Ex-Hurrikan «Humberto» schwächte sich vor zwei Tagen nordwestlich der Bermudas deutlich ab, nachdem er sich Ende September kurzzeitig zu einem Kategorie-5-Hurrikan entwickelt hatte. Sturmtief «Amy» entwickelte sich am heutigen Tag wahrscheinlich nicht direkt aus dem Ex-Hurrikan, sondern in der Grenzzone zwischen polaren und subtropischen Luftmassen. Ein indirekter Einfluss bezüglich Feuchtezufuhr und Intensivierung des Tiefs ist aber durchaus denkbar. Im nördlichen Schottlang sind am heutigen Tag Böen von 100 bis 120 km/h zu erwarten. Beeindruckend ist die Vorhersage des Bodendrucks (MSLP) in den Modellen. Das amerikanische Modell GFS sowie das IFS-Modell vom ECMWF prognostiziert in der Nacht auf morgen Samstag eine Intensivierung des Tiefs auf 945 hPa im Auge des Sturms. Dies wäre für das Nordmeer für diese Jahreszeit rekordverdächtig.
Auf der Alpennordseite der Schweiz machte sich heute Vormittag schnell hohe und mittelhohe Bewölkung breit. Im Flachland gab es einzelne Nebelfelder, die sich schnell in tiefen Hochnebel umwandelten. Die Frühaufsteher konnten ein schönes Morgenrot beobachten, gemäss einer oft akkuraten Bauernregel ein Vorbote einer Wetterverschlechterung (Erklärung im Blog «Ist Morgenrot ein Schlechtwetterbot?».
Grund für den Aufzug der warmfrontartigen Bewölkung war allerdings noch nicht «Amy», sondern ein Teiltief über dem Nordmeer. Aus der sehr kompakten Wolkenschicht fiel heute Vormittag teilweise etwas Niederschlag, der vor dem Erreichen des Bodens mehrheitlich verdunstete (siehe Abb. 4). Dieses Phänomen wird auch «Virga» genannt. Erst mithilfe des Reliefs der Voralpen wird im Verlauf des späten Nachmittags und am Abend etwas Niederschlag erwartet, später auch im Flachland.
Am Samstagmorgen fallen in den Voralpen und den östlichen Alpen noch letzte Regentropfen, anschliessend ist auch mit einigen sonnigen Abschnitten zu rechnen. Bis zu den Mittagsstunden nimmt der Südwestwind zuerst in der Westschweiz und im Jura, am Nachmittag dann auch rasch im restlichen Flachland zu. Nun setzt auch der Niederschlag ein, im Flachland sind allerdings nur 3 bis 10 mm prognostiziert. Am späteren Nachmittag folgt die Kaltfront und einhergehend die stärkste Windphase, die bis am späten Abend andauert. Im Flachland sind Windspitzen von 70-90 km/h zu erwarten. Die am stärksten betroffenen Regionen sind der Jurasüdfuss (Nordwestwind, «Joran»), und die Alpentäler, die tendenziell eine Ost-West-Orientierung haben, da hier Kanalisierungseffekte auftreten. Ein Beispiel hierfür wäre die Region um den Walensee.
In den Regionen Luzern, Thun, am Walensee und rund um Giswil ist mit Westföhneffekten zu rechnen. Hier ist ein Anstieg der Temperatur auf bis zu 23 Grad wahrscheinlich. Im restlichen Flachland liegt die Höchsttemperatur bei etwa 20 Grad.
Am Alpennordhang stauen sich im Verlauf des späten Nachmittags zunehmend die Niederschläge, die teilweise auch konvektiv verstärkt werden. Sie halten bis in die zweite Nachthälfte auf den Sonntag an. Flächig ist mit 20-35 mm zu rechnen, lokal sind 40 mm möglich. Die Schneefallgrenze liegt zu Beginn noch bei 3000 Metern und sinkt bis zum Sonntagmorgen auf 1500 Meter.
Dementsprechend sind Warnungen der Stufe 2 bezüglich des Windes (ab Samstagmittag bis Mitternacht) und des Regens (ab Samstagnachmittag bis zur Nacht auf Sonntag) herausgegeben worden. Weitere Infos dazu finden sie hier.
Am Sonntag gerät der Alpenraum dann in eine nordwestliche Höhenströmung. Die Alpensüdseite ist dabei entlastet und vor allem in den oberen Tälern ist mit starkem Nordwind zu rechnen. Auf der Alpennordseite staut sich die feuchtlabile Luft am Alpennordhang. Mit dem Zuströmen von kälterer Luft in der Höhe verstärkt sich im Laufe des Tages auch wieder die Schaueraktivität, dies vor allem am Alpennordhang. Sonnige Abschnitte gibt es verbreiteter am Vormittag, am Nachmittag wahrscheinlich nur noch am Nordrand der Schweiz. Die Temperaturen gehen im Gegensatz zum Vortag deutlich zurück auf maximal 13 Grad. Die Schneefallgrenze liegt bei 1500 Metern. Bis zum Montagmorgen lassen die Niederschläge nach, einzig ganz im Osten sind noch letzte Tropfen wahrscheinlich.