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Pflanzen vor Frost mit Wasser schützen
MeteoSchweiz-Blog | 08. April 2025

Nicht nur Obstbäume, sondern auch Magnolien oder andere Zierbäume sind in voller Blüte. Das sonnige Wetter sorgt tagsüber für einen regen Insektenbesuch und verspricht eine üppige Ernte. Wären da nicht die frostigen Nächte, die dem Ganzen einen Strich durch die Rechnung machen könnte. Doch zum Glück gibt es Möglichkeiten Pflanzen vor Frost zu schützen; auf ein Verfahren gehen wir näher ein.

Frostschutzberegnung im Wallis am 4.April 2017 (Foto: Anick Haldimann)
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Der Kaltluftausbruch am Sonntag sorgte nicht nur für eine mässige Bisenströmung, sondern auch für frostige Nächte. Aufgrund der eingeflossenen, trockenen und polaren Luftmasse, wurden durch nächtliche Abkühlung Bodenfrost und sogar Luftfrost (Temperatur auf 2 Metern Höhe unter 0 Grad) verzeichnet.

Temperaturverlauf an der Station in Wynau, Montag 07.April bis Dienstag 08. April (Zeit in UTC). (MeteoSchweiz)

Auch in der kommenden Nacht ist wieder mit Boden- und Luftfrost zu rechnen und wir haben eine entsprechende Warnung ausgegeben.

Frostwarnungen werden im Zeitraum vom 15. März bis 31. Oktober ausgegeben, wenn Bodenfrost erwartet wird. Dabei wird folgende Terminologie verwendet:

  • Tiefsttemperatur auf 5 cm über Boden 0 bis -4 Grad: mässiger Bodenfrost
  • Tiefsttemperatur auf 5 cm über Boden unter -4 Grad: starker Bodenfrost
Bodenfrostwarnung für die Nacht auf Mittwoch. (MeteoSchweiz)

Um Pflanzen bzw. die Blüten vor Frost zu schützen, gibt es zahlreiche Methoden. Einerseits kann mittels Öfen oder Frostschutzkerzen die Lufttemperatur erhöht werden. Eine Methode, um die Abstrahlung und Auskühlung zu verlangsamen, erfolgt mittels Lufttrübung durch Rauch.

In den letzten Jahren wurde aber immer mehr auf eine andere Frostschutzmethode gesetzt, welche sich die physikalische Eigenschaft von Wasser zu Nutze macht. Genauer gesagt die Eigenschaft, dass beim Gefrieren von Wasser Wärme frei wird.

Aber zuallererst eine kurze Physikstunde(-Minute). Wir kennen die verschiedenen Aggregatszustände von Wasser und dass diese durch verschiedene Prozesse, wie Schmelzen oder Verdampfen ineinander übergehen können. Ein Teil dieser Prozesse braucht Energie (blaue Pfeile, Abbildung unten), der andere Teil gibt Energie in Form von Wärme ab (rote Pfeile, Abbildung unten).

Schematische Darstellung «Umwandlung der Aggregatszustände von Wasser» (Illustration: Daniela Roth)

Die Frostschutzberegnung setzt genau auf die Eigenschaft, dass Wasser beim Gefrieren Wärme abgibt. Mittels Sprenkler wird, wenn die Temperatur noch knapp über dem Gefrierpunkt liegt, Wasser auf die Pflanzen gesprüht.

Frostschutzberegnung (Didier Ulrich)

Sobald die Temperatur unter null Grad sinkt, beginnt der Wasserfilm auf den Pflanzen zu gefrieren. Auch wenn die Umgebungstemperatur unter null Grad fällt, wird durch das kontinuierliche Gefrieren Wärme frei. Dies führt dazu, dass die Temperatur im Eis (also bei der Pflanze) bei etwa 0°C gehalten wird. Die Zellen der Pflanzen weisen zudem meist noch einen eigenen Frostschutz auf, welche die Gefriertemperatur des Zellsafts etwas heruntersetzt. So frieren sie bei einer Temperatur von 0°C oder auch knapp darunter noch nicht ein. Die Besprühung muss jedoch während der ganzen Frostperiode aufrechterhalten werden, da sonst die ganze Pflanze einfrieren würde.

Schematische Darstellung Frostschutz durch Besprühung (Illustration: Daniela Roth)
Blüte mit schützender Eisschicht im Wallis, 4 April 2017. (Anick Haldimann)

Diese Methode wird oftmals bei Obstbäumen oder bodennahen Kulturen angewendet. Die Anwendung setzt jedoch gewisse Bedingungen voraus. Die Temperatur sollte tagsüber wieder über den Gefrierpunkt klettern, da bei einer längeren Besprühung die Gefahr von Eisbruch an der Pflanze besteht. Ganz geschweige von den grossen Mengen an Wasser die benötigt werden. Windschwache Verhältnisse und genügend Luftfeuchtigkeit sind ebenfalls notwendig für diese Art von Frostschutz, da sonst zu viel Wärme durch Verdunstung wieder verloren geht.

Aufgrund der schweren Eislast abgebrochene Äste von Aprikosenbäumen, 7. April 2021 in Bramois (VS). (Didier Ulrich)