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Nach ruhigem Sommertag folgt die nächste Gewitterfront

MeteoSchweiz-Blog | 14. Juli 2024
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Der heutige Sonntag verlief wettermässig wenig spektakulär. Aber ein schöner ruhiger Sonntag war sicher eine willkommene Abwechslung, zu den vergangenen Tagen mit wechselhaftem und kühlem Wetter. Bereits morgen Montag bahnt sich die nächste Gewitterlage an, welche recht heftig ausfallen könnte. Wir beleuchten im Folgenden die Situation etwas genauer.

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Ruhiger Sommer-Sonntag

Das flache Hoch über Mitteleuropa brachte uns heute einen angenehmen warmen Sommertag. Nach der vergangenen, meist klaren Nacht, begann der Tag mit Temperaturen nördlich der Alpen recht frisch, nördlich der Alpen wurden vielerorts Tiefsttemperaturen um 10 Grad registriert. Diese Abkühlung brachte sogar einzelne Nebelfelder zustande, so z.B. im unteren Reusstal, im Aargau der Aare entlang oder auch teilweise im Thurgau. Abgesehen davon und einigen Restwolken im Süden, blieb es zunächst überwiegend sonnig mit Bildung von ein paar harmlosen Quellwolken. Am Nachmittag kam jedoch ein Spielverderber. Aus Westen zog allmählich ausgedehnte und dichte hohe Bewölkung auf, die zu einem Tief über dem nahen Atlantik gehörte. Trotz zunehmender Abschattung reichte es in den meisten Orten mit 25 Grad für einen Sommertag, im Süden aufgrund der wärmeren Luftmasse mit bis zu 30 Grad sogar für einen Hitzetag.

Gewitterfront am Montagabend

Am Montag verlagert sich ein Tief vom nahen Atlantik Richtung Britische Inseln. Dadurch wird aus Südwesten sehr warme und in der zweiten Tageshälfte zunehmend feuchtere Luft zu Schweiz geführt. Im Vorfeld einer Kaltfront bildet sich eine organsierte Gewitterlinie, welche am Montagabend die Schweiz aus Westen erfasst und rasch über die Alpennordseite hinweg zieht. Dahinter folgt die Kaltfront mit einer erneuten Abkühlung.

Wie gross ist das Potential für heftige Gewitter?

Wie stark die Gewitter, oder im vorliegenden Fall die Gewitterlinie, sich auswirken könnte, wird unter anderem durch verschiedene Parameter beurteilt.

Zur Erinnerung hier die typischen Parameter für heftige Gewitter.

1. Erzwungene Hebung durch grossräumige Strömungslage (Trogannäherung, Jetposition)

Die Annäherung eines Troges sorgt mit der Zunahme der Zyklonalität (Linkskrümmung der Strömung) für grossräumige Hebung, welche durch die Position am rechten Eingang eines Jetstreams verstärkt wird.

2. Warmfeuchte Luftmasse mit hohem Wassergehalt (niederschlagbares Wasser)

3. Hohe Instabilität (Temperaturabnahme mit der Höhe) und CAPE (pot. verfügbare Energie)

4. Starke Windscherung (Windstärke- und Richtungsänderung mit der Höhe, ein Mass für die Entstehung von langlebigen Superzellen) und eine lange Besonnung (Aufheizung der Luftmasse)

Zusammengefasst kann man aus diesen Parametern sagen, dass die Wahrscheinlichkeit für heftige Gewitter recht hoch ist und dabei auch Superzellen-Gewitter möglich sind, welche langlebig sein können. Damit ist auch die Wahrscheinlichkeit von Hagel und Sturmböen erhöht. Weil es sich hier um eine organisierte Gewitterlinie handelt, ist mit einer Böenfront zu rechnen (Durchgang einer breiteren Linie von Sturmwinden).

Deshalb wurde vorsorglich heute schon ein entsprechender «Outlook» für heftige Gewitter für die Alpennordseite ausgegeben. Die inneralpinen Bereiche und vor allem der Süden dürften von den Gewittern deutlich weniger oder kaum betroffen sein.

Unsicherheiten in der Vorhersage

Natürlich kann man aufgrund der Modellberechnung (wie unten durch die Reflektivität dargestellt) schon auf den ersten Blick erkennen, dass Gewitter heftig ausfallen können. Bei kaum einem anderen Wetterphänomen bestehen grössere Unsicherheiten wie bei der bei der Gewittervorhersage. Im vorliegenden Fall sind die Unsicherheiten vor allem in der Verteilung der starken Gewitter zu sehen. Einige Berechnungen zeigen bereits vor der Gewitterlinie einzelne Gewitterzellen, andere nicht. Hingegen zeigt sich der zeitliche Ablauf der Gewitterlinie relativ präzis.

Ein ähnliches Verhalten zeigt sich beim Modell ICON-2E. Dort ist die Streuung jedoch etwas grösser, weil bei diesem Modell 20 verschiedene Berechnungen durchgeführt werden.
Sind wir also gespannt wie am Montagabend und in der Nacht auf Dienstag diese Gewitterlinie über die Alpennordseite hinwegzieht. Hoffen wir, dass es hauptsächlich bei einem schönen Naturspektakel bleibt und sich die Unwetterschäden in Grenzen halten.