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Nach der Hitze kommen die Blitze
MeteoSchweiz-Blog | 15. Juni 2025

In den letzten beiden Tagen wurde es in der Schweiz sommerlich heiss. In Visp wurden am Freitag 34.9 °C gemessen, so viel wie noch nie in der ersten Junihälfte. Heute Sonntag gelangt nun schwülwarme Gewitterluft aus Südwesten zu den Alpen. Vor allem auf der Alpennordseite drohen in den nächsten Stunden teilweise kräftige Gewitter mit Sturmböen, Hagel und starkem Regen.

Kräftiges Gewitter in der Zentralschweiz. Bild: Meteomeldungen/App
Kräftiges Gewitter in der Zentralschweiz. Bild: Meteomeldungen/App
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Heisser Freitag und Samstag

Am Freitag und Samstag strömte aussergewöhnlich warme Luft aus Südwesten in die Schweiz. In den Niederungen wurde es unter Hochdruckeinfluss sommerlich heiss. Etwas Saharastaub in geringer Konzentration sowie Reste von Aerosolen der Waldbrände in Kanada störten die tageszeitliche Erwärmung kaum, sorgten aber weiterhin für eine recht dunstige Luftmasse und reduzierten die Fernsicht. In Visp wurden am Freitag 34.9 °C gemessen, so viel wie noch nie in der ersten Junihälfte seit Beginn der Aufzeichnungen. Auch an einigen anderen Orten wurden neue Temperaturrekorde für die erste Junihälfte (1. bis 15. Juni) aufgestellt, insbesondere im Wallis und in höheren Berglagen. Neue Temperaturrekorde für den gesamten Monat Juni wurden hingegen nicht verzeichnet.

Rekordwerte der Höchsttemperatur seit Messbeginn bis einschliesslich 14.06.2025 für die erste Junihälfte (1. bis 15. Juni). Neu aufgestellte Rekorde sind gelb markiert. Quelle: MeteoSchweiz
Rekordwerte der Höchsttemperatur seit Messbeginn bis einschliesslich 14.06.2025 für die erste Junihälfte (1. bis 15. Juni). Neu aufgestellte Rekorde sind gelb markiert. Quelle: MeteoSchweiz

Auch am Samstag wurden beidseits der Alpen verbreitet Höchsttemperaturen von 30 °C oder mehr gemessen. Mit 33.9 °C wurde es wiederum am heissesten in Visp im Oberwallis, dicht gefolgt von Genf mit 33.7 °C und Buchs/Aarau mit 33.2 °C. Am Nachmittag entwickelten sich über den zentralen und östlichen Alpen erste kräftige Hitzegewitter, lokal mit stürmischen (Outflow-)Böen von bis zu 78 km/h in Glarus und bis zu 71 km/h in Altenrhein sowie mit Starkregen von bis zu 74 mm in Salez/Saxerriet im St. Galler Rheintal, das gleich mehrfach von Gewittern vom Alpstein her getroffen wurde.

Kräftige Gewitter am Sonntagnachmittag und am frühen Abend

In den letzten Stunden hat die südwestliche Strömung immer feuchtere und somit schwülwarme sowie labile Luft zu den Alpen gebracht. In dieser Luftmasse nimmt das Risiko für kräftige Gewitter im Laufe des Nachmittags schnell zu, vor allem auf der Alpennordseite und am angrenzenden Alpennordhang. Eine aus Westen nahende Kaltfront und kräftiger Südwestwind in der Höhe sorgen für ausreichende Dynamik, so dass sich ziemlich verbreitet starke Gewitter entwickeln können, die schnell nordostwärts ziehen und im Verlauf zu grösseren Gewittergebieten oder zu einer Gewitterlinie zusammenwachsen. Damit besteht das Potential von Starkregen (15-30 mm innerhalb kurzer Zeit), lokalen Hagel (2 bis maximal 4 cm Korndurchmesser) und Sturmböen um 80 km/h. Bei der Bildung grösserer Gewitterlinien sind auch starke Sturmböen über 100 km/h möglich.

Animation der Schauer- und Gewitteraktivität am Sonntag, 15.06.2025 zwischen 12:00 Uhr und 24:00 Uhr, wie sie von unserem ICON-CH1-EPS-Modell am Sonntagvormittag vorhergesagt wird. Je röter die Niederschlagszellen sind, desto kräftiger sind die simulierten Schauer und Gewitter. Quelle: MeteoSchweiz
Animation der Schauer- und Gewitteraktivität am Sonntag, 15.06.2025 zwischen 12:00 Uhr und 24:00 Uhr, wie sie von unserem ICON-CH1-EPS-Modell am Sonntagvormittag vorhergesagt wird. Je röter die Niederschlagszellen sind, desto kräftiger sind die simulierten Schauer und Gewitter. Quelle: MeteoSchweiz

Die obige Animation zeigt den Hauptlauf unseres ICON-CH1-EPS-Modells und wird 1:1 in der Niederschlagsanimation in der MeteoSwiss App dargestellt. Sie zeigt eine mögliche Wetterentwicklung, bildet die Prognoseunsicherheit, die bei sommerlichen Gewitterlagen erhöht ist, jedoch nicht ab. Bei den heutigen Gewittern ist vor allem unsicher, ob sich die einzelnen kräftigen Gewitter tatsächlich zu einer geschlossenen Gewitterlinie verbinden. Dieses Szenario ist möglich und in den nordöstlichen Landesteilen sogar recht wahrscheinlich, aber nicht sicher. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in der gesamten Deutschschweiz lokal heftige Entwicklungen möglich sind, die Wahrscheinlichkeit dafür aber zunimmt, je weiter man sich im nördlichen oder nordöstlichen Flachland oder je näher man sich an den Voralpen oder am Jura befindet. Unabhängig von der Konsultation der Wetterprognose lohnt es sich an solchen Tagen immer, häufiger einen aufmerksamen Blick zum Himmel oder auf das aktuelle Niederschlagsradar zu werfen, wenn man draussen unterwegs ist.

Unterschiedliche Varianten der Schauer- und Gewitterverteilung im ICON-CH1-EPS Ensemble am Sonntag, 15.06.2025 um 18:00 Uhr. Quelle: MeteoSchweiz
Unterschiedliche Varianten der Schauer- und Gewitterverteilung im ICON-CH1-EPS Ensemble am Sonntag, 15.06.2025 um 18:00 Uhr. Quelle: MeteoSchweiz