Kältewellen treten besonders im Januar und Februar auf. Man kann für die Alpennordseite die Temperatur auf 850 hPa (ca. 1500 M. ü. M.), welche jeweils seit 1954 täglich mit den Radiosondierungen in Payerne ermittelt wird, als repräsentativ betrachten. In diesen zwei Monaten können hie und da Temperaturen auf 850 hPa auf -20 Grad und tiefer sinken, der tiefste Wert liegt bei etwa -27 Grad und wurde am 2. Februar 1956 aufgezeichnet. Sehr häufig sind solche extrem tiefen Temperaturen mit nordöstlichen Winden verbunden. Die Kälte wird dabei von Russland herangeführt. In selteneren Fällen kann die Luft auch direkt aus Norden zugeführt werden, etwa anfangs Januar 1985 oder am 14. Februar 1940. Da die Sonneneinstrahlung im Verlaufe des März stark zunimmt, werden Kältewelle im März rasch seltener. Dennoch kann es in der ersten Märzdekade immer noch sehr kalt werden, wie die nachfolgenden Kapitel zeigen.
In den ersten Märztagen des Jahres 1971 war es in der Schweiz bitterkalt. Am 6. März beispielsweise wurde mit einer starken Nordostströmung sehr kalte Luft zugeführt, und die Temperatur sank in der freien Atmosphäre auf dem 850 hPa-Niveau über Payerne auf -19.2 Grad. Die starke Bise liess dabei die Kälte noch unangenehmer erscheinen. An den Bodenmessstationen wurden vor allem in der Höhe Rekordwerte aufgezeichnet, so auf dem Jungfraujoch mit -36.6 Grad, auf dem Säntis mit -28.1 Grad und auf dem Gütsch auf -27.1 Grad, aber auch generell in Höhenlagen oberhalb 1000 Metern war der 6. März 1971 der kälteste Märztag seit Messbeginn. Dabei ist noch anzufügen, dass auf dem Jungfraujoch und auf dem Weissfluhjoch der 6. März 1971 sogar der absolute Kälterekord hält, selbst in den Monaten Januar und Februar war es an diesen beiden Stationen nie kälter.
Sehr kalt war es in den ersten Märztagen auch vor nicht allzu langer Zeit, so in den Jahren 2005 und 2010. Die Luftmasse an sich war bedeutend weniger kalt als 1971. So wurde im Jahr 2005 auf 850 hPa über Payerne als Tiefstwert -14.3 und 2010 -14.5 Grad gemessen, was den Tiefstwert vom Jahr 1971 nicht annähernd erreicht. Allerdings war beispielsweise am 1. März 2005 die Bise schwächer und durch den klaren Himmel konnten in den Niederungen sehr tiefe Tagesminima registriert werden. Lokal sanken die Temperaturen sogar auf oder unter die -20 Grad-Marke, so in Delémont mit -22.5 Grad und in Koppigen bei Bern mit -20.0 Grad. Bemerkenswert kalt war es damals auch in Interlaken mit -19.9 Grad. Der absolute Kälterekord vom 12. Januar 1987 liegt dort mit -20.9 Grad nur unwesentlich tiefer.
Gegenüber den oben zitierten Werten erscheint die aktuell relativ kalte Witterung geradezu als angenehm. So lagen die Tiefstwerte gestern und heute im Mittelland mehrheitlich über dem Gefrierpunkt und auch auf den höchsten Gipfel- und Passlagen war es im Vergleich zu den Rekordwerten mild. Beispielsweise scheinen die gestern auf dem Jungfraujoch gemessenen -18.4 Grad auf den ersten Blick als sehr kalt, doch sie lassen sich mit den im Jahr 1971 aufgezeichneten -36.6 Grad in keiner Weise vergleichen.