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Bodensee erreichte Gefahrenstufe 4 (grosse Hochwassergefahr)

MeteoSchweiz-Blog | 13. Juni 2024
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Nach grossen Niederschlagsmengen in den vergangenen Wochen ist der Bodensee in den letzten Tagen über die Ufer getreten. Er erreichte die Gefahrenstufe 4 (grosse Hochwassergefahr). Ähnlich hoch war der Seepegel letztmals im Jahr 2016.

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Nach grossen Niederschlagsmengen in den vergangenen Wochen ist der Bodensee in den letzten Tagen über die Ufer getreten. Er erreichte die Gefahrenstufe 4 (grosse Hochwassergefahr). Ähnlich hoch war der Seepegel letztmals im Jahr 2016.

Der Pegel des Bodensee lag bereits im Winter und im Frühling deutlich über dem langjährigen Mittelwert der Referenzperiode 1991-2020. Die Ursache ist im rekordmilden und sehr nassen Winterhalbjahr 2023/2024 zu suchen. Vielfach lag die Schneefallgrenze auf 1000 bis 1500 Metern, so dass ein grosser Teil des Niederschlags in flüssiger Form fiel und sofort abfloss.

Intensive Schneeschmelze und ergiebige Niederschläge

Die intensiven Niederschläge vor allem Ende Mai im Einzugsgebiet des Bodensees und die bereits gesättigten Böden liessen besonders die Zuflüsse aus Baden-Württemberg und Vorarlberg markant ansteigen. Insbesondere am 31. Mai fielen in der Nordostschweiz und am östlichen Alpennordhang beachtliche Mengen. An einigen Messstationen wurden Tagessummen von 70 bis 100 mm gemessen.

Der Alpenrhein als grösster Zufluss zum Bodensee führte zwar auch viel Wasser, die Abflussspitze blieb aber beim gesamten Ereignis unterhalb von 1000 Kubikmetern pro Sekunde. Somit wurde hier die Gefahrenstufe 2 (mässige Hochwassergefahr) nicht erreicht. Beim Alpenrhein spielte weniger der Niederschlag als vielmehr die sehr intensive Schneeschmelze über mehrere Tage die entscheidende Rolle für die erhöhte Wasserführung.

Der Pegel des Bodensees stieg anfangs Juni in nur gerade 4 Tagen um rund 80 Zentimeter an. Erneute Niederschläge ab dem 9. Juni liessen den Seepegel weiter ansteigen.

BAFU-Blog-Serie im MeteoSchweiz-Blog

In einer Serie publiziert das Bundesamt für Umwelt (BAFU) Blogs auf der Webseite von MeteoSchweiz. Der heutige Blog ist eine Zusammenarbeit vom BAFU und MeteoSchweiz.

Der Bodensee erreichte seinen Höchststand in der Gefahrenstufe 4 (397,31 m ü. M. am Obersee bei Romanshorn und 397,04 m ü. M. am Untersee bei Berlingen) am Dienstag, 11. Juni. Seitdem sinkt der Seepegel sehr langsam, da über den Alpenrhein immer noch viel Schneeschmelzwasser zufliesst. Somit entspannt sich die Hochwasserlage in den kommenden Tagen nur zögerlich.

Dieser erreichte maximale Wasserstand am 11. Juni entspricht etwa einem 10-jährlichen Hochwasser. Somit liegt der Seepegel aktuell rund 1,1 Meter höher als der langjährige Mittelwert um diese Jahreszeit.

Hochwasser 2016 und 1999 im Vergleich

Beim Hochwasser im Jahr 2016 lag der Bodensee ähnlich hoch wie in diesem Jahr. Damals betrug der Pegel in Romanshorn mit 397,35 m ü. M. vier Zentimeter mehr als in diesem Jahr. Am Untersee war der Pegel in diesem Jahr ein Zentimeter höher als vor 8 Jahren. Deutlich höher stand der Pegel im Mai 1999. Die Kombination aus intensiver Schneeschmelze nach dem Lawinenwinter 1999 und langandauernden Regenfällen an Auffahrt und Pfingsten führte damals zu einem Seepegel, der rund 60 Zentimeter höher lag als in diesem Jahr.

Bodensee nicht regulierbar

In der Schweiz sind bis auf den Walen- und Bodensee alle grösseren Seen reguliert. Da der Bodensee nicht reguliert ist, wird der Seepegel nur von den Zuflüssen und dem Abfluss des Untersees in den Rhein beeinflusst. Somit kann im Vorfeld grösserer Niederschlagsereignisse der See auch nicht vorsorglich abgesenkt werden, so wie dies manchmal bei grösseren regulierten Schweizer Seen gemacht wird.

Attraktion Rheinfall

Das Hochwasser hat auch schöne Seiten: Der Rheinfall bei Neuhausen macht seinem Namen als grösster Wasserfall Europas in diesen Tagen alle Ehre. Normalerweise führt der Rhein im Juni an dieser Stelle einen Abfluss von 560'000 Liter pro Sekunde. Zurzeit stürzen dort 966'000 Liter Wasser pro Sekunde in die Tiefe (absolutes Maximum vom Mai 1999: 1'173'000 Liter pro Sekunde). Ein spektakuläres Schauspiel, welches gemäss BAFU-Statistiken im Schnitt nur etwa alle zwanzig Jahre zu beobachten ist.

Enge Zusammenarbeit bei Hochwasserlagen

Bei kombinierten Ereignissen wie starke Niederschläge und Hochwasser arbeiten die Hydrologen des BAFU und die Meteorologen von MeteoSchweiz jeweils schon frühzeitig zusammen. Zeichnet sich ein Starkniederschlagsereignis ab, so findet zwischen den beiden Diensten nicht nur ein enger Austausch von Vorhersagedaten, sondern auch regelmässige Absprachen zwischen den Experten zur Einschätzung der Lage und die Ausgabe von Warnungen statt. Zudem wird auch das Naturgefahrenbulletin, welches über die aktuelle Warnlage Auskunft gibt, koordiniert und gemeinsam ausgegeben. Wenn es die Wetter- und Hochwasserlage verlangt, werden in gemeinsamen Briefings von MeteoSchweiz und BAFU die betroffenen Behörden der Kantone informiert.

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