Bereits anfangs Dezember häufen sich bei uns jeweils die Medienanfragen zum Weihnachtswetter: Gibt es weisse Weihnachten? Wenn ja, wo? Wann wissen wir, ob es schneien wird?
Wir müssen die Journalistinnen und Journalisten jeweils vertrösten und um Geduld bitten. Seriöse und detaillierte Prognosen sind (auch an Weihnachten😉) erst mit einer Vorlaufszeit von etwa einer Woche möglich. Nun ist es so weit:
Wir starten zunächst mit einer Föhnlage in die Woche. Diese treibt die Temperaturen in den Alpentälern teils auf zweistellige Werte. Dabei scheint in den Alpen bei zeitweise dichteren hohen Wolkenfeldern mindestens teilweise die Sonne. Am stärksten wird der Föhn in der Nacht auf Montag im Urner Reusstal und möglicherweise auch im Jungfraugebiet (Guggiföhn) wehen. Hier sind bis zu 100 km/h wahrscheinlich.
Im Mittelland merkt man hingegen vom Föhn kaum etwas: Der Kaltluftsee, welcher uns bereits die vergangenen Tage (bzw. sogar Wochen) Nebel und Hochnebel beschert hat, bleibt hartnäckig bestehen. Nur stellenweise löst sich das Grau am Nachmittag auf.

Südlich der Alpen sorgt schwacher Südstau für oft bewölkte Verhältnisse. Etwas Niederschlag ist in der Simplonregion und im westlichen Tessin zu erwarten. Für Schneefall reichts oberhalb von etwa 1300 bis 1500 Metern.
Am Dienstag schwächt sich der Föhn ab. In der Nacht auf Mittwoch kommt dann zumindest kurzzeitig etwas Fahrt in die sonst so blockierte Wetterlage auf: Über Nordosteuropa spaltet sich von einem Teiltrog ein Kaltlufttropfen ab, welcher in der Folge zwischen dem blockierenden Skandinavien-Hoch und dem Tief über dem Mittelmeerraum einmal über Mitteleuropa hinweg Richtung Atlantik wandert.


Damit wird aus Osten mit Bise vorübergehend kältere Kontinentalluft «angezapft». Zudem sorgt der Kaltlufttropfen bzw. das abgespaltete Höhentief im Laufe des Mittwochs auch nördlich der Alpen für Hebung und eine Anfeuchtung der Luftmasse.
Damit steigt das Top des Hochnebels auf der Alpennordseite im Laufe des Mittwochs markant an – wahrscheinlich gegen 2000 Meter – und dehnt sich bis in die Alpentäler aus. Im Tagesverlauf ziehen auch über der hochnebelartigen Bewölkung Wolken auf.
Die Bise frischt kräftig auf. Mit Windspitzen von über 50 km/h bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt wird sich Weihnachten - zumindest bezogen auf die Temperatur - winterlich anfühlen.

Mit der Anfeuchtung und dem Anheben der Wolkenobergrenze ist stellenweise auch wenig Schneefall möglich. Die Mengen sind aber eher homöopathisch - die aktuellen Modelläufe simulieren 0-2 mm. Kein grosser Wintereinbruch also – die Chancen für ein paar Schneeflocken sind aber hoch.
Und die Schneefallgrenze? – Wahrscheinlich liegt diese zwischen 400 bis 500 Meter. In den tiefsten Lagen könnten sich die Schneeflocken in der ersten Tageshälfte noch mit ein paar Regentropfen vermischen.

Am ehesten sind «weisse Weihnachten» an den der Bise zugewandten Hängen entlang der Voralpen und des östlichen Juras zu erwarten. Entweder leicht angezuckert durch den schwachen Schneefall oder durch Reifablagerungen im Bereich von 800 bis 1500 Metern. Man muss mit wenig zufrieden sein…
Die hochnebelartige Bewölkung bleibt auch am Donnerstag noch zäh, die Obergrenze sinkt bei nachlassender Bise wieder allmählich ab - Niederschlag ist keiner mehr zu erwarten.
Südlich der Alpen fällt über die Weihnachtstage verbreiteter und etwas mehr Niederschlag, besonders im westlichen Tessin und in der Simplonregion. Bei deutlich milderer Luft liegt die Schneefallgrenze um oder leicht über 1000 Meter.
Ab Freitag kehren wir wieder zum «Ausgangszustand» zurück: In den Alpen wird es wieder milder. Zwischen zeitweise dichteren mittelhohen und hohen Wolkenfeldern scheint oft die Sonne. Im Flachland bleibt der tiefe Hochnebel vermutlich zäh. Bei nur noch schwacher Bise sinkt die Hochnebelobergrenze wieder gegen oder unter 1000 Meter.