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Rückblick auf die Gewitter vom Vortag
MeteoSchweiz-Blog | 05. September 2025

Die Schweiz erlebte am Donnerstag einen für Anfang September ziemlich gewitterhaften Nachmittag und Abend. Vielerorts regnete es zeitweise kräftig, gebietsweise fiel Hagel, punktuell sogar grosser Hagel und vereinzelt wurden Sturmböen gemessen.

Gewitteraufzug am Donnerstag am späten Nachmittag auf dem Kronberg.
Gewitteraufzug am Donnerstag am späten Nachmittag auf dem Kronberg. (Roundshot Webcam, Kronberg Luftseilbahn)
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Wetterlage

Verantwortlich für die recht aussergewöhnliche Gewitteraktivität für Anfang September war eine Kaltfront, die im Laufe des Nachmittags aus Westen die Schweiz erreichte und eine günstige Position auf der Vorderseite eines relativ spitzen Troges über Frankreich.

Wettersituation am Donnerstag, 4. September 2025 um 17 Uhr Lokalzeit gemäss dem Wettermodell IFS HRES vom ECMWF.
Wettersituation am Donnerstag, 4. September 2025 um 17 Uhr Lokalzeit gemäss dem Wettermodell IFS HRES vom ECMWF. (MeteoSchweiz und ECMWF)

Vorderseitig floss mit einer südwestlichen Strömung bereits in der Nacht auf Donnerstag ein erster Schub mit feuchter und instabiler Luft zur Alpennordseite, sodass bereits an einigen Orten erste Schauer und Gewitter auftraten.

Tagsüber hielt die Zufuhr von feuchtlabiler Luft an. Mehrheitlich blieb es bei kurzen sonnigen Abschnitten, in der Zentral- und Ostschweiz sowie auf der Alpensüdseite wurden noch etwa 5 bis 10 Sonnenstunden verzeichnet. In der Westhälfte der Schweiz entwickelten sich bereits in der ersten Tageshälfte wiederholt schwache Schauer.

Mit Annäherung der Kaltfront und des Troges wurde die Dynamik für Gewitter im Laufe des Nachmittags von Westen her immer besser.

Sturmböen am Jurasüdfuss

Am frühen Nachmittag entstand im Waadtländer Jura eine erste, kräftige Gewitterzelle. Das Gewitter intensivierte sich rasch und zog dem Jura entlang nordostwärts. Es hinterliess einen Hagelzug und sorgte stellenweise für Sturmböen. In Neuenburg und Grenchen wurden Böenspitzen von 80 km/h gemessen.

Situation am Donnerstag, 4. September 2025 um 17 Uhr Lokalzeit. Links: Wahrscheinlichkeit für Hagel (rot: wahrscheinlich, grün: möglich). Rechts: Radarbild.
Situation am Donnerstag, 4. September 2025 um 17 Uhr Lokalzeit. Links: Wahrscheinlichkeit für Hagel (rot: wahrscheinlich, grün: möglich). Rechts: Radarbild. (MeteoSchweiz)

Kräftiger Niederschlag und lokal grosser Hagel

In der Folge entwickelten sich im Mittelland und entlang der Voralpen weitere Gewitter, die sich immer mehr «verclusterten» und nebst einer grossen Anzahl Blitze für gebietsweise kräftigen Niederschlag sorgten. An der Messstation Winterthur / Seen wurde eine 10 Minuten Niederschlagssumme von 21.4 mm und in Ebnat-Kappel von 16.4 mm gemessen.

Mit den präfrontalen Gewittern und der Kaltfront fielen flächig 10 bis 15mm, in manchen Regionen 15 bis 30 mm, gebietsweise sogar 40 bis 50 mm Niederschlag. Die Böenspitzen lagen mehrheitlich zwischen 45 und 70 km/h.

Blitzdichte (Anzahl Blitze in 24h pro 9 km2) am Donnerstag, 04. September 2025.
Blitzdichte (Anzahl Blitze in 24h pro 9 km2) am Donnerstag, 04. September 2025. (MeteoSchweiz)

Ein besonders heftiges Gewitter, eine so genannte Superzelle entstand um 17 Uhr im Appenzellerland und zog anschliessend den Voralpen entlang Richtung Bregenz. Damit eine solche Superzelle entstehen kann, braucht es nebst den üblichen Gewitterzutaten wie ausreichend Feuchte, instabile Schichtung und einem Trigger (Kaltfront, Orographie, Konvergenz), eine ausgeprägte vertikale Windscherung. Diese Windscherung kann sowohl durch eine Zunahme der Windgeschwindigkeit als auch eine Änderung der Windrichtung mit der Höhe hervorgerufen werden. Auf dem Säntis brachte das Gewitter eine Böenspitze von 92 km/h.

Situation am Donnerstag, 4. September 2025 um 18 Uhr Lokalzeit. Links: Wahrscheinlichkeit für Hagel (rot: wahrscheinlich, grün: möglich). Rechts: Radarbild.
Situation am Donnerstag, 4. September 2025 um 18 Uhr Lokalzeit. Links: Wahrscheinlichkeit für Hagel (rot: wahrscheinlich, grün: möglich). Rechts: Radarbild. (MeteoSchweiz)

Das «Overshooting top des Gewitters erreichte eine Wolkenobergrenzentemperatur von rund -63 Grad. Als «Overshooting top» wird das Überschiessen des starken Aufwindes innerhalb eines Gewitters über das Niveau der Tropopause bezeichnet.

«Overshooting top» des heftigen Gewitters in den östlichen Voralpen.
«Overshooting top» des heftigen Gewitters in den östlichen Voralpen. (MeteoSchweiz)

Das «Echo top», das heisst die vom Radar gemessene Obergrenze der Gewitterzelle, erreichte kurzzeitig eine Höhe von rund 14 km. Aufgrund dieser mächtigen vertikalen Erstreckung durch den starken Aufwind innerhalb des Gewitters überrascht es daher nicht, dass grosser bis teils sehr grosser Hagel entstehen konnte. Wir erhielten Hagelmeldungen und Fotos mit Hagelkorngrössen von 2 bis teils über 4 cm.