In den Tälern des Nord- und Mitteltessin wurden sehr starke Unterschiede in der Temperatur und dem Luftdruck gemessen - das ist typisch bei intensiven und langlebigen Gewitterlinien. Zwischen 23 und 00 UTC wurden zwischen Cadenazzo und Cevio ein Temperaturgradient von über 10 Grad gemessen, zwischen Biasca und Piotta fast 13 Grad. Die Stationen Cevio und Piatta befanden sich unter den intenvisen Gewittern, während Cadenazzo und Biasca im "Inflow" lagen, also im Gebiet, aus welcher die warme Luft ins Gewitter einströmt.
Wie auch bei anderen Ereignissen beobachtet, steigen die Temperaturen im Inflow teils auf sehr hohe Werte an. Auch in diesem Fall: Die hohen Temperaturen in Cadenazzo (29,6 Grad) und in Baisca (28.5 Grad) lagen über jenen im Südtessin oder der nahen Poebene. Die Ursache dieser Temperaturen ist nicht ganz geklärt, wahrscheinlich spielen Prozesse im mesoskaligen Bereich (<40 km) eine Rolle. Möglicherweise liegt es am Scirocco: Die Berge im Mitteltessin könnten einen föhnigen Effekt auf die südlichen Winde haben. Diese Hypothese wird durch die Druckunterschiede gestützt. Es gab ein Überdruck aus Süden, so lag in Lugano der Druck 2 hPa über jenem vom Cadenazzo und 4 hPa über demjenigen in Biasca. Auch die Unterschiede der Taupunktstemperatur an diesen Stationen von 21 bzw. 14-16 Grad passt zur These. Jedoch war die Windrichtung in Cadenazzo unbeständig und nicht immer aus Südsüdost.