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In kalten Nächten können sich an Fenstern manchmal filigrane Eisstrukturen bilden. Warum kann man die sogenannten Eisblumen in den letzten Jahrzehnten immer weniger häufig betrachten?

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In kalten Nächten können sich an Fenstern manchmal filigrane Eisstrukturen bilden. Warum kann man die sogenannten Eisblumen in den letzten Jahrzehnten immer weniger häufig betrachten?
Eisblumen entstehen typischerweise an Fenstern. Drei Grundbedingungen müssen dabei erfüllt sein:
Die erste Bedingung war in der Nacht auf heute Freitag erfüllt. Dabei reichten bereits Temperaturminima von etwa -2 bis -5 Grad aus, gemessen auf 2 Meter Höhe. Oberflächen wie z.B. Dachfenster waren dabei allerdings noch etwas kälter.
Weil es gestern teilweise noch regnete bzw. schneite und noch viel Restfeuchtigkeit in Form von Wasserdampf in der Luft vorhanden war, war auch die zweite Bedingung erfüllt.
Die dritte Bedingung ist im Prinzip meistens erfüllt. Eine Fensterscheibe hat meistens feine Unebenheiten, sei es, weil sie leicht «verschmutzt» ist durch feinste Staubpartikel, sei es, weil sie doch nicht ganz glatt ist und kleinste, nicht sichtbare Risse auf der Oberfläche enthält.
Diese drei Bedingungen sind somit einigermassen häufig anzutreffen im Winterhalbjahr. Warum wurden dann Eisblumen in den letzten Jahren oder eher Jahrzehnten dennoch seltener?
Dass Eisblumen seltener werden, hat bis dato nur beschränkt mit der Klimaerwärmung zu tun. Die Nächte sind im Winter hierzulande immer noch genügend kalt. Deren Anzahl nimmt allerdings ab.
Die Klimaerwärmung ist jedoch auch nicht ganz unschuldig. Im heute zu Ende gehenden meteorologischen Winter 2024/2025 gab es im Mittel- und Südtessin gerade mal eine Handvoll Nächte mit einem Temperaturminima unter dem Gefrierpunkt:
Früher, grob gesagt bis etwa in die 1970er Jahre, waren Eisblumen an Fensterscheiben häufiger als heute. Sie traten vor allem auf der Fensterinnenseite auf. Das lag daran, dass sich die warme Raumluft am kalten, weil nur einfach verglasten und damit wenig isolierenden Fenster stark abkühlte.
Je kälter die Luft, desto weniger Wasser in Form von gasförmigem Wasserdampf kann sie speichern. Durch die Abkühlung schlägt sich der Wasserdampf auf der Fensterscheibe nieder. Ist das Fenster besonders kalt, geht der gasförmige Wasserdampf direkt in den festen Zustand, also Eis über. Dieser Vorgang wird Resublimation genannt.
Heute sind die Fenster mehrfach verglast, sodass die innerste Scheibe gar nicht mehr genügend abkühlt, damit sich dort Eis ablagern könnte. Die Häufigkeit von Eisblumen ist somit oft eine Frage, wie gut ein Fenster isoliert.
Im Gegensatz zu früher entstehen Eisblumen heutzutage vor allem auf der Fensteraussenseite. Denn mehrfachverglaste Fenster lassen so gut wie gar keine Wärme mehr hinaus. So kann die äusserste Scheibe entsprechend genügend kalt werden, um Eisablagerungen zu ermöglich, sofern die Aussenluft natürlich genügend kalt ist und ausreichend Feuchtigkeit enthält.
Eisblumen entstehen wie erwähnt auch aufgrund von Unebenheiten auf der Scheibe. Sie beginnen ihr Wachstum ausgehend von eben diesen Unebenheiten. Gerade weil dieses Wachstum langsam geschieht, können filigrane Eisstrukturen entstehen, die wie Blumen aussehen.
Auch Autoscheiben enthalten natürlich solche Unebenheiten. Weil die Autoscheibe im Vergleich zur Fensterscheibe in klaren Winternächten jedoch meist deutlich kälter wird, läuft die Resublimation auf der Scheibe schneller und an vielen Stellen gleichzeitig ab. Das ist vermutlich auch gut so. Sonst käme man noch auf die Idee, die Eisblumen wegen ihrer Schönheit für die Autofahrt gar nicht wegzukratzen.