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Langsame Zuggeschwindigkeit

Am 16. Oktober begann das National Hurricane Center (NHC) mit der Beobachtung einer nach Westen ziehenden tropischen Welle. Diese zog am 19. Oktober in Richtung Karibik und verlagerte sich zunächst rasch westwärts, verlangsamte sich dann jedoch erheblich. Dabei entwickelte sich am frühen Morgen des 21. Oktober ein klar definiertes Zentrum und hochreichende Konvektion. Daraus ging der Tropensturm «Melissa» hervor. Aufgrund der schwachen Strömung bewegte sich «Melissa» nur langsam in west-nordwestliche Richtung über die sehr warmen Gewässer der zentralen Karibik und konnte sich wegen der Westwindscherung nicht wesentlich verstärken. Ab dem 23. Oktober nahm die Windscherung ab, entsprechend verstärkte sich der Sturm zunehmend. Am 24. Oktober um 21:00 UTC (23:00 Uhr in der Schweiz) wurden bereits Windgeschwindigkeiten von bis zu 105 km/h erreicht.

Hochstufung zum Hurrikan

Am 25. Oktober um 09:00 UTC (11:00 Uhr in der Schweiz) befand sich «Melissa» 270 km südöstlich von Kingston, Jamaika und wurde im Laufe des Tages zunächst von einem Tropischen Sturm zu einem Hurrikan der Kategorie 1 hochgestuft (Definition siehe weiter unten). Bis am späten Abend erreichte der Hurrikan die Kategorie 3. Über den sehr warmen Gewässern der Karibik verstärkte sich «Melissa» bis am Montagmorgen weiter und wurde zu einem Hurrikan der Kategorie 5 hochgestuft.

Der Hurrikan verlagert sich weiterhin nur sehr langsam und dürfte am Dienstagmorgen, dem 28. Oktober auf die Südküste Jamaikas treffen. Die Insel befindet sich bereits in Hurrikan-Alarmbereitschaft (rot in Abbildung 1 dargestellt). In weiterer Folge dürfte der Hurrikan nach Nordosten abgelenkt werden und in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch den Südosten Kubas und den Südosten der Bahamas überqueren, bis er am Donnerstagabend schliesslich die Umgebung von Bermuda erreicht.

Abbildung 1: Prognostizierte Zugbahn des Hurrikans «Melissa» mit eingezeichneten Warnungen.
Abbildung 1: Prognostizierte Zugbahn des Hurrikans «Melissa» mit eingezeichneten Warnungen. (Quelle: National Hurricane Center (NHC))

Die Saffir-Simpson Skala

Ein Hurrikan ist ein tropischer Wirbelsturm im nördlichen Atlantik bzw. im Ostpazifik. Der Wind muss mindestens Orkanstärke, d.h. 118 km/h erreichen, damit man von einem Hurrikan spricht. Je nach Stärke wird dann gemäss der Saffir-Simpson-Hurrikanskala kategorisiert. Ab 118 km/h spricht man von einem Hurrikan der Kategorie 1. Ab einer Stärke von 178 km/h spricht man von einem starken Hurrikan (Kategorie 3). Die höchste Kategorie der Saffir Simpson-Skala ist die Kategorie 5 (ab 252 km/h).

  • Tropisches Tief: < 63 km/h
  • Tropischer Sturm: 63-117 km/h
  • Hurrikan Kategorie 1: > 118 km/h
  • Hurrikan Kategorie 2: > 154 km/h
  • Hurrikan Kategorie 3: > 178 km/h
  • Hurrikan Kategorie 4: > 211 km/h
  • Hurrikan Kategorie 5: > 252 km/h

Katastrophale Regenfälle

Aufgrund der langsamen Zuggeschwindigkeit des Hurrikans wird es in den kommenden Tagen in der Karibik gebietsweise anhaltend und ergiebig regnen. Die teilweise gebirgige Landschaft dürfte die Niederschläge noch zusätzlich verstärken.

In weiten Teilen Jamaikas werden in den kommenden Tagen verbreitet 500 bis 750 mm, lokal bis 1000 mm Niederschlag erwartet (siehe Abbildung 2). Zum Vergleich: Im Schweizer Mittelland fallen pro Jahr rund 1000 mm. Auch im Osten Kubas werden nach aktuellen Berechnungen etwa 400 bis 500 mm Niederschlag erwartet. Dies hat zur Folge, dass in diesen Gebieten u.a. verheerende Sturzfluten und Erdrutsche zu erwarten sind.

Abbildung 2: Vorhersage der Niederschläge für die nächsten vier Tage.
Abbildung 2: Vorhersage der Niederschläge für die nächsten vier Tage. (Quelle: National Hurricane Center (NHC))

Auswirkungen auf die karibischen Inseln gemäss dem National Hurricane Center

Jamaika: Aufgrund der langsamen Zuggeschwindigkeit von «Melissa» und der damit einhergehenden grossen Niederschlagsmengen werden bis Dienstag katastrophale Sturzfluten und zahlreiche Erdrutsche erwartet. Ab Montagabend wehen zudem vor allem in den Bergen zerstörerische Winde, die zu immensen Schäden an der Infrastruktur führen werden. Ausserdem sind entlang der Südküste lebensbedrohliche Sturmfluten zu erwarten.

Haiti und Dominikanische Republik: Bis Mitte der Woche werden im Südwesten Haitis und im Süden der Dominikanischen Republik katastrophale Sturzfluten und Erdrutsche erwartet. In Haiti ist mit umfangreichen Schäden an der Infrastruktur zu rechnen, zudem ist es sehr wahrscheinlich, dass einige Gebiete von der Umwelt abgeschnitten sein werden. Zudem werden für Dienstagabend und Mittwoch heftige Sturmwinde erwartet.

Ostkuba: Ab Montag werden starke Regenfälle mit möglicherweise katastrophalen Sturzfluten und Erdrutschen erwartet. Zwischen Dienstagabend und Mittwochmorgen werden zudem lebensbedrohliche Sturmfluten und zerstörerische Winde erwartet.

Südöstliche Bahamas sowie Turks- und Caicosinseln: Am Mittwoch sind Hurrikan-Bedingungen, lebensbedrohliche Sturmfluten und starke Regenfälle möglich.

Hurrikane und Klimawandel

Im langjährigen Mittel von 1991 bis 2020 haben sich im Atlantik, im Golf von Mexiko und in der Karibik jedes Jahr 7 bis 8 Hurrikane gebildet.

Studien zeigen, dass in einer wärmeren Atmosphäre mit ebenfalls wärmeren Ozeanen die Anzahl der Hurrikane pro Jahr nicht unbedingt zunimmt, aber ihr Zerstörungspotenzial ansteigt. Tatsächlich könnte es in Zukunft zu mehr schweren Hurrikanen (Kategorie 3 bis 5 auf der Saffir-Simpson-Skala) kommen.

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