Bevor «Gabrielle» auf das europäische Festland stiess, durchlief sie eine zehntägige Tour als Hurrikan im Atlantik. Die Entwicklung begann am 17. September entlang des 20. Breitengrades, etwa 1500 km östlich von Barbados. «Gabrielle» blieb während ihrer gesamten Zugbahn weit weg vom nordamerikanischen Festland und erreichte den Höhenpunkt ihrer Entwicklung zwischen dem 22. Und 24. September mit Mittelwindgeschwindigkeiten von bis zu 220 km/h, was einem Kategorie-4-Hurrikan entspricht. Sie verliess ihr natürliches Habitat (die Tropen) und es erfolgte die sogenannte aussertropische Umwandlung in einen aussertropischen Sturm. In Spanien wird ein solch isoliertes Tiefdruckgebiet des Öfteren auch DANA genannt («Depresión Aislada en Niveles Altos», frei übersetzt «Isoliertes Höhentief»), was bei uns zum Beispiel als Kaltlufttropfen bekannt ist. Am letzten Samstag, den 27. September, stiess «Ex-Gabrielle» auf die portugiesische Küste und erreichte in der Nacht auf den 29. September die Ostküste Spaniens.
Im Vorfeld hatte der spanische Wetterdienst AEMET die höchste Warnstufe für die Region Valencia und Katalonien herausgegeben. Einhergehend besteht die Gefahr von Überschwemmungen.
Ein Blick auf die Modellkarten gibt Aufschluss über die Ursache der starken Niederschläge in der Region. Vom Mittelmeer wird in den unteren Luftschichten feuchte und warme Luft um das Bodentief zur spanischen Küste transportiert (siehe Abbildung 5). Die starke Advektion äussert sich in einem Starkwindband in den untersten Luftschichten aus östlicher Richtung, während in den höheren Luftschichten die südwestliche Strömung, die generelle Zugbahn von «Ex-Gabrielle», vorherrscht (siehe Abbildung 6).
Das Radarbild (Abbildung 7) zeigt, dass die grössten Niederschlagsmengen wahrscheinlich vor der spanischen Küste über dem Mittelmeer niedergingen. Vor allem in der Region Valencia waren die stündlichen Niederschlagssummen vergangene Nacht recht hoch (am Flughafen 59 mm in 60 Minuten), an diversen anderen Stationen in der Region fielen um 50 mm innert 2-3 Stunden. Im südlichen Katalonien halten die Niederschläge (Stand 14 Uhr) noch an, die Intensitäten nehmen aber kontinuierlich ab. Die Station Tortosa (Roquetes) zeigt mit 84 mm innerhalb von 6 Stunden eine der höchsten Werte an.
Auf den morgigen Tag hin schwächt sich «Ex-Gabrielle» etwas ab und verlagert sich in Richtung Balearen, wo im Verlauf des heutigen Tages und morgen noch diverse Warnungen bezüglich Starkregen gelten. Gemäss dem spanischen Wetterdienst AEMET werden bis zu 120 mm an Niederschlag erwartet. Ibiza ist hier wahrscheinlich am stärksten betroffen.