Inhaltsbereich

Südostlage - eine Wetterlage, welche viele Facetten aufweist
MeteoSchweiz-Blog | 07. Mai 2025

Die tiefdruckbestimmte Wetterlage über den Alpen dauert nun schon einige Zeit an. Heute floss aus Südosten feuchte Luft zu den Alpen, so dass das nasse Wetter auf der Alpensüdseite und in den Alpen weiter andauerte. Südostlagen sind selten, haben es aber in sich. Aus diesem Grund werfen wir im heutigen MeteoBlog einen Blick auf diese Wetterlage.

Geopotential [gpm, Isolinien] und Temperatur [°C, flächige Darstellung mit Farbe und Zahlenwerte] auf 500 hPa heute, den 7. Mai 2025 um 12 UTC, auf 500 hPa. Das Tief über dem Tyrrhenischen Meer steuert aus Südosten feuchte Luft (violetter Pfeil)zur Schweiz.
Geopotential [gpm, Isolinien] und Temperatur [°C, flächige Darstellung mit Farbe und Zahlenwerte] auf 500 hPa heute, den 7. Mai 2025 um 12 UTC, auf 500 hPa. Das Tief über dem Tyrrhenischen Meer steuert aus Südosten feuchte Luft (violetter Pfeil)zur Schweiz.
  • Wetter

Fussbereich

Top Bar Navigation

Alle Schweizer Bundesbehörden

Servicenavigation

Tiefdruckbestimmte oder zyklonale Südostlage - eine Wetterlage mit Unwetterpotential im westlichen Tessin und im Oberwallis

Tiefdruckbestimmte Südostlagen führen meistens feuchte bis sehr feuchte Luft zur Alpensüdseite. Am ergiebigsten sind die Niederschläge meist auf der Simplonsüdseite und im angrenzenden Tocegebiet. Dies deshalb, weil die Gebirgskämme, welche die Alpensüdseite vom inneralpinen Wallis trennen, von Südwest nach Nordost verlaufen. Die Stauwirkung ist daher bei einer Anströmung aus Südosten maximal.

Bei starken Höhenwinden werden die Niederschläge bis weit ins Zentralwallis und manchmal sogar bis ins Berner Oberland verfrachtet. Dabei sind auf der Simplonsüdseite bei Gondo Tagessummen von über 200 mm möglich und auch in Brig und Visp sind schon Mengen von über 100 mm gemessen worden. Ein berühmtes Beispiel ist sicher der vergangene 16. April, welcher teilweise Rekordniederschläge brachte. Dabei kam es zudem, weil in den unteren Luftschichten aus Westen einfliessende kühlere Luft die südöstlichen Winde zum Erliegen brachten, zu einer markanten Niederschlagsabkühlung. Die Schneefallgrenze sank bis in tiefsten Lagen der Wallis, was schwere Baumschäden infolge des Schneebruchs hervorrief.

Weitere berühmte Beispiele sind der 24. September 1993, als der Fluss Saltina das Städtchen Brig schwer verwüstete. Lange in Erinnerung bleiben die Tage zwischen dem 13. und 15. Oktober 2000. Damals wurden vor allem die Simplonsüdseite sowie das Goms und das Saastal schwer betroffen. Eine Hangmure forderte in Gondo 13 Menschenleben.

72-stündige Niederschlagsmengen [mm] zwischen dem 22. und 24. September 1993 (Briger Unwetter) auf der Alpensüdseite und im Oberwallis.
72-stündige Niederschlagsmengen [mm] zwischen dem 22. und 24. September 1993 (Briger Unwetter) auf der Alpensüdseite und im Oberwallis. (MeteoSchweiz)
Hangmure von Gondo vom Oktober 2000, welche 1/3 des Dorfes zerstörte.
Hangmure von Gondo vom Oktober 2000, welche 1/3 des Dorfes zerstörte. (© keystone / Quelle: Newsnetz)
Die Südostlage vom 16. April 2025 brachte dem Wallis viel Neuschnee, wie hier das Bild, welche bei Hérémence aufgenommen wurde, eindrücklich beweist.
Die Südostlage vom 16. April 2025 brachte dem Wallis viel Neuschnee, wie hier das Bild, welche bei Hérémence aufgenommen wurde, eindrücklich beweist. (Meteomeldungen/App)

Gestreckte oder indifferente Südostlage - Bewölkt im Süden, föhnig am Alpennordhang

Unter einer gestreckten oder indifferenten Südostlage versteht man eine Südostströmung, welche keine Krümmung aufweist, sie ist also weder zyklonal (tiefdruckbestimmt) noch antizyklonal (hochdruckbestimmt) gebogen. Indifferente Südostlagen bringen der Alpensüdseite immer noch häufig bewölktes Wetter. Zu Niederschlägen kommt es meist nur noch im westlichen Tessin und auf der Gegend südöstlich des Simplonpasses.

Nördlich des Alpenhauptkammes zeigt sich das Wetter mindestens zeitweise sonnig. In den oberen Alpentälern setzt sich häufig der Föhn durch.  Im zentralen und östlichen Mittelland ist häufig eine mässige Bise spürbar. Sie bewirkt mit ihrer meist kühleren Luft, dass sich der Föhn in tieferen Lagen der Alpentäler meist nicht durchsetzen kann, dies im Gegensatz zu den Süd- und Südwestlagen. In der Jungfrauregion kommt es jedoch mit dem sogenannten Guggiföhn zu einer sehr markanten Föhnerscheinung. Der Guggiföhn kann auf dem Lauberhorn Stundenmittel von 140 km/h und Böenspitzen von über 250 km/h erreichen. Der Guggiföhn gehört damit zu den stärksten Winden in der ganzen Schweiz.

Föhnsturm vom 14.12. 2008. Der Föhn erreichte auf dem Lauberhorn Böenspitzen von 252 km/h. Dies ist eine der höchsten Böenspitzen, welche in der Schweiz je verzeichnet wurden.
Föhnsturm vom 14.12. 2008. Der Föhn erreichte auf dem Lauberhorn Böenspitzen von 252 km/h. Dies ist eine der höchsten Böenspitzen, welche in der Schweiz je verzeichnet wurden. (https://www.sturmarchiv.ch und Kai Kobler)

Hochdruckbestimmte Südostlage - meist sonnig, im Winterhalbjahr Hochnebel über dem Mittelland und hochnebelartige Bewölkung im Süden

Eher wenig spektakulär sind antizyklonale Südostlagen. Sie haben in der ganzen Schweiz meist sonniges Wetter zur Folge. In den Wintermonaten bewirkt eine mässige Bise im Mittelland oft Hochnebel im Bereich von 900 bis 1100 Metern. Auch auf der Alpensüdseite bringt diese Wetterlage im Winter nicht selten hochnebelartige Bewölkung. Diese hat meist eine Obergrenze von 1600 bis 2000 Metern und betrifft oft das Mittel- und Südtessin. Hie und da kann aber auch die ganze Alpensüdseite und das Oberengadin davon erfasst werden.

In den Alpen ist es bei antizyklonaler Südostlage meist sonnig, wie beispielsweise am 5. März 2025 in Disentis.
In den Alpen ist es bei antizyklonaler Südostlage meist sonnig, wie beispielsweise am 5. März 2025 in Disentis. (Meteomeldungen/App)
Über dem Mittelland ist  bei antizyklonaler Südostlage oft eine Hochnebeldecke vorhanden, welche eine Obergrenze von  meist 900 bis 1100 Metern aufweist. Das Bild wurde am 18. Februar 2025 auf dem Col de la Givrine aufgenommen, wobei der Blick Richtung Süden zum Mittelland und zu den Alpen gerichtet ist.
Über dem Mittelland ist bei antizyklonaler Südostlage oft eine Hochnebeldecke vorhanden, welche eine Obergrenze von meist 900 bis 1100 Metern aufweist. Das Bild wurde am 18. Februar 2025 auf dem Col de la Givrine aufgenommen, wobei der Blick Richtung Süden zum Mittelland und zu den Alpen gerichtet ist. (Meteomeldungen/App)
Hochdruckbestimmte Südostlangen haben auf der Alpensüdseite nicht selten hochnebelartige Bewölkung zur Folge, wie das Bild, welches am 17. Februar 2025 bei Lugano aufgenommen wurde, klar beweist.
Hochdruckbestimmte Südostlangen haben auf der Alpensüdseite nicht selten hochnebelartige Bewölkung zur Folge, wie das Bild, welches am 17. Februar 2025 bei Lugano aufgenommen wurde, klar beweist. (Meteomeldungen/App)