Unwetter-Sommer
Der niederschlagsreiche Mai mit Starkniederschlägen am Monatsende und weitere kräftigen Niederschläge in den ersten Junitagen führten in der Ostschweiz vom Vierwaldstättersee bis zum Bodensee sowie dem Rhein entlang zu einer angespannten Hochwassersituation mit Überschwemmungen. Der Pegel des Bodensees stieg Anfang Juni in nur vier Tagen um rund 80 cm. Erneute Niederschläge ab dem 9. Juni liessen den Bodensee weiter ansteigen. Die Uferpartien wurden unter Wasser gesetzt.
Vom Abend des 20. bis am Abend des 21. Juni brachte von Süden her über die Alpen transportierte feuchtwarme Luft in den südlichen Walliser Tälern verbreitet 40 bis 50 mm Niederschlag. Lokal erreichten die Mengen auch 70 bis 100 mm. Zusammen mit der Schneeschmelze aus der unmittelbar vorangegangen hochsommerlichen Periode ergaben sich grosse Abflussmengen. In der Region Zermatt kam es zu massiven Überschwemmungen mit grossen Schadensfolgen. Die Bahnlinie nach Zermatt wurde durch die Wasserfluten unterbrochen. Die Rhone im unteren Wallis führte Hochwasser.
Auf der Alpensüdseite erreichten die Niederschlagsmengen während dieses Ereignisses verbreitet 30 bis 50 mm. Das am stärksten betroffene Misox erhielt Mengen von 60 bis 80 mm, lokal auch über 100 mm. Der grösste Teil der Niederschläge fiel meist in sehr kurzer Zeit. Im Misox hatte das Unwetterereignis verheerende Folgen. Südlich von Lostallo wälzte sich ein Murgang durch eine Siedlung und hinterliess grosse Schäden und auch Todesopfer. Einzelne Häuser wurden komplett weggerissen. Nördlich von Lostallo staute ein Murgang mit seinen Geschiebemassen den Fluss Moesa, der sich ein neues Flussbett suchte und dabei ein Stück der Autobahn mit sich riss.
Am 29. Juni wurde aus Süden feuchte und instabile Luft zum Alpenraum geführt. In Teilen des Oberwallis und im oberen Maggiatal gingen kräftige Gewitter nieder, die in kurzer Zeit enorme Niederschlagsmengen brachten. Während des gesamten Ereignisses erreichten die gemessenen Niederschlagssummen in den am stärksten betroffenen Gebieten zwischen 60 und rund 130 mm. Binn im Oberwallis verzeichnete mit 159 mm die deutlich höchste Tagessumme im Juni 2024, bezogen auf das Messnetz der MeteoSchweiz.
Die enormen Regenmengen liessen Flüsse in kurzer Zeit massiv anschwellen und über die Ufer treten. Grosse Schäden entstanden entlang der Rhone und der Maggia. Murgänge verwüsteten mit ihren Geröllmassen Siedlungen. Davon hart getroffen wurden das Saastal im Wallis und das Val Bavona im Tessin. Erneut waren Todesopfer zu beklagen. Wegen verschütteter oder zerstörter Strassen waren einzelne Gebiete von der Aussenwelt abgeschnitten und konnten nur mit Helikoptern erreicht werden.
Am 6. Juli setzten auf der Alpensüdseite und im Engadin ab dem Mittag Niederschläge ein, die sich ab dem Abend im Bergell und im Engadin intensivierten. Im Südtessin regnete es am kräftigsten in den Morgenstunden des 7. Juli mit Stundensummen von 20 bis 30 mm und lokal bis 60 mm.
Das Niederschlagsereignis dauerte vom Mittag des 6. Juli bis am Mittag des 7. Juli. Die Regensummen erreichten in dieser Zeit im Südtessin 200 bis 220 mm. Im Bergell lagen die gemessenen Mengen zwischen 80 und etwas über 100 mm. Das Oberengadin erhielt rund 80 mm. Die grossen Regenmengen führten in den betroffenen Gebieten lokal zu Überschwemmungen. Strassen wurden von Geröllmassen überschüttet, mitgerissen von hochgehenden Bächen. Der Inn im Engadin führte Hochwasser. Die angerichteten Schäden waren jedoch viel kleiner als bei den verheerenden Unwettern im vergangenen Juni.
Am 12. August entluden sich über dem Berner Oberland lokal massive Gewitter mit grossem Unwetterpotential. Hart getroffen wurde die Region Brienz. In der Gebirgsflanke oberhalb von Brienz dürften gemäss den von Radardaten abgeleiteten Niederschlagskarten stellenweise gegen 100 mm Regen gefallen sein, der grosse Teil davon innerhalb rund einer Stunde. In der Folge trat der Milibach über die Ufer. Die enormen Wasser- und Geschiebemassen verursachten in Brienz grosse Schäden an Häusern, Strassen und an Bahnanlagen. 70 Personen mussten evakuiert werden. Heftige Gewitterregen haben auch in der Region Grindelwald gewütet. Ein Murgang hat am Abend die Strasse und die Bahnlinie nach Grindelwald verschüttet und das Dorf vorübergehend von der Aussenwelt abgeschnitten.