In der Wetterzentrale am Flughafen Zürich haben wir rund um die Uhr verschiedene Schichten, teils im «Allgemeinen Wetter» und teils im Flugwetter. Beim Flugwetter gibt es eine spezielle Schicht mit dem Namen «Dedicated Forecaster». Die jeweils eingeteilte Person ist für alles Meteorologische, was im Zusammenhang mit dem Flughafen Zürich steht, zuständig. Dies sind unter anderem die Wetterüberwachung, die Erstellung von Vorhersageprodukten (z.B. TAF) und Warnungen (z.B. Blitz- oder Windwarnungen) für den Flughafen, aber auch die Beratung der Stellen am Flughafen, die wetterabhängige Entscheide fällen müssen wie Skyguide Tower, Airport Authority, Airport Steering und die ansässigen Fluggesellschaften wie die Fluggesellschaft Swiss.
Der «Dedicated Forecaster» ist jederzeit über die herrschenden Wetterverhältnisse und deren Entwicklung am aktuellen und am Folgetag und insbesondere in den nächsten Stunden im Bild. Die Einsatzzeiten unterscheiden sich im Winter- und im Sommerhalbjahr aufgrund von häufigen Nebel- bzw. Gewitterlagen. Heute beginnt der «Dedicated Forecaster» (trotz Hochnebel) noch nach Sommerzeit-Plan um 11 Uhr. Sein heutiger Tag sieht so aus:
11:00 Der «Dedicated Forecaster» trifft ein, startet diverse Tools am meteorologischen Arbeitsplatz auf und arbeitet sich in die Wetterlage ein mit Fokus auf den Flughafen Zürich.
11:25 Übergabe Frühdienstmeteorologin an «Dedicated Forecaster»: Die tiefe Bewölkung mit einer Basis knapp unter 1500 Fuss über Grund wird sich auflockern, die Bise ist am Zunehmen, jedoch ist die Windrichtung noch «günstig» für den Flughafen.

11:29 Der «Dedicated Forecaster» meldet sich beim Supervisor der Fluglotsen im Tower an und gibt ein Update zur Wetterlage. Die Bise wird sich in den nächsten 2-3 Stunden etwas verstärken, und nach dem Mittag etwas mehr aus Osten kommen. Zudem erläutert der «Dedicated Forecaster», wie er die automatische Prognose aus den Modelldaten einschätzt.
11:48 Der Wetterbeobachter aus Oberglatt ruft an und informiert den «Dedicated Forecaster», dass die Wolkenbasis nun über 1500 Fuss über Grund gestiegen ist. Das ist eine wichtige Schwelle für die Sichtfliegerei. Die Bise ist weiterhin «steil», sie weht aus einer Richtung zwischen 40 und 50 Grad, was gut für den Flugbetrieb ist.
12:42 Der Tower ruft an und erkundigt sich nach der weiteren Entwicklung der Windrichtung. Aktuell läuft der Betrieb mit Nordanflugkonzept und Starts Richtung Westen (Piste 28). Wird ein Wechsel des Betriebskonzepts mit Starts in Richtung Osten nötig? Gemäss dem «Dedicated Forecaster» könnte die Rückenwindkomponente für die auf der Piste 28 startenden Flugzeuge am frühen Nachmittag, also nach der «Mittagswelle», über 8 kt steigen. Zudem erwähnt er, dass es Unsicherheiten gibt beim Nachlassen des Windes am Abend.
13:55 Der «Dedicated Forecaster» informiert den Tower, dass die Bise in den nächsten Stunden aus 50 bis 80 Grad, temporär aus 90 Grad wehen wird. Ob sie in der Stärke noch zulegt, ist nicht sicher. Das Betriebskonzept muss bisher knapp nicht umgestellt werden. Aufgrund der Möglichkeit, dass doch noch auf Start nach Osten umgestellt werden muss, wurden etwas weniger Starts als ohne Bise eingeplant.
15:00 Telefonkonferenz mit diversen Flughafenpartnern: Der «Dedicated Forecaster» informiert über die Wetterbedingungen heute und morgen: Die Bise hat nun wahrscheinlich die stärkste Phase erreicht und sie hat etwas mehr Nordkomponente als erwartet. Für den Abend bestehen weiterhin Unsicherheiten. In der Nacht bildet sich wahrscheinlich Nebel, die Chance, dass der ganze Flughafen eingenebelt wird, sieht der «Dedicated Forecaster» bei etwa 30%. Die Bise wird morgen nicht mehr aufkommen.
15:08 Der «Dedicated Forecaster» informiert das Airport Steering über die Temperatur morgen früh, damit sie entscheiden können, wie sie die allfällige Enteisung der Flugzeuge planen.
15:26 Der Supervisor im Tower möchte wissen, wie sich der Wind am Abend entwickelt, damit er das weitere Vorgehen planen kann.
17:00 Die Bloggerin geht nach Hause, der «Dedicated Forecaster» bleibt noch bis 20 Uhr im Einsatz und übergibt danach die Zuständigkeit für den Flughafen Zürich an die Spätdienstmeteorologin, welche die Schicht um 14 Uhr begonnen hat.