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Tägliche Vorhersage der Waldbrandgefahr mit IGNIS
MeteoSchweiz-Blog | 10. April 2025

Mit dem Klimawandel nimmt in der Schweiz die Gefahr von Waldbränden zu. Dank dem Informationssystem IGNIS, das gemeinsam vom BAFU und dem kanadischen Ministerium für Naturressourcen entwickelt wurde, können die Waldbrandgefahr sowie die Entwicklung und Ausbreitung bestehender Waldbrände besser vorhergesagt werden.

Waldbrand in Bitsch (VS), Juli 2023 (© Daniel Kämpfer, Kanton Wallis)
Waldbrand in Bitsch (VS), Juli 2023 (© Daniel Kämpfer, Kanton Wallis)
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Flammen, die über die Baumkronen hinausragen, dichter Rauch, Brände in gefährlicher Nähe zu Wohnhäusern, begleitet von Helikoptern im Dauereinsatz: Solche Bilder könnten in vielen Regionen der Schweiz künftig häufiger werden. Aufgrund des Klimawandels werden Perioden von Hitze und Trockenheit, die grosse Waldbrände begünstigen, öfter auftreten.

Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) veröffentlicht täglich Informationen zur aktuellen Waldbrandgefahr. Diese werden auch in der App von MeteoSchweiz angezeigt. Trotz zahlreicher Informations- und Präventionsmassnahmen kommt es in der Schweiz immer wieder zu Waldbränden. So haben die Waldbrände von Bitsch (VS) im Jahr 2023 oder von Gambarogno (TI) im Jahr 2022, 100 respektive 200 Hektaren Wald verwüstet inklusive Weiden und Wiesen und Kosten in Höhe von mehreren Millionen Franken verursacht (siehe Titelbild und Abbildung 1).

Foto in der Nacht mit Blick in ein Tal, im Hintergrund brennt der Wald.
Abbildung 1: Waldbrand in Gambarogno (IT), Februar 2022 (© H. Zimmermann)

Wetterdaten für die Waldbrandvorhersage

Um solche Ereignisse besser bewältigen zu können, ist es wichtig, die Waldbrandgefahr so früh und so genau wie möglich vorherzusagen. Zu diesem Zweck haben das BAFU und das kanadische Ministerium für natürliche Ressourcen gemeinsam ein neues Waldbrandinformationssystem entwickelt. Unter dem Namen IGNIS (lateinisch für Feuer) steht es seit 2022 den Expertinnen und Experten zur Einschätzung der Waldbrandgefahr in der Schweiz zur Verfügung.

IGNIS basiert auf dem kanadischen System "Fire Weather Index" (FWI), das für das Schweizer Alpengebiet angepasst und optimiert wurde. Für die Berechnungen benötigt das System lediglich vier meteorologische Parameter: die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit, die Niederschlagssummen und die Windstärke. Diese Parameter sind nicht nur für das Ausbruchsrisiko eines Waldbrandes entscheidend, sondern auch für dessen weitere Ausbreitung.

Schweizerkarte, eingefärbt nach der Höhe des FWI-Index. Der Zoom auf den Ausschnitt im Wallis zeigt einen hohen FWI-Index.
Abbildung 2: FWI-Index auf IGNIS am Tag des Brandes (17.07.2023) in Bitsch. (BAFU, MeteoSchweiz)

MeteoSchweiz liefert dem BAFU jeden Tag die Daten, die IGNIS für die Berechnung der Indizes braucht. Diese Indizes geben relevante Hinweise auf das mögliche Verhalten und die Entwicklung eines Waldbrandes und erlauben es, den Feuchtigkeitsgehalt des Bodens und anderer brennbarer organischer Stoffe im Wald einzuschätzen. Expertinnen und Experten des Bundes und der Kantone interpretieren anschliessend die IGNIS-Daten und bewerten damit die tägliche Waldbrandgefahr für die verschiedenen Warnregionen. IGNIS ist deshalb ein sehr leistungsfähiges System, sowohl für den Entscheid über Präventionsmassnahmen als auch bei der konkreten Bekämpfung von Waldbränden.

Waldbrandgefahrenkarte am Tag des Waldbrandes in Bitsch, veröffentlicht auf waldbrandgefahr.ch (BAFU)

Ein fast perfektes System

Eine grosse Stärke von IGNIS ist seine Einfachheit: Für eine Bewertung der Waldbrandgefahr werden lediglich vier Wetterparameter benötigt. So ermöglicht IGNIS den zuständigen Behörden eine schnelle Einschätzung, ob getroffene Präventionsmassnahmen – zum Beispiel das Aufgebot von Feuerwehrleuten oder Hubschraubern – zur Brandbekämpfung ausreichen. Dank der verschiedenen von IGNIS gelieferten Indizes können im Ereignisfall Entscheidungsprozesse für die Zuweisung von Ressourcen zur Brandbekämpfung verfeinert und beschleunigt werden. Das FWI-System wird in der Europäischen EU und weltweit breit eingesetzt, was den Wissensaustausch mit internationalen Expertinnen und Experten vereinfacht.

Abbildung 4: Helikopter, der während der Überwachungsphase des Brandes in Gambarogno 2022 mit Nachlöscharbeiten beschäftigt war. (© Stefan Beyeler, BAFU)

Auch wenn das FWI-System weit verbreitet ist, so hat es doch seine Grenzen: Es werden noch nicht alle Faktoren, berücksichtigt, die für die Entwicklung von Waldbränden wichtig sind. Zum Beispiel die lokale Topografie oder das tatsächlich vorhandene brennbare Material (vom Untergrund bis hinauf zu den Baumkronen). Ausserdem wurde das in den 70er-Jahren entwickelte FWI-System für reine Kiefernwälder konzipiert. Dies kann dazu führen, dass das System den in der Schweiz anzutreffenden Mischungsgrad der Wälder (Anteil Laub- und Nadelbäume) nicht genau widerspiegelt.

Trotz dieser Einschränkungen liefert IGNIS dem BAFU und den zuständigen kantonalen Behörden jederzeit einen wertvollen und qualitativ hochstehenden Überblick über die Waldbrandgefahr in der Schweiz. Durch die sehr gute Zusammenarbeit zwischen MeteoSchweiz und dem BAFU wird sichergestellt, dass die neuesten Wetterdaten für den reibungslosen Betrieb von IGNIS zur Verfügung stehen. Die kürzlich erfolgte Einführung des neuen Wettermodells ICON verspricht zudem für die Zukunft weitere Verbesserungen der Rechengenauigkeit, wodurch die Effizienz von IGNIS noch weiter gesteigert werden kann.