Seit 1954 sind die Auswertungen der Radiosondierungen in Payerne digital verfügbar. Dies ergibt eine Messreihe von rund 70 Jahren. In diesem Zeitraum wurde an insgesamt 251 Tagen 20 °C und mehr verzeichnet, dies ergibt pro Jahr rund 3.6 Tage. Zwischen 1954 und 1980 waren es pro Jahr sogar nur rund 1.4 Tage. Seit den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden 20 °C auf 850 hPa immer häufiger registriert und in den letzten 10 Jahren, das heisst zwischen 2014 und 2023 konnten 20 °C und mehr im Durchschnitt an 8.4 Tagen auf 850 hPa verzeichnet werden.
Es gab auch Sommer, in welchen 20 °C auf 850 hPa nie erreicht wurden, so in den Jahren 1954, 1955, 1960, 1961, 1963, 1969, 1970, 1976, 1978, 1979, 1982, 1990, 1996, 1997 und 2008. Daraus kann abgeleitet werden, dass in den 50er, 60er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in jedem dritten Sommer 20 °C auf 1600 Meter nie erreicht wurden. In letzter Zeit, das heisst seit 2008, ist dies jedoch nicht mehr vorgekommen.
Höhere Schwellenwerte als 20 °C werden in der freien Atmosphäre auf etwa 1600 Metern trivialerweise seltener überschritten. Eine Temperatur von 23 °C oder mehr wurde zwischen 1954 und 2023 bereits zehnmal seltener, nämlich nur noch an 25 Tagen, verzeichnet. 25 °C und mehr kamen sogar nur noch fünfmal vor, und zwar je einmal 1984 und 2019 und gleich dreimal im Jahr 1983, als Ende Juli eine extreme Hitzewelle herrschte. Der bisherige Höchstwert von 25.9 °C datiert vom 31. Juli 1983.
Um die ungefähre Wetterlage bei sehr hoher Temperatur in der freien Atmosphäre bei rund 1600 M. ü. M. zu kennen, wurden die 20 wärmsten Fälle in Betracht gezogen und mit Hilfe des Reanalysetools der NOAA (https://psl.noaa.gov/data/composites/hour/) die mittleren Druck- und Temperaturverhältnisse über Europa berechnet. Es zeigte sich, dass die Schweiz auf 850 hPa (ca. 1600 M. ü. M.) und 700 hPa (ca. 3200 M. ü. M.) knapp westlich eines Hochs im Zustrom von sehr warmer Luft aus Südwesten lag. Auch auf 300 hPa herrschten südwestliche Winde vor. Mindestens im Höhenbereich zwischen 850 hPa und 700 hPa scheint also neben Subsidenz und diabatischer Erwärmung der Zustrom von sehr warmer Luft aus südlichen Breiten entscheidend für die hohen Temperaturen in der freien Atmosphäre zu sein.