Ein Gedankenexperiment verdeutlicht die Thematik: Nähme man die Erdachse in der obigen Grafik jeweils über den Polen zwischen Daumen und Zeigefinder und würde daran drehen, würde man verstehen, warum am dargestellten 21. Dezember am Südpol immer Tag und am Nordpol immer Nacht ist.
URANUS
Wäre die Achsenneigung anders, wären auch die Jahreszeiten deutlich anders. Ein extremes Beispiel finden wir auf dem Planeten Uranus. Dessen Achsneigung ist 98°, also fast parallel zur Ebene der Ekliptik.
Ein Uranustag dauert etwa 17 Stunden, während ein Uranusjahr rund 84 Erdjahre beträgt. Stellen wir uns vor, wir sitzen am Nordpol des Uranus (zwar ist Uranus ein Gasplanet, aber nehmen wir mal an, es sei möglich). Zur Sommersonnenwende auf der Nordhalbkugel erscheint die Sonne fast stationär im Zenit; in den folgenden Tagen beginnt die Sonne eine scheinbare Spiralbewegung um den Zenit, wobei sie alle 17 Stunden eine Runde dreht und dabei allmählich näher zum Horizont sinkt. Nach 21 Jahren (84/4) erreicht die Spirale den Horizont zur Tagundnachtgleiche: auf Wiedersehen Sonnenlicht, denn wir sehen dies erst in 42 (84/2) Jahren wieder, wenn die Spirale in umgekehrter Richtung verläuft und zur nächsten Sonnenwende wieder im Zenit endet.
Im untenstehenden Video sehen wir eine Simulation (erstellt mit Stellarium) des Sommerhimmels (42 Jahre) auf dem Uranus. Die Blickrichtung ist vom Nordpol in Richtung Zenit mit einem Ultraweitwinkel-Objektiv (180°-Sichtfeld) dargestellt. Die tägliche 17-stündige Spiral-Rotation des Uranus wurde entfernt, wodurch der oben beschriebene „Spiral“-Effekt eliminiert wurde, da dieser im Vergleich zur simulierten Periode zu schnell wäre.