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Nordlichter im Süden!?

MeteoSchweiz-Blog | 14. Mai 2024
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Wir klären, wie die Polarlichter entstehen und warum derzeit keine weite Reise nötig ist, um das seltene Naturschauspiel zu erleben.

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Der Ursprung der Polarlichter

Tagtäglich nehmen wir den Einfluss der Sonne wahr. Mit den ersten Sonnenstrahlen verschwindet die Dunkelheit der Nacht und bis zum Mittag wird es meist spürbar wärmer. Für das menschliche Auge verborgen, sendet die Sonne jedoch noch eine weitere Form der Strahlung aus. Die Rede ist von einem Strom elektrisch geladener Teilchen. Diese herausgelösten Elektronen und Protonen werden normalerweise vom Magnetfeld der Sonne zurückgehalten.

Doch schwarze Flecken, die sich auf der Sonne bilden, sorgen dafür, dass sich das Magnetfeld zeitweise umordnet. Dabei brechen die Feldlinien auf und die elektrisch geladenen Teilchen werden explosiv ins All geschleudert. Nach spätestens 2 bis 3 Tagen wären wir dieser hochenergetischen Strahlung schutzlos ausgesetzt, wenn es nicht das Erdmagnetfeld gäbe.

Das Magnetfeld der Erde spannt sich, ausgehend von den Polen, in grossen Bögen um den Planten. Folglich stehen die Feldlinien am Nord- und Südpol senkrecht auf der Erdoberfläche. Treffen die elektrisch geladenen Teilchen auf das Magnetfeld werden sie abgefangen und in Richtung der Pole abgelenkt. Dort kollidieren die Elektronen und Ionen mit unserer gasförmigen Hülle, also unsere Atmosphäre, und leiten ihre Energie an die Sauerstoff- und Stickstoffatome weiter.

Die Gase haben dafür jedoch wenig Verwendung und geben die überschüssige Energie in Form von rotem, grünem und violettem Licht wieder ab. Unter welchen Umständen die einzelnen Farben entstehen, wird im Blogeintrag «Polarlichter färbten den Schweizer Nachthimmel» näher beschrieben.

Hohe Sonnenaktivitäten sorgen für intensive Farben

Jetzt stellt sich die Frage, warum dieses Atmosphären-Schauspiel vor ein paar Tagen bis zu uns sichtbar war, wo die Schweiz doch circa 5000 km vom Nordpol entfernt liegt.

Dafür ist es wichtig zu wissen, dass die Aktivität der Sonne, also auch die Instabilität ihres Magnetfelds, einem 11-jährigen Zyklus unterliegt.

Der Beginn der aktuellen Periode, bzw. das Minimum in der Aktivität trat im Jahr 2020 auf. In den letzten Jahren nahm die Anzahl der Sonnenstürme mehr und mehr zu, wobei der Höhepunkt für die Mitte des Jahrzehnts erwartet wird. Folglich erleben wir aktuell eine besonders aktive Zeit.

Deutlich wurde dies am vergangenen Wochenende, wobei das Weltraumwetterprognosezentrum der Wetter- und Ozeanografiebehörde der USA (NOAA) bereits im Vorfeld mit der höchsten Stufe vor einem "extremen" Sonnensturm warnte. Grund dafür ist ein Verbund von Sonnenflecken, in dessen Mitte der Durchmesser der Erde 16-mal hineinpassen würde. Dieser sorgte für intensive Sonnenstürme, die besonders stark an dem Magnetfeld der Erde schütteln und dieses sogar etwas verformen konnten.

Infolgedessen endeten die Feldlinien des Magnetfelds nicht genau an den Polen, sondern etwas weiter südlich, wodurch sich auch das Fenster vergrösserte, in dem die Teilchen der Sonne mit der Atmosphäre interagieren konnten. Sogar bis in den Mittelmeerraum konnten so die Polarlichter beobachtet werden.

Bestmöglicher Genuss von Nordlichtern

In Verbindung mit solchen Ereignissen werden vorsichtshalber Betreiber von Satelliten und Stromnetzen vor Störungen informiert. Dahingegend besteht für die eigene Gesundheit keine Gefahr. Stattdessen sollte die Chance der erhöhten Sonnenaktivität in den nächsten Monaten genutzt werden, um das Schauspiel abseits des hohen Nordens zu erleben.

Mit Hilfe der Website der NOAA oder Apps wie «Polarlicht-Vorhersage» sowie «Hallo Aurora» wird die Wahrscheinlichkeit für Sichtungen eingeordnet. Zusätzlich sollten natürlich unsere Berichte und Vorhersagen beachtet werden, denn bei bedecktem Himmel bleiben auch die schönsten Polarlichter verborgen. Ist jedoch eine Wahrscheinlichkeit für die Sichtung gegeben, heisst es, die Kamera nach Norden auszurichten.

Für das menschliche Auge zeigen sich die Polarlichter nur selten in vergleichbar intensiven Farben. Erst nach einer circa 20 Minuten Anpassungszeit bilden sich Lichtsinneszellen aus, mit denen wir besser im Dunkeln sehen können. Schnellere und farbenfrohere Ergebnisse zeigen sich auf Fotos, denn Kameras sind lichtempfindlicher. Mit einer möglichst langen Belichtungszeit sind auch bei schwächeren Ausprägungen Bilder von Polarlichtern möglich, wie sie uns in Vielzahl von Nutzern erreicht haben.