Am Freitag stieg die Temperatur in Chur auf fast 20 Grad, genauer auf 19.6 Grad. Das ist die zehnthöchste Temperatur, die dort in einem Februar seit Messbeginn registriert wurde. Noch wärmer war es in der Alpenstadt zuletzt am 25.02.2021 mit 20.9 Grad oder am 24.02.2008 mit 22.7 Grad. Auch andernorts war es mit Höchstwerten von 10 bis 17 Grad für die Jahreszeit viel zu warm. Grund dafür ist eine Südwestströmung über West- und Mitteleuropa, die derzeit sehr milde Luft zu uns führt und in den Alpentälern zusätzlich mässigen Föhn auslöst.
In den nächsten Tagen wird mit einer südwestlichen Strömung weiterhin sehr milde Luft nach Mitteleuropa und zu den Alpen geführt. Der Warmlufttransport reicht sogar noch weiter nach Norden bis zur Barentssee. So werden bei uns im Flachland bis Montag weiterhin zweistellige Höchsttemperaturen erwartet. Ab Dienstag zeichnet sich im Alpenraum eine moderate Abkühlung und damit eine Normalisierung des Temperaturniveaus ab.
Ganz anders ist die Situation über Ost- und Südosteuropa sowie insbesondere rund um das Schwarze Meer und den Kaukasus. Während weiter westlich warme Luft weit nach Norden vorstösst, strömt dort sibirische Kaltluft weit nach Süden. In der kommenden Woche werden rund um den Kaukasus und in Vorderasien bis zu 10 Grad kältere Temperaturen als üblich erwartet. Dazu bringt ein Tiefdruckgebiet teils kräftige Schneefälle und Schneeschauer.
Über dem Schwarzen Meer hat sich ein Tiefdruckgebiet gebildet, das sich in den nächsten Tagen nur langsam in Richtung Kaukasus verlagern wird. Es ist in der Höhe mit sehr kalter Luft gefüllt. Wenn darunter die arktische Kaltluft über das relativ warme Wasser des Schwarzen Meeres strömt, wird die Luft zusätzlich labilisiert und die Konvektion angetrieben. Dadurch entstehen teils intensive Schneeschauerlinien, die in der Nordtürkei in den letzten Stunden bereits für viel Neuschnee gesorgt haben. Ähnliche Wetterlagen mit grossen Neuschneemengen durch einen solchen Lake Effect treten an den Grossen Seen in Nordamerika auf. In abgeschwächter Form ist das Phänomen auch in Norddeutschland an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste oder am oberen Bodensee bis in den Bregenzerwald bekannt.
Bis Mitte nächster Woche sagen die Wettermodelle vor allem für den Nordosten der Türkei und Georgien weitere intensive Niederschläge voraus. Gebietsweise sind Niederschlagsmengen von 200 mm und mehr möglich. Da ein grosser Teil der Niederschläge als Schnee fällt, kann in den betroffenen Regionen 1 Meter Neuschnee oder noch deutlich mehr zusammenkommen. Schnee, der bei uns in den Schweizer Alpen angesichts der unterdurchschnittlichen Schneelage willkommen wäre…