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Markante Erwärmung

MeteoSchweiz-Blog | 24. November 2024
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Am Freitag strömte noch hochreichende Polarluft zur Alpennordseite. Danach setzte bis heute Sonntag vor allem in der Höhe eine markante Erwärmung ein. Die Luft kommt mit kräftigem Südwestwind direkt aus den Subtropen zu uns. Am Montag wird es noch etwas milder.

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Fast 100 hPa Luftdruckunterschied über Europa

Dass es in der Höhe so viel wärmer wurde, ist kein Zufall. Seit gestern Samstag hat sich die Wetterlage grundlegend geändert, der Wind drehte von Nordwest auf Südwest. Und zumindest in den Bergen frischte der Wind bereits kräftig auf. Der Antrieb für die starke Südwestströmung sind grosse Luftdruckgegensätze über Europa. Zwischen einem Tief bei Irland mit einem Kerndruck von unter 950 hPa und einem Hoch über dem Balkan mit rund 1040 hPa liegt ein Luftdruckgefälle von knapp 100 hPa. Das ist nicht alltäglich und der Grund dafür, dass sich zwischen den beiden Druckgebilden eine kräftige Südwestströmung nach Mitteleuropa ausbildete. Sie sorgte auch für zahlreiche Turbulenzwarnungen für den Flugverkehr über Westeuropa.

Warme Luft direkt aus den Subtropen

An der Südostflanke des Tiefs wird mit südwestlichen Winden subtropische Warmluft nach Mitteleuropa geführt. Die Luft stammt nach den Rückwärtstrajektorien direkt vom subtropischen Atlantik aus der Region um die Kanaren. Sie ist bis zu 20 Grad wärmer als die vorherige Polarluft und sorgt innerhalb von ein bis zwei Tagen vor allem in höheren Lagen und dort, wo sich der Südwestwind bereits durchsetzen konnte, für eine markante Erwärmung. Die Warmluft macht nicht bei uns Halt, sondern bahnt sich ihren Weg weiter bis nach Nordosteuropa. Deutlich zu kalt für die Jahreszeit ist es mit nördlichen Winden derzeit von Griechenland über die Ägäis bis in die Türkei und nach Ägypten.

Ausgedehnte Schichtwolken

Der markante Warmluftvorstoss führte vor allem in den mittleren und oberen Luftschichten zu einer Anfeuchtung und Hebung der Luftmasse. Von Samstag auf Sonntag streifte auch eine schwache Warmfront die Schweiz. Als Folge davon zogen ausgedehnte Schichtwolken über die Schweiz. Sie waren zeitweise recht dicht und brachten stellenweise sogar etwas Niederschlag, am Samstag nur auf den Bergen, am Sonntag lokal auch in der Nordwestschweiz.

Seichter Föhn über den Alpen und kräftiger Südwestwind

Während es auf der Alpennordseite mit kräftigem Südwestwind vor allem in der Höhe markant wärmer wurde, blieb südlich der Alpen die vorherige kalte Luftmasse bis zu den Passhöhen liegen. Die Folge war ein hydrostatisch angetriebener seichter Südföhn, der über die Pässe strömte und in den Alpentälern Böen von 40 bis lokal 75 km/h (Bad Ragaz) brachte. Zeitweise gab es aus den Voralpen heraus auch ausfliessenden Südostwind bis ins Zürcher Oberland oder an den östlichen Genfersee und Bodensee. Ansonsten sorgte der Südwestwind in den erhöhten Lagen der Alpennordseite für lokale Sturmböen zwischen 78 km/h in Rünenberg BL und 117 km/h auf dem Chasseral.

Deutlich wärmer, aber noch nicht überall

Im Flachland konnte sich der auffrischende Wind bis jetzt noch nicht überall durchsetzen. Gebietsweise ist die schwerere Kaltluft noch nicht vollständig ausgeräumt, so zum Beispiel in den klassischen Regionen vom Seeland entlang des Jurasüdfusses bis in die Region Schaffhausen und den Unterthurgau oder in einigen föhnfreien Alpentälern. Dort, wo die Warmluft bereits eingetroffen ist, gab es einen kräftigen Temperaturanstieg von teilweise über 10 Grad gegenüber dem Vortag. Auf den Bergen war die Erwärmung noch ausgeprägter: Seit Freitagmorgen stieg die Temperatur auf dem Jungfraujoch von -25 Grad auf nur noch -5 Grad am Sonntagmorgen. Solche Temperatursprünge sind nicht allzu häufig, kommen aber immer mal wieder vor, wie ein Fachbericht von MeteoSchweiz zeigt.

Bis Montag wird es mit anhaltender Südwestströmung in vielen Regionen noch milder, auch etwas Saharastaub ist in der Luftmasse mit dabei. In den noch kühleren Gegenden wird die alte Kaltluft mehr und mehr ausgeräumt. Und der Föhn über den Alpen nimmt nochmals zu, bevor uns in der Nacht auf Dienstag eine nächste Kaltfront überquert.