Der Gordon-Bennett-Cup ist der älteste Gasballonwettbewerb der Welt und geht auf den Amerikaner James Gordon Benett junior zurück. Die Regeln sind einfach. Gewinner ist das Team, das die grösste Distanz zum Startort zurücklegt. Es spielt dabei keine Rolle, wie lange der Ballon dafür in der Luft war. Jede Nation darf maximal drei Teams ins Rennen schicken. Gestartet wird jeweils im Land des Teams, welches den Cup zwei Jahre zuvor gewonnen hatte.
Die erste Ausgabe wurde im Jahr 1906 in Paris ausgetragen und vom US-Amerikaner Frank Purdy Lahm und seinem Copiloten Henry Hersey gewonnen. Ihre Fahrt endete damals an der Nordostküste Englands. Nach einer ersten Unterbrechung während des ersten Weltkrieges fand der Wettbewerb nach dem zweiten Weltkrieg für eine längere Zeit nicht mehr statt. Erst im Jahr 1983 wurde der Cup wieder aufgenommen und wird seither jährlich ausgetragen.
Weil ein Gasballon keinen eigenen Antrieb hat, liegt die grosse Herausforderung darin, die Wetterbedingungen und den Ballast geschickt zu nutzen, um eine möglichst grosse Strecke zurückzulegen. Ein Ballon hält sich, im Gegensatz zu einem Flugzeug, nicht mit der Eigengeschwindigkeit in der Luft, sondern durch den Dichteunterschied. Das Gas im Innern des Ballons ist leichter als die Umgebungsluft. Aus diesem Grund wird bei einem Ballon auch nicht von «fliegen», sondern von «fahren» gesprochen. Die Navigation erfolgt allein durch das Auf- und Absteigen in verschiedene Höhen, um die unterschiedlichen Windgeschwindigkeiten und -richtungen innerhalb der Troposphäre nutzen zu können.
An Bord des Ballons befinden sich jeweils zwei Piloten, die unter Umständen mehrere Tage in der Luft sind. Es wird daher in der Luft auch geschlafen. Einige Impressionen und Anekdoten aus der Luft sind hier zu finden.
Alle Ballone führen einen Transponder mit sich. Die Fahrt der Ballone lässt sich daher live mitverfolgen. Am Sonntagvormittag befanden sich von 24 gestarteten Teams noch 13 in der Luft. Für die Aufgabe eines Teams kann es mehrere Gründe geben. Dazu zählen technische oder körperliche Probleme, Luftraumrestriktionen, oder auch meteorologische oder geografische Hindernisse, die einem zur Aufgabe zwingen können.
Selbst wenn die Piloten eine enorme Ausdauer hätten, sind die Distanzen, die zurückgelegt werden könnten, durch politische, geografische und meteorologische Faktoren begrenzt. In Frage kommen deshalb eigentlich nur Länder innerhalb Europas.
Bei Betrachtung des Live-Trackings am Sonntagvormittag fällt auf, dass sich alle noch in der Luft befindenden Ballone auf den Weg Richtung Südosteuropa gemacht haben.
Aus meteorologischer Sicht ist dies nachvollziehbar. Die Gebiete im Westen und Nordwesten von Metz sind aufgrund der ausgeprägten Tiefdruckzone über Westeuropa beziehungsweise dem nahen Atlantik nicht erreichbar. Der Norden Skandinaviens ist/war ebenfalls schwierig zu erreichen, da das Höhentief über Polen sehr nahe an der Ostgrenze liegt. Eine Fahrt Richtung Norden und Nordosten wäre entsprechend ein heikles Unterfangen, obschon das Nordkap weiter entfernt wäre, als beispielsweise Kreta im Südosten.
Ein Hilfsmittel, um herauszufinden wohin sich ein Objekt innerhalb der Troposphäre bewegt, sind sogenannte Vorwärtstrajektorien. Am Sonntagvormittag befanden sich die Mehrheit der Gasballone im Norden Sloweniens beziehungsweise Kroatiens in einer Höhe von etwa 4500 m ü.M. Das gezeigte Satellitenbild mit dem überlagerten Geopotential auf 500 hPa lässt bereits erahnen, dass die Höhenströmung Richtung Südosteuropa gerichtet ist.
Die gerechneten Vorwärtstrajektorien bestätigen, dass die Teams sehr wahrscheinlich Bulgarien oder Griechenland anpeilen, sofern nicht irgendwelche Luftraumeinschränkungen eine Weiterfahrt verhindern sollten. Theoretisch wäre auch die Insel Kreta als Zielort möglich. Die Strömung ist allerdings eher gemächlich, weshalb es fraglich ist, ob die Teams so lange in der Luft bleiben.
Bei der diesjährigen Ausgabe des Gordon-Bennett-Cups sind übrigens zwei Schweizer Teams mit dabei. Beide befinden sich derzeit noch in der Luft.
Wir wünschen beiden Teams viel Erfolg und eine sichere und hoffentlich weite Fahrt!