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Ex-Hurrikan wirbelt durch europäische Wetterküche

MeteoSchweiz-Blog | 24. August 2024
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Hurrikan «Ernesto» zog in dieser Woche von der Karibik nordwärts vor die Küste Kanadas und dann weiter ostwärts über den Atlantik. Dort wandelte er sich in ein aussertropisches Tiefdruckgebiet um und beeinflusste ab Mitte der Woche das Wetter über Europa massgeblich. Wir in der Schweiz waren bisher nur am Rande betroffen, was sich aber in den nächsten Stunden ändern wird.

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«Ernestos» weiter Weg

Ab Mitte August entwickelte sich «Ernesto» über dem tropischen Atlantik zum Hurrikan und zog in den folgenden Tagen vor der Küste der USA nordwärts bis vor die Küste Kanadas. Dort wurde der tropische Wirbelsturm in die Westwindzone der Mittleren Breiten eingebunden und wandelte sich über dem Atlantik auf seinem weiteren Weg ostwärts in ein aussertropisches Tiefdruckgebiet um. Auch nach dieser Umwandlung führte der Ex-Hurrikan noch feuchtwarme Luft tropischen Ursprungs mit sich. Sie verstärkte die Temperaturgegensätze über dem Nordatlantik und kurbelte eine starke Westströmung zwischen Nordamerika und Europa an. Seit Mittwoch mischt nun der Ex-Hurrikan die europäische Wetterküche auf. Und es ist noch nicht vorbei.

«Ernestos» erster Streich

Am Mittwoch überquerte der ehemalige tropische Wirbelsturm als aussertropisches Sturmtief die Britischen Inseln. Die Folge war nasses und windiges Herbstwetter mitten im Sommer. Gebietsweise wurden Niederschlagssummen bis 100 mm und Sturmböen bis 100 km/h erwartet.

Auf dem hier gezeigten Satellitenfilm war «Ex-Ernesto» am Mittwoch als violett eingefärbter Wolkenschirm westlich von Irland zu sehen. Nachdem der Ex-Hurrikan die Britischen Inseln überquert hatte, regenerierte er das Zentraltief zwischen Island und dem Nordmeer.

«Ernestos» zweiter Streich

Am Südrand des Ex-Hurrikans etablierte sich über dem ganzen Atlantik ein starkes Westwindband. Die Strömung war zonal direkt von West nach Ost gerichtet. Damit wurde ab Donnerstag vor allem in mittleren und höheren Luftschichten eine Luftmasse nach Europa geführt, die ursprünglich über Kanada lag.

Die Luft war zwar recht trocken, aber unter anderem auch mit Rauchaerosolen der in Kanada wütenden Wald- und Buschbrände angereichert. Bei uns machte sich dies durch trockenen Dunst und schlechte Fernsicht bei sonst meist sonnigem Hochdruckwetter bemerkbar.

«Ernestos» dritter Streich

Ab Donnerstag ging der Ex-Hurrikan in das Zentraltief über dem Nordmeer über. Damit verstärkte sich der Tiefdruckeinfluss über Europa: Am Südrand des Zentraltiefs schoben die Reste von «Ernesto» eine weitere, kräftige Tiefdruckentwicklung an. Das neu entstandene Sturmtief «Lilian» zog am Freitag über England, die Nordsee und Dänemark hinweg. «Lilian» bildete eine schöne Wolkenspirale mit einer langgestreckten, schleifenden Kaltfront über Westeuropa. Nahe des Tiefzentrums traten über und direkt an der Nordsee einzelne Orkanböen um 120 km/h auf.

«Ernestos» letzter Streich

Am Samstag und in der Nacht auf Sonntag werden in der Schweiz die letzten, zumindest indirekten Einflüsse des Ex-Hurrikans zu spüren sein. Im Vorfeld der Kaltfront von Tief «Lilian» gelangte am Samstag tagsüber nochmals sehr trockene und hochsommerlich heisse Luft zur Alpennordseite. Die Temperaturen stiegen auf Höchstwerte von 30 bis 35 Grad. In Basel und stellenweise in den Föhntälern (z.B. in Altdorf, Vaduz oder Bad Ragaz) war es mit föhnigem Südwind sogar der heisseste Tag des Jahres.

In der Nacht auf Sonntag überquert uns schlussendlich die Kaltfront mit Schauern, Gewittern und Windböen. Dahinter fliesst über 10 Grad kältere Luft zu den Alpen, die Temperatur der Luftmasse in etwa 1500 Meter Höhe sinkt von 21 Grad am Samstag auf 9 Grad am Sonntag. Das ist ein bemerkenswerter Temperaturrückgang, der in dieser Stärke nicht allzu häufig vorkommt.