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Starkregenereignis in Mittel- und Osteuropa am Wochenende

MeteoSchweiz-Blog | 12. September 2024
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Ein markanter Polarluftausbruch vollzieht sich dieser Tage über den westlichen Teilen Europas. Nach einem kurzen Blick auf den ersten Schneefall bis in mittlere Höhenlagen fokussieren wir auf eine potentielle Unwettersituation, die sich als Folgeerscheinung in unseren östlichen Nachbarländern anbahnt.

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In der Nacht auf heute Donnerstag, 12. September, hat eine markante Kaltfront die Schweiz überquert. Die Schneefallgrenze ist dabei gebietsweise bis auf 1200 m gesunken. In Höhenlagen über 1500 m ist ein «Schäumchen» Schnee liegengeblieben.

Nach einer vorübergehenden trockenen Phase am Vormittag bildeten sich in der einfliessenden, labilen Polarluft in der zweiten Tageshälfte vermehrt Schauer, welche sich in der Folge am Alpennordhang stauten. Im Flachland zeigte sich zwischen den Quellwolken zeitweise auch die Sonne. Die Tageshöchsttemperatur lag im Norden zwischen 12 und 16 Grad.

Im Süden fegte ein böiger Nordwind mit Böenspitzen von 50 bis 80 km/h über die Berge hinab bis auf die Tessiner und Südbündner Talböden und trocknete dabei die Luft ab. Bei mehrheitlich sonnigem Wetter stieg die Temperatur auf rund 20 Grad.

Ähnlichkeiten der Wetterlage mit der Flutkatastrophe 2002

Die aktuellen Prognosekarten wecken Erinnerungen an die Flutkatastrophe im Jahr 2002, als eine ähnliche Wetterentwicklung zu verheerenden Überschwemmungen in Tschechien, Österreich und den östlichen Teilen Deutschlands führte. Es war eines der berühmt-berüchtigten «Vb» Tiefs mit Namen «Ilse», welches in den Einzugsgebieten der Elbe und der Donau extremen Niederschlag brachte. Beide Flüsse traten in der Folge über die Ufer. Tagelange Hochwasser forderten viele Todesopfer und brachten der Region enorme Schäden. Auch die Schweiz war damals von Starkniederschlägen betroffen, allerdings in geringerem Ausmass, wie die östlichen Nachbarländer. Eine umfassende Analyse dieses Ereignisses ist unter folgendem Link verfügbar: Niederschlagsereignis vom 9. August - 13. August 2002

«Vb» Tiefdruckgebiete folgen einer typischen Zugbahn, welche vom zentralen Mittelmeerraum über den östlichen Alpenraum und Mittel-Osteuropa hinweg Richtung Baltikum reicht. Sie führen oft sehr feuchte Luftmassen aus ost-südöstlicher Richtung zurück Richtung Westen, wo diese auf südwärts ausgebrochene Polarluft aufgleiten und ausregnen (Details dazu sind im Lexikon des Deutschen Wetterdienstes DWD unter dem entsprechenden Stichwort nachzulesen). In den beiden folgenden Grafiken ist die Situation im August 2002 konzeptionell zusammengefasst (Quelle: Balint et al., 2002, via ECMWF) bzw. für die Nacht von Samstag, 14. auf Sonntag, 15. September 2024 dargestellt.

Besonders starke Niederschläge ergeben sich, wenn das Tief langsam zieht. Oder mit anderen Worten: Wenn die Feuchtezufuhr und die Niederschläge über längere Zeit stationär über einem Gebiet verharren. Genau das wird in der aktuellen Situation von Freitagmorgen bis Sonntagabend der Fall sein: Das Tiefdruckgebiet «Boris» hat sich in der Nacht auf heute Donnerstag, 12. September über Norditalien gebildet. Es zieht morgen Freitag über Kroatien hinweg nordostwärts und dreht in der weiteren Folge seine Kreise über Ungarn, dem Osten Österreichs und Tschechiens sowie dem Süden Polens. In der folgenden Grafik ist die Medianprognose des probabilistischen Vorhersagesystems des ECMWF, EPS für den Zeitraum Freitag bis Sonntag dargestellt.

In den Österreichischen Alpen fällt ein Teil der Niederschläge in Höhenlagen über 900 bis 1300 Metern als Schnee, wobei Neuschneesummen von 50 bis 100 cm erwartet werden. Bei Reisen in die betroffenen Länder sollten unbedingt laufend die neusten Wetterprognosen und -warnungen beachtet werden.