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Was nach dem Hochsommertag folgt

MeteoSchweiz-Blog | 07. September 2024
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Heute Samstag wurden nochmals verbreitet hochsommerliche Temperaturen erreicht. Nun folgt ein markanter Wetterwechsel zu wechselhaftem und kühlerem Wetter. Der Anfang macht am Sonntag eine erste Kaltfront und mit der Advektion von stetig kälterer Luft wird nach der Wochenmitte die Schneefallgrenze sogar weit unter 2000 Meter sinken. Details dazu lesen Sie im folgenden Blog.

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Kaltfront beendet am Sonntag die Sommerphase und den Föhn

Auf der Vorderseite eines zunächst noch stationären Höhentiefs über der Biskaya wurde heute Samstag aus Südwesten sehr warme Luft herangeführt. Trotz frischem Start in den Tag und einigen Nebelfeldern im Mittelland stiegen die Temperaturen in den Niederungen auf  25 bis 29 Grad, in den Föhntälern sogar über 30 Grad.
Bis am Sonntagmorgen zieht das Tief über die Bretagne zum Ärmelkanal und die dazugehörende Kaltfront erreicht bis dahin den Jura. Tagsüber bleibt die Höhenströmung auf Südwest und auch der Föhn hält noch bis am Vormittag an. Dadurch bleibt die Kaltfront zunächst noch am Jura und wird sogar abgeschwächt.

Grössere Niederschlagsmengen in den Voralpen

Am Sonntagnachmittag strömt in den unteren Schichten die Kaltluft über den Jura und das Mittelland. Dies hat zur Folge, dass die noch warme und angefeuchtete Luftmasse besonders am Voralpenrand angehoben wird und dadurch zu kräftigen Niederschlägen führt, teils auch begleitet von Gewittern und starken Windböen. Gleichzeitig wird aus Südwesten sehr feuchte Luft zur Alpensüdseite geführt, so dass dort ebenfalls starke Niederschläge einsetzen. Innert ca. 12 Stunden werden entlang der Voralpen Niederschlagssummen von 25 bis 40 mm erwartet, lokal können sogar bis zu 60 mm zustande kommen. Dementsprechend wurde bereits eine Stufe 2 Warnung für diese Gebiet ausgegeben.  In der Nacht auf Montag zieht die Kaltfront ostwärts ab und die Niederschläge lassen vorübergehend nach.

Wechselhafter Montag wegen Höhenkaltluft

Nach der kurzen Beruhigung gelangt am Montag aus Westen weiterhin feuchte und vor allem in der Höhe kältere Luft zum Alpenraum. Damit lebt die Schaueraktivität im Tagesverlauf wieder auf. Die flächigen Niederschlagsmengen werden aber deutlich weniger hoch ausfallen als am Sonntag. Aufgrund der westlichen bis nordwestlichen Strömungslage bleibt der Schwerpunkt der Niederschläge an den Voralpen.

Ab Wochenmitte trübe und noch kältere Phase

Am Dienstag dehnt sich vom nahen Atlantik ein Hochdruckkeil zum Alpenraum aus und sorgt für eine Stabilisierung und vorübergehende Abtrocknung der Luftmasse. Bereits am Mittwoch wird dieses Zwischenhoch wieder abgebaut und ein umfangreiches Tief mit Zentrum über der Norwegischen See steuert eine Kaltfront aus Nordwesten zur Schweiz. Mit dieser Kaltfront wird in der Nacht auf Donnerstag die Schneefallgrenze nördlich der Alpen unter 2000 Meter sinken. In der Folge spaltet sich ein Teil des Tiefs über Südfrankreich ab. Nach den aktuellen Berechnungen verlagert dieses abgekoppelte Tief sein Zentrum am Freitag zum Tyrrhenischen Meer und bis am Samstag zur Adria. Vor allem bis am Freitag ist im Alpenraum mit starker Bewölkung und länger andauernden Niederschlägen zu rechnen, wobei die zugeführte Luftmasse gegenüber dem Mittwoch ca. 6 Grad kälter sein dürfte. Die Schneefallgrenze könnte somit bis gegen 1400 Meter absinken, mit Niederschlagsabkühlung in den Alpentälern sogar noch etwas tiefer.

5B-Lage und Unsicherheiten

Die Verlagerung des vorher erwähnten Tiefs ist noch mit grösseren Unsicherheiten behaftet. Wird das Tief eine südlichere Zugbahn einnehmen, dann wird der Alpenraum weniger stark und weniger lang von den Niederschlägen belastet sein. Würde jedoch das Zentrum dieses Tiefs sich auf einer Linie über den Golf von Genua, die nördliche Adria und Richtung Österreich bewegen, dann hätten wir eine sogenannte klassische 5B-Lage (siehe Box am Ende). Diese Wetterlage ist dafür bekannt, dass im Alpenraum enorme Niederschlagsmengen auslösen kann. Das bekannteste Beispiel dafür ist das Unwetter vom 21.-23. August 2005. Nach den aktuellen Ensemble-Vorhersagen dieser Ablauf nicht sehr wahrscheinlich.

5B-Lage

Die 5B-Lage beziehungsweise «Fünf-b-Tief» geht auf den deutschen Meteorologen Wilhelm Jacob van Bebber zurück. Er untersuchte wiederkehrende Zugbahnen von Tiefdruckgebieten in Europa und kategorisierte diese mit den römischen Zahlen Ia bis VIb. Bis heute gebräuchlich ist die Vb-Wetterlage, die regelmässig für anhaltende und ergiebige Niederschläge besonders über dem östlichen Mitteleuropa verantwortlich ist. Beim Vb-Tief handelt es sich in der Regel um ein Leetief, welches im Gebiet Golf von Genua, Norditalien oder der Adria entsteht und in der Folge über den östlichen Alpenbogen nordostwärts zieht. Durch seine Herkunft führt das Tief sehr feuchte Mittelmeerluft nach Mitteleuropa. Mehrere Hochwasserereignisse in Mitteleuropa gehen auf ein Vb-Tief zurück.