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Kräftige Gewitter und hochsommerliche Hitze
MeteoSchweiz-Blog | 01. Juli 2025

Wo sich am Vortag die kräftigsten Gewitter austobten und wo die Quecksilbersäule am höchsten stieg – dies sind die beiden Wetterthemen, auf welche wir heute fokussieren.

Blitzeinschlag in den Unterwalliser Bergen, Wettermeldung aus Monthey (VS) gesendet am Abend des 30. Juni 2025 über die MeteoSchweiz App.
Blitzeinschlag in den Unterwalliser Bergen, Wettermeldung aus Monthey (VS) gesendet am Abend des 30. Juni 2025 über die MeteoSchweiz App.
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Wir starten mit einem Blick zurück auf die Gewitter am Montag, 30. Juni 2025. In der schwülheissen Luft bildeten sich am Montagnachmittag in einer ersten Phase im Wallis, im westlichen Berner Oberland sowie im Waadtländer und Neuenburger Jura grössere Gewitterherde.

Insbesondere die Gewitter im Berner Oberland regenerierten sich während mehreren Stunden ständig an Ort und Stelle und brachten so lokal grosse Niederschlagsmengen sowie Hagelzüge mit Korngrössen bis 3 cm. Einzelne Messstationen verzeichneten Stundensummen von 10 bis 20 mm. Den höchsten Wert zeichnete die Station in Affoltern im Emmental mit 35 mm, was einer Wiederkehrperiode von rund 10 Jahren entspricht. Die im Zusammenhang mit den Gewittern registrierten Windspitzen blieben mit 50 bis 80 km/h im moderaten Bereich. Die stärksten Böen wurden in Oron (VD) mit 90 km/h bzw. auf dem Eggishorn (VS, 2892m) mit 93 km/h registriert.

Wachstum zu einem mesoskaligen konvektiven System

In einer zweiten Phase gingen die Gewitter im westlichen und zentralen Alpenraum in ein grösseres Gebiet mit flächigen, anhaltenden Niederschlägen von mässiger Intensität über. Die damit verbundene Abkühlung liess in den Tälern den Luftdruck markant ansteigen. Es bildete sich ein sogenanntes «mesoskaliges Hochdruckgebiet» auf, aus welchem die von den gewittrigen Niederschlägen abgekühlte Luft kanalisiert den Tälern folgend in alle Richtungen ausströmte.

Auf Meereshöhe reduzierter Luftdruck (weisse Linien) und Wind auf 10 m Höhe: Böen als Zahlen, die Windfieder gibt die Richtung und den Mittelwind an. Halbtransparent im Hintergrund das Radarbild (Skala unten rechts), am Montag 30. Juni 2025, 16:30 UTC.
Auf Meereshöhe reduzierter Luftdruck (weisse Linien) und Wind auf 10 m Höhe: Böen als Zahlen, die Windfieder gibt die Richtung und den Mittelwind an. Halbtransparent im Hintergrund das Radarbild (Skala unten rechts), am Montag 30. Juni 2025, 16:30 UTC.

Wie der Name sagt, unterscheidet sich ein derartiges «mesoskaliges» Hochdruckgebiet von seinen allgemein bekannten grösseren Brüdern und Schwestern durch seine regional limitierte räumliche Ausdehnung sowie durch die Entstehungsgeschichte. Das mesoskalige Hoch ist in einem grösseren Kontext Teil eines «mesoskaligen konvektiven Systems», im englisch-meteorologischen Sprachgebrauch «Mesoscale Convective System», abgekürzt MCS. In einem MCS organisieren sich zahlreiche und hinreichend intensive Gewitterherde zu einem mehrere hundert Kilometer grossen Verbund an Gewittern und deren abgekühlte Luftmassen, eben das mesoskalige Hochdruckgebiet. MCS zeichnen sich durch eine vergleichsweise lange Lebensdauer und oft auch eine auffällige grossräumige Rotation der Niederschlagsstrukturen aus. Im aktuellen Fall ist das mesoskalige Hochdruckgebiet sowie die räumliche Struktur der Niederschläge typisch für einen MCS, eine eindeutige Rotation des Gesamtsystems war hingegen nicht erkennbar.

Von der schwachen westlichen Höhenströmung gesteuert verlagerten sich die gewittrigen Niederschläge sowie das mesoskalige Hochdruckgebiet am Abend langsam ost-südostwärts und liess an seiner Peripherie neue Gewitterzellen entstehen, so dass sich letztendlich im ganzen Alpenraum eine vorübergehende Abkühlung einstellte.

Morgenkonvektion im Nordosten

Nach einer vorübergehenden Beruhigung köchelten in den nordöstlichen Landesteilen am heutigen Dienstag, 1. Juli schon frühmorgens die ersten Schauer- und Gewitterzellen wieder auf (siehe Animation auf Vimeo oben). Der Temperaturanstieg erfolgte nach dem gewittrigen Intermezzo in diesen Regionen mit Verzögerung im Vergleich zum Vortag. Damit sind wir beim zweiten Thema des Tages angelangt.

Hitzewelle dauert an

Die Temperatur stieg am Montag, 30. Juni verbreitet auf Höchstwerte von 31 bis 35 Grad. Die höchste Temperatur wurde in Genf mit 35.6 Grad verzeichnet, der fünfthöchste jemals im Monat Juni gemessene Wert (Messungen verfügbar seit 1864).

Bis Redaktionsschluss um 16 Uhr stieg die Temperatur in den westlichen und zentralen Landesteilen sowie auf der Alpensüdseite auch am heutigen Dienstag, 1. Juli wieder auf ähnlich hohe Werte. Am heissesten war es mit 35 Grad in Basel. Notabene war das Temperaturminimum am frühen Morgen mit 17 bis 21 Grad verbreitet noch leicht höher als am Vortag, was eine direkte Folge der von den Gewittern hinterlassenen Bewölkung sowie der angestiegenen Luftfeuchtigkeit ist.

Wahrscheinlichkeitsprognose für die 2m Temperatur in Basel für die nächsten 10 Tage, Datengrundlage Europäisches Zentrum für Mittelfristprognose ECMWF, Ensemblemodelllauf vom Dienstag, 1. Juli 2025, 00 UTC.
Wahrscheinlichkeitsprognose für die 2m Temperatur in Basel für die nächsten 10 Tage, Datengrundlage Europäisches Zentrum für Mittelfristprognose ECMWF, Ensemblemodelllauf vom Dienstag, 1. Juli 2025, 00 UTC.

Die Hitzewelle dauert noch bis am Donnerstag an. Bis dahin bringen isolierte Gewitter insbesondere in den Bergen jeweils in der zweiten Tageshälfte eine vorübergehende, aber nur lokale Abkühlung. In den Niederungen hingegen schwankt die Temperatur weiterhin zwischen knapp 20 Grad in den frühen Morgenstunden und 30 bis 34 Grad am Nachmittag. Ab Donnerstagabend fliesst allmählich weniger warme Luft von Nordwesten her zur Alpennordseite, begleitet von weiteren Schauern und Gewittern. Am Wochenende bleibt es voraussichtlich noch sommerlich warm, wenn auch nicht mehr so heiss wie aktuell. In der nächsten Woche deutet sich mit Zufuhr von kühler Atlantikluft unbeständige Witterung und damit eine Entlastung von der aktuellen Hitze an.