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Bow Echo brachte viele Blitze, Sturmböen und Hagel.
MeteoSchweiz-Blog | 02. September 2025

Obwohl der meteorologische Herbst begann, entwickelte sich gestern Nachmittag ein kräftiges Gewitter mit sommerlicher Aktivität, welche grossen Teile des Mittellandes von West nach Ost erfasste. Dieses war sehr blitzaktiv, brachte lokal Hagel und verbreitet Sturmböen.

Aufzug des Bow Echos in Hohenrain (LU) am frühen Abend. (Quelle: Meteo Meldungen, MeteoSwiss App)
Aufzug des Bow Echos in Hohenrain (LU) am frühen Abend. (Quelle: Meteo Meldungen, MeteoSwiss App)
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Wetterlage

Auf der Vorderseite eines Troges gelangte mit einer Südwestströmung recht feuchte Luft zur Schweiz. Die einfliessende Höhenkaltluft führte zudem im Tagesverlauf zu einer Labilisierung.

Berechnung der geopotenziellen Höhe (Isolinien) und der Temperatur (Farben) auf 500 hPa für Montag, 1. September, um 14 Uhr (Quelle: ECMWF/MeteoSchweiz).
Berechnung der geopotenziellen Höhe (Isolinien) und der Temperatur (Farben) auf 500 hPa für Montag, 1. September, um 14 Uhr (Quelle: ECMWF/MeteoSchweiz).

In der Atmosphären-Sondierung von Payerne war zwar wenig CAPE (potential für Gewitter) vorhanden, doch das Profil zeigte, dass nur noch etwas zusätzliche Abkühlung in den mittleren und oberen Schichten nötig gewesen wäre, um dieses Potential zu steigern. Es ist anzunehmen, dass dies in den folgenden Stunden mit der Annäherung des Troges geschah. Zudem nahm der Wind mit der Höhe stark zu. Dieser Windscherung ist eine wichtige Zutat für organisierte Gewitter. Günstig ist auch, dass die Schicht bis etwa 700 hPa (rund 2600 m ü. M.) relativ feucht ist. Schafft es ein Gewitter, diese dickere Schicht als Inflow zu nutzen, steht viel Energie zur Verfügung.

Sounding von 1. September 2025 14 Uhr in Payerne (VD).
Sounding von 1. September 2025 14 Uhr in Payerne (VD).

Bow Echo

Um etwa 16 Uhr bildete sich ein sogenanntes «Bow Echo» in der Region Fribourg, gut sichtbar als bogenförmige Struktur auf dem Radar. Sie entsteht durch ein komplexes Zusammenspiel von Abwinden aus dem Gewitter und starkem Wind in der Höhe, wodurch sich die Gewitterlinie bogenförmig vorwölbt. Solche Bow Echos bringen oft kräftige Windböen mit sich.

Animation des Radars zwischen 17 Uhr und 20h30.
Animation des Radars zwischen 17 Uhr und 20h30.

Abschwächung in der Region Zürich?

Das Bow Echo bewegte sich mit etwa 60–70 km/h nordostwärts. Im Raum Zürich zeigten die Radarbilder eine vorübergehende Abschwächung. Dies täuschte, denn während das Gewitter über das Albis-Radar zog, bildete sich für kurze Zeit ein Wasserfilm auf dem Radom (Radar Dome). Dieser Film absorbierte einen Grossteil der Radarwellen, sodass das Radar die Niederschlagsintensitäten vorübergehend unterschätzte. Da das Radom eine wasserabstossende Beschichtung hat, floss das Wasser zügig ab, und sobald die stärksten Niederschlagsintensitäten das Radar passiert hatten, lieferte es wieder korrekte Messungen.

Albis Radar mit Radom, das die Anlage schützt.
Albis Radar mit Radom, das die Anlage schützt.

Auswirkungen des Bow Echos

An vielen Orten wurde Hagel beobachtet, meist kleiner als 1 cm, lokal jedoch bis 2 cm. Verbreitet wurden Sturmböen von 70–80 km/h gemessen, regional bis 90 km/h. Übrigens wurden auch weiter vom Bow Echo entfernt einige kräftige Böen gemessen, zum Beispiel im Wallis. Dies hängt mit dem Einfliessen kälterer Luft zusammen, die in den Alpentälern kanalisiert und dadurch beschleunigt wird.

Maximale Böenspitzen, gemessen zwischen dem 1. September, 10:30 Uhr, und dem 2. September, 10:30 Uhr (in km/h).
Maximale Böenspitzen, gemessen zwischen dem 1. September, 10:30 Uhr, und dem 2. September, 10:30 Uhr (in km/h).

Am Donnerstag steht bereits die nächste mögliche Gewitterlage bevor, erneut im Vorfeld eines Troges. Wir halten Sie natürlich in den nächsten Tagen, auch in Bezug auf allfällige Wetterwarnungen, auf dem Laufenden.