abhandlung oder unseren offiziellen Wetterbericht handelt.

Zunehmender Föhn

Nach einer vorübergehenden nächtlichen Abschwächung nahm der Föhn im Verlauf des heutigen Tages wieder Fahrt auf. Ein langsam von der Biskaya ostwärts ziehendes Tiefdruckgebiet löste im Norden Druckfall und damit eine Verstärkung des Südüberdruckes aus.

Exemplarisch blicken wir an unsere SwissMetNet Station in Altdorf, wo sich der älteste Urner in der zurückliegenden Nacht eine zweieinhalbstündige Ruhepause gönnte um anschliessend sukzessive an Fahrt aufzunehmen.

Im weiteren Tagesverlauf intensivierte sich auch in den übrigen Föhntälern die Föhnströmung. Bei Redaktionsschluss um 16 Uhr lagen die höchsten Böenspitzen in den Alpentälern zwischen 60 und 85 km/h. In den angrenzenden Teilen des Mittellandes von Luzern bis zum östlichen Bodensee blies der Föhn am Nachmittag mit Böenspitzen zwischen 40 und 60 km/h.

Heute teils bis ins Mittelland vordringender Föhn

Vor allem im Frühjahr und insbesondere im April dringt der Föhn oft bis ins Mittelland vor. So ist er in der östlichen Bodensee ein häufiger, am Zürichsee und sogar am Flughafen Zürich-Kloten ein gelegentlicher Gast. Die folgenden Abbildungen illustrieren die langjährige Föhnhäufigkeit im Jahresverlauf und visualisiert zusätzlich das mittlere zeitliche Auftreten in Tagesverlauf:

Allen 3 Stationen im Mittelland ist ein Föhnmaximum im April gemein. Ferner sehen wir den Auswertungen für Wädenswil und Güttingen die grösste Föhnhäufigkeit am späteren Nachmittag bis in den frühen Abend während sich der Vormittag nahezu Föhn-frei präsentiert. Nicht ganz so markant aber immer noch deutlich erkennbar ist das Föhnmaximum in der zweiten Tageshälfte auch in Altenrhein am Bodensee.

Die Erklärung für dieses tageszeitliche Muster finden wir im typischen Windregime während Föhnlagen im Mittelland: Üblicherweise bildet sich eine schwache Bisenströmung aus, welche aus Nordosten trockene und etwas kühlere, bzw. weniger warme Luft ins Mittelland führt und die Grundschicht stabilisiert. Zusätzlich bildet sich in den Nächten im Mittelland ein Kaltluftsee. Der Föhn muss also erst einmal das Kaltluftpolster im Mittelland ausräumen, bevor er mit gegenüber den Alpentälern geringerer Intensität bis ins Mittelland ausgreifen vermag.

Exemplarisch können wir dieses Verhalten heute am östlichen Bodensee nachvollziehen. Am Vormittag war es am Bodensee (repräsentiert durch unsere SwissMetNet-Station in Altenrhein) kälter als im nahen Rheintal (repräsentiert durch unsere nur rund 13 km entfernte Station in Oberriet). Am frühen Nachmittag wurde die kühlere und damit stabile Grundschicht am östlichen Bodensee abgebaut und der Föhn stiess an den See vor.

Auch in den Alpen teils aus Süden übergreifende Bewölkung

Keinesfalls gilt heute «Schön mit Föhn» für jene nördlich an den Alpenhauptkamm angrenzenden Regionen, die von der aus Süden übergreifenden Bewölkung erfasst wurden: Die östlichen Berner Alpen, das Urner Oberland und weite Teile Mittelbündens verzeichneten keine oder nur sehr wenig Sonne:

Am wärmsten im Mittelland

Wer mit Föhn heute die wärmsten Temperaturen in den Föhnregionen erwartet hat wurde frei nach «Schön mit Föhn» eines Besseren belehrt: In den föhnigen Alpentälern stieg die Temperatur nur auf rund 18 Grad während es im Flachland der Alpennordseite teils bis 21 Grad warm wurde. Auf der Alpensüdseite lag eine deutlich kühlere Luftmasse als im Norden, die selbst nach trockenadiabatischem Absinken keine höheren Temperaturen als besagte 18 Grad zuliess. Mit Aufheizung durch die Sonne wurde die Föhnluft mit zunehmender Entfernung von den Alpentälern noch weiter erwärmt. Exemplarisch für diesen Effekt steht der Flughafen Zürich-Kloten, wo mit schwachem Föhn fast 3 Grad höhere Temperaturen als in Altdorf verzeichnet wurden.

Föhnentwicklung ab Sonntag:

Bereits in der Nacht zu Sonntag nimmt der Südüberdruck etwas ab. Entsprechend wird morgen der Föhn etwas schwächer als noch heute ausfallen. Gegen Mittag nähert sich eine Luftmassengrenze den Jura-nahen Regionen und löst dort etwas Niederschlag aus. Für den Föhn von massgeblichem Interesse ist der nördlich der Alpen einsetzende Druckanstieg, welcher den Südüberdruck abschwächt aber nicht komplett abbaut. Bis Wochenmitte bleibt uns anschliessend ein Südüberdruck von rund 5 hPa erhalten. Der Föhn beschränkt sich auf die Alpentäler und nimmt nochmals ein wenig ab.