Inhaltsbereich

Gordon Bennett 2025 – Wohin geht die Fahrt?
MeteoSchweiz-Blog | 07. September 2025

Seit Freitagabend sind sie wieder in der Luft, die Gasballone des ältesten und prestigeträchtigsten Gasballonwettbewerbs der Welt. Gestartet wurde in diesem Jahr bei Metz in Frankreich. Das Ziel des Rennens ist es, die grösste Distanz vom Startort zurückzulegen. Wohin die Reise in diesem Jahr gehen könnte, versuchen wir anhand der aktuellen Wetterlage herauszufinden.

Vorbereitungen zum Gordon Bennett 2018 auf der grossen Allmend in Bern.
Vorbereitungen zum Gordon Bennett 2018 auf der grossen Allmend in Bern. (Daniel Gerstgrasser)
  • Wetter

Fussbereich

Top Bar Navigation

Alle Schweizer Bundesbehörden

Servicenavigation

Was ist der Coupe Aéronautique Gordon Bennett?

Der Gordon-Bennett-Cup ist der älteste Gasballonwettbewerb der Welt und geht auf den Amerikaner James Gordon Benett junior zurück. Die Regeln sind einfach. Gewinner ist das Team, das die grösste Distanz zum Startort zurücklegt. Es spielt dabei keine Rolle, wie lange der Ballon dafür in der Luft war. Jede Nation darf maximal drei Teams ins Rennen schicken. Gestartet wird jeweils im Land des Teams, welches den Cup zwei Jahre zuvor gewonnen hatte.

Start zur zweiten Ausgabe des Gordon-Bennett-Cups im Jahr 1907 in St. Louis.
Start zur zweiten Ausgabe des Gordon-Bennett-Cups im Jahr 1907 in St. Louis. (Familienarchiv Colsman - O. Erbslöh, Wikipedia)

Die erste Ausgabe wurde im Jahr 1906 in Paris ausgetragen und vom US-Amerikaner Frank Purdy Lahm und seinem Copiloten Henry Hersey gewonnen. Ihre Fahrt endete damals an der Nordostküste Englands. Nach einer ersten Unterbrechung während des ersten Weltkrieges fand der Wettbewerb nach dem zweiten Weltkrieg für eine längere Zeit nicht mehr statt. Erst im Jahr 1983 wurde der Cup wieder aufgenommen und wird seither jährlich ausgetragen.

Wie bewegt sich ein Gasballon vorwärts?

Weil ein Gasballon keinen eigenen Antrieb hat, liegt die grosse Herausforderung darin, die Wetterbedingungen und den Ballast geschickt zu nutzen, um eine möglichst grosse Strecke zurückzulegen. Ein Ballon hält sich, im Gegensatz zu einem Flugzeug, nicht mit der Eigengeschwindigkeit in der Luft, sondern durch den Dichteunterschied. Das Gas im Innern des Ballons ist leichter als die Umgebungsluft. Aus diesem Grund wird bei einem Ballon auch nicht von «fliegen», sondern von «fahren» gesprochen. Die Navigation erfolgt allein durch das Auf- und Absteigen in verschiedene Höhen, um die unterschiedlichen Windgeschwindigkeiten und -richtungen innerhalb der Troposphäre nutzen zu können.

An Bord des Ballons befinden sich jeweils zwei Piloten, die unter Umständen mehrere Tage in der Luft sind. Es wird daher in der Luft auch geschlafen. Einige Impressionen und Anekdoten aus der Luft sind hier zu finden.

Wohin geht die Reise?

Alle Ballone führen einen Transponder mit sich. Die Fahrt der Ballone lässt sich daher live mitverfolgen. Am Sonntagvormittag befanden sich von 24 gestarteten Teams noch 13 in der Luft. Für die Aufgabe eines Teams kann es mehrere Gründe geben. Dazu zählen technische oder körperliche Probleme, Luftraumrestriktionen, oder auch meteorologische oder geografische Hindernisse, die einem zur Aufgabe zwingen können.

Selbst wenn die Piloten eine enorme Ausdauer hätten, sind die Distanzen, die zurückgelegt werden könnten, durch politische, geografische und meteorologische Faktoren begrenzt. In Frage kommen deshalb eigentlich nur Länder innerhalb Europas.

In den rot eingefärbten Gebieten kann verständlicherweise nicht gelandet werden. Als mögliche Ziele kommen im Wesentlichen die Länder von Europa in Frage.
In den rot eingefärbten Gebieten kann verständlicherweise nicht gelandet werden. Als mögliche Ziele kommen im Wesentlichen die Länder von Europa in Frage. (Gordon Bennett)

Bei Betrachtung des Live-Trackings am Sonntagvormittag fällt auf, dass sich alle noch in der Luft befindenden Ballone auf den Weg Richtung Südosteuropa gemacht haben.

Live-Tracking der Ballone am Sonntagvormittag. Die Ballone haben alle den Weg Richtung Südosteuropa eingeschlagen.
Live-Tracking der Ballone am Sonntagvormittag. Die Ballone haben alle den Weg Richtung Südosteuropa eingeschlagen. (https://live.gordonbennett.aero/)

Aus meteorologischer Sicht ist dies nachvollziehbar. Die Gebiete im Westen und Nordwesten von Metz sind aufgrund der ausgeprägten Tiefdruckzone über Westeuropa beziehungsweise dem nahen Atlantik nicht erreichbar. Der Norden Skandinaviens ist/war ebenfalls schwierig zu erreichen, da das Höhentief über Polen sehr nahe an der Ostgrenze liegt. Eine Fahrt Richtung Norden und Nordosten wäre entsprechend ein heikles Unterfangen, obschon das Nordkap weiter entfernt wäre, als beispielsweise Kreta im Südosten.

Satellitenbild überlagert mit Radar und Geopotential auf der 500 hPa-Druckfläche am Sonntagvormittag. Über Westeuropa und dem nahen Atlantik liegt eine Tiefdruckzone und über Polen ein Höhentief.
Satellitenbild überlagert mit Radar und Geopotential auf der 500 hPa-Druckfläche am Sonntagvormittag. Über Westeuropa und dem nahen Atlantik liegt eine Tiefdruckzone und über Polen ein Höhentief. (MeteoSchweiz)

Ein Hilfsmittel, um herauszufinden wohin sich ein Objekt innerhalb der Troposphäre bewegt, sind sogenannte Vorwärtstrajektorien. Am Sonntagvormittag befanden sich die Mehrheit der Gasballone im Norden Sloweniens beziehungsweise Kroatiens in einer Höhe von etwa 4500 m ü.M. Das gezeigte Satellitenbild mit dem überlagerten Geopotential auf 500 hPa lässt bereits erahnen, dass die Höhenströmung Richtung Südosteuropa gerichtet ist.

Vorwärtstrajektorien mit Startzeitpunkt am Sonntagvormittag über Maribor zwischen etwa 3800 und 4900 m ü.M. Ein Luftpaket, welches in diesem Höhenbereich starten würde, wäre früher oder später in der Ägäis.
Vorwärtstrajektorien mit Startzeitpunkt am Sonntagvormittag über Maribor zwischen etwa 3800 und 4900 m ü.M. Ein Luftpaket, welches in diesem Höhenbereich starten würde, wäre früher oder später in der Ägäis. (MeteoSchweiz)

Die gerechneten Vorwärtstrajektorien bestätigen, dass die Teams sehr wahrscheinlich Bulgarien oder Griechenland anpeilen, sofern nicht irgendwelche Luftraumeinschränkungen eine Weiterfahrt verhindern sollten. Theoretisch wäre auch die Insel Kreta als Zielort möglich. Die Strömung ist allerdings eher gemächlich, weshalb es fraglich ist, ob die Teams so lange in der Luft bleiben.

Bei der diesjährigen Ausgabe des Gordon-Bennett-Cups sind übrigens zwei Schweizer Teams mit dabei. Beide befinden sich derzeit noch in der Luft.

Wir wünschen beiden Teams viel Erfolg und eine sichere und hoffentlich weite Fahrt!