Niederschlagsmengen und Schadenschwerpunkte
Durch den teilweise konvektiven Charakter schwankten die Niederschläge stark. Allgemein wurden am zentralen und östlichen Alpennordhang regional ca. 80 bis 150 mm Niederschlag gemessen, so auch im nördlichen Kantonsteil von Uri. In Äsch bei Unterschächen im Schächental stellte ein Landwirt ein Zuber auf, um die Niederschlagsmengen zu bestimmen. Dabei kamen insgesamt ca. 170 mm zusammen, wobei der grösste Teil dieser Summe innert nur 6 Stunden niederging. Die Schäden im Schächental waren dementsprechend katastrophal. Am Sonnenhang lösten sich zahllose Erdrutsche, wobei viele ein grosses Ausmass hatten. Der Schächenbach führte ein extremes Hochwasser und trat bei Schattdorf über die Ufer, wobei ein grosses Industrieareal unter Wasser gesetzt wurde. Auch das übrige Urnerland verzeichnete schwere Verwüstungen. Besonders hart betroffen wurde auch die Gemeinde Silenen. Wohl wirkte die dortige steile Nordflanke der Windgällen niederschlagsverstärkend, weil die starken Nordwinde dort zum Aufsteigen gezwungen waren. Die intensiven Niederschläge führten jedenfalls dazu, dass sämtliche Bäche in Silenen Murgänge lieferten. Ganz besonders extrem war es am Schipfenbach im südlichen Teil der Streusiedlung Silenen, wo ein Murgang 80-90'000 Kubikmeter Geschiebe ins Tal beförderte. Der Murgang verwüstete fast 7 ha Kulturland und legte die Gotthardstrasse lahm. Murgänge derartiger Grösse kommen in der Schweiz auch heute noch - trotz Zunahme der Starkniederschläge - selten vor, meist erreichen sie eine Grösse von einigen 100 bis wenigen 10’000 Kubikmetern. Zum Vergleich: Der Murgang aus dem Val de la Molera, welcher im letzten Jahr im Misox den Ort Sorte verwüstete, hatte eine ähnliche Grössenordnung wie das Grossereignis in Silenen im Jahr 1977. Neben dem Kanton Uri wurde am 31. Juli 1977 aber auch die Gegend von Schwyz mit dem Muotatal und der Kanton Thurgau von Überschwemmungen und Erdrutschen betroffen.