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Mehr Hurrikans als üblich erwartet in diesem Jahr

MeteoSchweiz-Blog | 25. Mai 2024
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Der nationale Wetterdienst der USA geht für dieses Jahr von einer überdurchschnittlichen Hurrikan-Saison aus. Es bestehen aber noch gewisse Unsicherheiten, besonders wegen der Meerestemperatur.

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Aktive Sturmsaison erwartet

Die Hurrikan-Saison beginnt über dem Nordatlantik am ersten Juni und dauert bis Ende November. Für diesen Zeitraum erwartet der nationale Wetterdienst der USA (NOAA) eine überdurchschnittliche Anzahl dieser tropischen Stürme. Mit einer 70 %-Wahrscheinlichkeit geht der Wetterdienst davon aus, dass sich 8 bis 13 Hurrikans entwickeln. Dies wäre deutlich über dem Durchschnitt von 7 Hurrikans.  Zudem wäre die Anzahl der Stürme der Kategorie 3 oder mehr (Wind stärker als 177 km/h) mit 4 bis 7 ebenfalls über dem langjährigen Wert von 3.

Die Schwierigkeit, wenn Prognosen auf Prognosen basieren

Die grosse Herausforderung bei solchen Prognosen ist, dass die Entwicklung und Stärke von Hurrikans von vielen Faktoren beeinflusst wird. Besonders trickreich wird es, wenn davon ausgegangen werden muss, dass sowohl die verstärkenden wie auch die abschwächenden Faktoren besonders ausgeprägt auftreten werden.

Dabei müssen nicht nur die Bedingungen im Entstehungsraum der Stürme betrachtet werden, sondern im ganzen tropischen Bereich der Erde. Über weite Distanzen gibt es Wechselwirkungen, so dass zum Beispiel eine Meerestemperaturanomalie an einem Ecken der Welt die Entwicklung des Hurrikans am anderen Ecken beeinflussen kann.

Saisonale Prognosen haben für tropische Regionen eine deutlich höhere Trefferquote als für unsere Breiten. Weil sich jedoch die Unsicherheit aller relevanten Faktoren aufsummieren können, ist die Hurrikan-Vorhersage dennoch immer mit Vorsicht zu geniessen. Auf dies weist der US-amerikanische Wetterdienst auch mehrfach hin.

Zudem können kurzlebige Wetterbedingungen ebenfalls grossen Einfluss haben.  Diese können jedoch von Modellen für Saison-Prognosen nicht berechnet werden. Dennoch scheint das Signal der Berechnungen klar genug zu sein, dass mit einer grossen Wahrscheinlichkeit von einer überdurchschnittlichen Hurrikan-Saison ausgegangen werden kann.

Sehr warme Meere begünstigen die Entstehung

Damit sich ein Hurrikan entwickeln kann, müssen mehrere Bedingungen erfüllt sein. Die wichtigste ist die Menge an Wasserdampf in der Luft, der Treibstoff der tropischen Wirbelstürme. Der Bedarf der Wirbelstürme an Wasserdampf ist dabei derart hoch, dass üblicherweise nur ein Meer mit einer Wassertemperatur von mindestens 27 Grad genug davon liefern kann. Diese Wassertemperatur muss dabei nicht nur an der Oberfläche herrschen, sondern auch noch in einigen Metern Tiefe, denn der Sturm vermischt die obersten Wasserschichten stark. Somit kommen als Entstehungsgebiete vor allem tropische Meeresregionen in Frage.

Schwache Winde helfen ebenfalls

Ein weiterer Faktor sind die Windverhältnisse über dem warmen Meer. Ändert sich die Windrichtung oder die Windgeschwindigkeit stark mit zunehmender Höhe, so erschwert dies die Entwicklung der tropischen Wirbelstürme. Diese Windscherung wird von den meisten Berechnungen jedoch als eher schwach eingestuft, was ebenfalls für eine aktive Hurrikan-Saison spricht.

La Niña ist die grösste Unsicherheit

Die grösste Unsicherheit ist die Entwicklung der Temperaturverteilung im tropischen Pazifik. Im Moment gehen die meisten Berechnungen davon aus, dass sich eine La Niña-Situation aufbauen wird. Dies hat – mit einer gewissen Verzögerung - weltweit Einfluss auf die Windverhältnisse in den Tropen.

Noch vergehen einige Tage bis zum Beginn der Hurrikan-Saison. Spätestens ab dann werden nicht nur unsere amerikanischen Berufskollegen gespannt in die Tropen schauen. Auch wir hier werden die Entwicklung aufmerksam verfolgen. Nicht nur aus Neugierde, sondern auch um Fluggesellschaften bei der Planung ihrer Flüge beraten zu können.

(Wer sich vertiefter mit der Prognose der Hurrikan-Saison auseinandersetzen will, der findet bei der NOAA weitere, sehr interessante Informationen.)