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Meteorologische Messkampagne in den Ost-Alpen mit Beteiligung von MeteoSchweiz
MeteoSchweiz-Blog | 16. Juni 2025

Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Meteorologinnen und Meteorologen der Universität Innsbruck führt vom 16. Juni bis 25. Juli umfassende Messungen im Inntal und Etschtal sowie in den Sarntaler Alpen und im deutschen Alpenvorland durch. Mit den Daten will man Luftaustausch-Prozesse über dem Gebirge, den Zusammenhang zwischen klein- und grossräumigen sowie globalen Wetterphänomenen besser verstehen. Die u. a. mit Forschungsflugzeugen durchgeführten Erhebungen sind Teil einer einjährigen Messkampagne. Das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie (MeteoSchweiz) beteiligt sich mit zwei Fernerkundungsgeräten sowie den operationellen ICON-Vorhersagen aktiv an der für das Verständnis der Meteorologie im Alpenraum sehr wichtigen Messkampagne.

Messmast im Inntal mit Messinstrumenten und Blick auf leicht schneebedeckte Berge.
(Messmast im Inntal. (Bild: Beth Saunders, Uni Innsbruck))
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Besseres Verständnis der Wetterphänomene im Alpenraum

Das Wetter im Gebirge verhält sich oft ganz anders als vorhergesagt. Die Unberechenbarkeit liegt zum einen an der Komplexität des Terrains, die starken Einfluss auf Luftaustausch-Prozesse hat. Zum anderen spielen auch grossräumige und planetare Luftströmungen eine Rolle. Um besser zu verstehen, wie genau Luftaustausch-Prozesse im Gebirge funktionieren, braucht es eine detaillierte Datengrundlage, die sehr kleinräumige Phänomene wie die Turbulenz ebenso erfasst wie regionale Phänomene, grössere Wettersysteme und globale Jetstreams – kurz-, mittel- und langfristig. In der Meteorologie spricht man von einem multiskaligen Forschungsansatz. Einen solchen verfolgt das internationale Forschungskonsortium TEAMx im Rahmen einer gross angelegten, einjährigen Beobachtungskampagne. Diese soll Messdaten aus den Alpen mit grossräumigen meteorologischen Ereignissen verbinden und läuft unter dem Titel TEAMx Observational Campaign (TOC). Koordiniert wird die TOC von Manuela Lehner und Mathias Rotach von der Universität Innsbruck. Insgesamt tragen über 25 Institutionen und über 200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zur erfolgreichen Durchführung bei, darunter auch MeteoSchweiz. Langfristig will TEAMx dazu beitragen, Wetter- und Klimamodelle und insbesondere auch Wetterprognosen für Gebirgsregionen wie die Alpen zu verbessern.

Start der zweiten Intensivphase am 16. Juni

Begonnen hat die Kampagne im September 2024. In insgesamt vier Zielgebieten – im Inntal, im Etschtal, am Alpenkamm zwischen Inntal und Etschtal sowie im bayrischen Alpenvorland liefern unterschiedlichste meteorologische Fernerkundungssysteme an mehreren Standorten das ganze Jahr über atmosphärische Profile von Wind, Temperatur und Feuchte. MeteoSchweiz trägt dabei mit einem mobilen Windlidar und einem mobilen Radiometer, die derzeit im Inntal stehen, zu diesen Messungen bei. Zusätzlich finden zwei intensive Beobachtungsphasen statt. Nach der ersten im Winter dieses Jahres, startet die zweite am 16. Juni mit Messungen an insgesamt über 15 Standorten im Inntal, Etschtal sowie in den Sarntaler Alpen und läuft bis am 25. Juli. «Mit drei Forschungsflugzeugen sowie Drohnen und Wetterballons gewinnen wir wichtige zusätzliche Daten, z. B. über die Entwicklung von Bewölkung und Niederschlag aufgrund des Feuchtetransports entlang von Gebirgshängen», schildert Manuela Lehner.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt unter anderem auf den Interaktionen verschiedener Strömungen in Gebirgstälern, wie z. B. Hang- und Talwinden sowie deren Einfluss auf die Schichtung und Variabilität der Talatmosphäre, die wiederum den Austausch von z. B. Luftschadstoffen und Feuchte beeinflussen.

Zur Planung der Messungen, insbesondere der Flugzeugflüge während der intensiven Beobachtungsphase ab dem 16: Juni, verlässt sich das TEAMx-Konsortium neben den globalen Vorhersagen des ECMWF v. a. auf die operationellen ICON-Vorhersagen des Deutschen Wetterdienstes und MeteoSchweiz.

Langfristiger Nutzen der Messdaten, auch für MeteoSchweiz

Alleine die Aufbereitung und Qualitätskontrolle werden die beteiligten Forscherinnen und Forscher noch weit über die Messkampagne hinaus beschäftigen. Langfristig sollen die Daten dann auch für Forschende ausserhalb von TEAMx zugänglich gemacht werden.  Auch für MeteoSchweiz werden die im Rahmen von TEAMx erhoben Daten sehr wertvoll für das Studium meteorologischer Phänomene im Alpenraum sein. Die aus dem Forschungsprogramm resultierenden Erkenntnisse und verbesserten Modelle werden auch den Wettervorhersagen und Klimaszenarien in den Schweizer Alpen unmittelbar zu Gute kommen. «Die weitreichende Bedeutung der Messkampagne zeigt sich nicht nur an den beteiligten Forschungsgruppen, sondern auch an der Mitwirkung mehrerer Wetterdienste im Alpenraum», sagt Mathias Rotach. Unterstützt wird TEAMx auch durch die World Meteorological Organization (WMO), einer Sonderorganisation der Vereinten Nationen sowie durch Finanzierung aus zahlreichen Drittmittelprojekten der teilnehmenden Forschungsgruppen.