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Föhn weicht konvektiver Lage

MeteoSchweiz-Blog | 01. Mai 2024
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Diesen Mittwoch tritt die erste sommerliche Schauer- und Gewitterlage auf. Vor allem mit Blick auf Ostfrankreich ist ein kräftiges Ereignis inklusive Hagel und starken Böen zu erwarten. Aber was passiert konkret in der Schweiz?

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Die Föhnlage der letzten Tage bewegt sich allmählig ihrem Ende zu. Sie hat vor allem in den Hochalpen für Böen bis zu 106 km/h gesorgt. Am gestrigen Dienstag konnte dieser auf der Alpennordseite sogar in das Mittelland vorstossen, sodass auch in Uetliberg bei Zürich ein Spitzenwert von 63 km/h gemessen werden konnte.

Einfluss der Höhentiefs

Auch heute hat uns der Föhn noch begleitet. Dies äusserte sich erst in stark bewölkten Verhältnissen am und südlich des Alpenhauptkamms mit Regen im südlichen Wallis und Tessin. Im Rest des Landes ist es erst grösstenteils sonnig mit dünner hoher Bewölkung geblieben. Allerdings wird der Föhn im Westen und Norden der Schweiz zunehmend von einer konvektiven Lage (Schauer und Gewitter) überschattet.

Es bestimmt ein Höhentief über dem östlichen Nordatlantik die Höhenströmung über Westeuropa. Dieses steuert einen Randtrog über dem Löwengolf, welcher im Tagesverlauf in die Provence gezogen ist. Dieses sorgte für einen allgemeinen Druckfall über der Schweiz und Ostfrankreich. Speziell bildete sich gegen Mittag auf der Nordseite des Juras ein Lee-Tief, welches die Atmosphäre deutlich labilisierte. Im weiteren Verlauf wird dieses in Richtung Nordfrankreich ziehen. Die Folge ist, dass zunehmend Cumulus-Bewölkung aufgetreten ist und gegen Nachmittag auch die ersten Schauer und Gewitter im Tessin ausgelöst wurden. Der Schwerpunkt des konvektiven Ereignisses spielt sich am späten Nachmittag und Abend über Ostfrankreich ab. Es werden örtlich hohe CAPEs um die 1000 J/kg zusammen mit einem hohem Feuchtegehalt erwartet, welche das Potential für kräftige Gewitter inklusive Hagel und Böen darstellen. CAPE steht für "Convective Available Potential Energy" und gibt vereinfacht gesagt an, wie viel Energie einem aufsteigendem Luftpaket zur Verfügung steht.

Als Auslöser gilt die durch das Höhentief und örtlich durch die Orographie bedingte Hebung. Die hochaufgelösten Modelle wie das ICON-CH simulieren örtlich auch Starkregen, was allerdings vom ICON-EU und IFS nicht bestätigt wird. Angesichts der etwas stärkeren Höhenströmung gilt dies somit auch als eher unwahrscheinlich, da es sich um schnell ziehende Gewitter handeln wird. Das European Storm Forecast Experiment hat ebenfalls eine erhöhte Unwettergefahr für Ostfrankreich vorhergesagt, ebenfalls mit der Hauptgefahr durch Hagel und Böen.

Was in der Schweiz zu erwarten ist

Aber wie genau sieht es denn in der Schweiz aus? Hier ist die Situation nun etwas komplizierter. Während auch hier erhöhte CAPEs vorhergesagt werden, welche lokal Werte bis zu 1000 J/kg wie in Frankreich erreichen können, grätscht der Föhn erheblich dazwischen. Dieser trocknet nämlich vor allem die untere Troposphäre aus, was ungünstig für die Gewitterentwicklung ist. Ohnehin zieht wie angesprochen das Lee-Tief von der Schweiz weg, sodass allgemein die labilen Bedingungen kürzer anhalten werden. Nichtsdestotrotz wird es für den einen oder anderen Schauer ausreichen und Gewitter sind ebenfalls nicht ausgeschlossen. Das ICON-CH simuliert als Schwerpunkte die Region Bern, den Jura sowie Schaffhausen. Das IFS simuliert einen weiteren Schwerpunkt bei Appenzell, während das ICON-EU von keiner grossartigen konvektiven Entwicklung ausgeht. Entsprechend ist der tatsächliche Schwerpunkt schwer vorherzusagen, er wird voraussichtlich aber im Jura und mit einer geringen Wahrscheinlichkeit über den Voralpen auftreten.

Vom Schlimmsten scheint die Schweiz heute verschont zu bleiben. Nichtsdestotrotz stellt sich nun ein Wechsel von der Föhn- zu einer allgemeinen konvektiven Tiefdrucklage ein.