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Ein blockierendes Hoch sorgt weiterhin für stabiles Herbstwetter
MeteoSchweiz-Blog | 01. November 2024
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Seit rund einer Woche bestimmt ein kräftiges Hochdruckgebiet das Wetter in Mitteleuropa. In den Bergen und auf der Alpensüdseite scheint damit täglich die Sonne, während im Flachland der Alpennordseite mit Ausnahme von heute Freitag überwiegend graue Verhältnisse vorherrschen. Doch weshalb ist das aktuelle Hoch dermassen beständig und wie lange wird sich das Hochdruckwetter noch fortsetzen? Diese und weitere Fragen behandeln wir im heutigen Blog.

Morgenstimmung an der Nebelobergrenze am Freitagmorgen auf der Albis-Hochwacht auf rund 900 Metern. Foto: Daniel Gerstgrasser
Morgenstimmung an der Nebelobergrenze am Freitagmorgen auf der Albis-Hochwacht auf rund 900 Metern. Foto: Daniel Gerstgrasser
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Novemberhoch

Lange mussten wir warten, bis sich wieder eine stabile und mehrtägige Hochdrucklage in der Schweiz einstellen konnte. Jetzt ist sie zwar da, doch hätte sie wahrscheinlich für Viele einen kaum ungünstigeren Zeitpunkt wählen können. Während man im Mittelland vor rund einem Monat noch gute Chancen auf ein paar Sonnenstunden am Nachmittag gehabt hätte, sind die Auflösungschancen des Nebels beziehungsweise vor allem des Hochnebels im November mittlerweile gering. Entsprechend wird sich in den kommenden Tagen, auch wenn sich heute fast überall die Sonne zeigte, am Wettergeschehen nur wenig ändern. Verantwortlich dafür ist ein blockierendes Hochdruckgebiet.

Blockierende Hochdruckgebiete

Von einer blockierten Wetterlage wird gesprochen, wenn die in unseren Breiten üblicherweise vorherrschende Westwindströmung nachhaltig unterbrochen wird. Verantwortlich dafür sind in der Regel nahezu stationäre Hochdruckgebiete. Eine Eigenschaft von solchen Hochs ist, dass sie sich aufgrund der Strömungssituation, die sich einstellt, praktisch selbst aufrechterhalten und dadurch sehr lange bestehen bleiben können. Ein «Blocking» dauert durchschnittlich etwa 7 bis 10 Tage, in extremen Fällen kann es aber auch über zwei bis drei Wochen anhalten. Es kann dabei im Wesentlichen zwischen drei Arten von blockierenden Hochs unterschieden werden.

Am bekanntesten ist der «Omega-Block». Dieser ist charakterisiert durch ein umfangreiches und kräftiges Hochdruckgebiet, welches von zwei, abgeschlossenen Tiefs flankiert wird. Den Namen erhielt diese Blocking-Art, weil das Strömungsmuster an den griechischen Buchstaben Omega erinnert.

Vereinfachte Visualisierung einer möglichen Omega-Block Konstellation. Das Hoch wird flankiert von zwei Tiefs, welche sich von der grossräumigen Strömung abgespaltet haben.
Vereinfachte Visualisierung einer möglichen Omega-Block Konstellation. Das Hoch wird flankiert von zwei Tiefs, welche sich von der grossräumigen Strömung abgespaltet haben. (MeteoSchweiz)

Eine ähnliche und ebenfalls sehr beständige Wetterlage kann sich einstellen, wenn das Hoch beziehungsweise in diesem Fall der Rücken von zwei Trögen flankiert wird. In einer solchen Situation, die im Fachjargon «Amplified ridge» bezeichnet wird, handelt es sich nicht um zwei abgeschlossene Tiefs, welche sich von der grossräumigen Strömung abgekoppelt haben, sondern um zwei weit gegen Süden vorstossende Tröge und in der Mitte um ein weit nach Norden reichender Rücken. Dies führt zu einer stark meridionalen Strömung (grosse Nord-Süd-Erstreckung), die dazu neigt sehr stationär zu sein.

Eine ähnliche Wettersituation, bei welcher es sich nicht um abgeschlossene Systeme handelt, sondern um einen Rücken, der von zwei Trögen flankiert wird. Die stark meridionale Erstreckung sorgt für eine sehr beständige Wetterlage.
Eine ähnliche Wettersituation, bei welcher es sich nicht um abgeschlossene Systeme handelt, sondern um einen Rücken, der von zwei Trögen flankiert wird. Die stark meridionale Erstreckung sorgt für eine sehr beständige Wetterlage. (MeteoSchweiz)

Eine ebenfalls hohe Erhaltungsneigung der grossräumigen Wettersituation stellt sich ein, wenn ein abgeschlossenes Hoch nördlich von einem abgeschlossenen Tief zu liegen kommt. Für diese Blocking-Situation haben sich unterschiedliche Namen eingebürgert, so spricht man bei dieser Konstellation von Rex-, Dipol- oder Diffluentem-Block, aber auch «High-over-Low»-Lage. Diese Blocking-Variante ist eher selten.

Beim unter anderem als Rex- oder Dipol-Block bezeichneten Blocking stellt sich die eher seltene Situation ein, bei der ein Hoch nördlich eines Tiefs zu liegen kommt.
Beim unter anderem als Rex- oder Dipol-Block bezeichneten Blocking stellt sich die eher seltene Situation ein, bei der ein Hoch nördlich eines Tiefs zu liegen kommt. (MeteoSchweiz)

In der Realität sind die Strömungsmuster beziehungsweise die Anordnung der Druckzentren aber selten so eindeutig, wie in den gezeigten Visualisierungen. Während der aktuellen Hochdruckphase zeigte sich beispielsweise zu Beginn kurzzeitig eine «Omega» ähnliche Struktur, dann stellte sich kurzzeitig eher eine «High-over-Low» Situation ein, bevor sich ab Sonntag wahrscheinlich eine «Amplified ridge»-Situation einstellen wird.

Bevorzugte Blocking-Regionen

Beobachtungen zeigen, dass in gewissen Regionen häufiger blockierende Hochdruckgebiete auftreten, als in anderen. Auf der Nordhemisphäre sind Grönland, Europa (v.a. Skandinavien), die Gegend um das Ural-Gebirge und die nördlichen Vereinigten Staaten beziehungsweise Kanada Gegenden, in welchen Blockings bevorzugt auftreten.

Auswirkungen von blockierten Wetterlagen

Eine blockierte Wetterlage hat oft markante Auswirkungen auf die betroffenen Gebiete. Je nach Position beziehungsweise Jahreszeit sind die Wetterphänomene aber höchst unterschiedlich. Im Frühling und Sommer sind die Gebiete unter dem Hoch regelmässig von Trockenheit und im Sommer zusätzlich von Hitzewellen betroffen. Im Winterhalbjahr kann es hingegen an der Ostflanke des Hochs beziehungsweise teils auch am Südrand zu massiven Kälteeinbrüchen kommen, besonders im Mittelmeerraum gelegentlich auch zu heftigen Schneefallereignissen.

An der Ostflanke des Hochs kann am Wochenende deutlich kältere Polarluft Richtung Südosteuropa vorstossen. Wettersituation am Sonntagmorgen, 3. November 2024. Links: Temperatur und geopotentielle Höhe auf 500 hPa. Rechts: Temperatur auf 850 hPa und Luftdruck auf Meereshöhe.
An der Ostflanke des Hochs kann am Wochenende deutlich kältere Polarluft Richtung Südosteuropa vorstossen. Wettersituation am Sonntagmorgen, 3. November 2024. Links: Temperatur und geopotentielle Höhe auf 500 hPa. Rechts: Temperatur auf 850 hPa und Luftdruck auf Meereshöhe. (MeteoSchweiz, ECMWF IFS)

Auf der Vorderseite der flankierenden Tiefs und an der Oberkante des Hochs, im Bereich der stärksten Winde, kann es hingegen teils zu extremen Niederschlagsereignissen kommen.

In der Grafik sind anhand eines Omega-Blocks Regionen mit möglichen markanten Wettererscheinungen eingezeichnet. Es wird keine Unterscheidung zwischen Sommer und Winter gemacht, wobei sich die Hitze vor allem auf die Sommermonate und die Kälte auf die Wintermonate bezieht. Relativ ist es jedoch zu jeder Jahreszeit üblicherweise an der Westflanke des Hochs wärmer und an der Ostflanke kälter.
In der Grafik sind anhand eines Omega-Blocks Regionen mit möglichen markanten Wettererscheinungen eingezeichnet. Es wird keine Unterscheidung zwischen Sommer und Winter gemacht, wobei sich die Hitze vor allem auf die Sommermonate und die Kälte auf die Wintermonate bezieht. Relativ ist es jedoch zu jeder Jahreszeit üblicherweise an der Westflanke des Hochs wärmer und an der Ostflanke kälter. (MeteoSchweiz)

Hohe Prognosegüte bei blockierten Wetterlagen

Wenn die grossräumige Strömung festgefahren ist, kann im Gegensatz zu sonst auch für mehrere Tage eine sehr zuverlässige Prognose gegeben werden. Es kann sogar vorkommen, wie beispielsweise am Mittwoch vor einer Woche, dass die Prognose für den Folgetag wesentlich schwieriger ist, als für die Tage +5 bis +10, wenn sich die blockierte Lage eingestellt hat.

Am Freitagmorgen ragte nur der Uetlibergturm aus dem Nebel raus.
Am Freitagmorgen ragte nur der Uetlibergturm aus dem Nebel raus. (Daniel Gerstgrasser)

Es scheint, dass sich die aktuelle Hochdrucklage noch bis Ende der nächsten Woche, womöglich auch länger fortsetzen wird.