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Haareis - geheimnisvolle Locken im Winterwald

Im Winter trifft man in den Wäldern bei geeigneten Bedingungen auf geheimnisvolle weisse Locken, die aus dem Totholz am Boden wachsen. Dabei handelt es sich um Haareis. Doch wann und warum entsteht es? Das Geheimnis ist noch nicht vollständig gelüftet.

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Ideale Bedingungen für Haareis

Es ist immer wieder eindrücklich, im winterlichen Wald auf Haareis zu stossen. Erstaunlich ist, dass viele Waldbesucher das Phänomen übersehen und daran vorbeilaufen. Das ist schade.

Es lohnt sich, bei geeigneten Bedingungen gezielt nach Haareis zu suchen. Die Erfolgsquote ist nach ein paar Versuchen hoch. Doch wann herrschen ideale Bedingungen?


Voraussetzungen im Wald

Zunächst müssen wir ein geeignetes Waldstück finden. Diesbezüglich ist die Auswahl recht einfach, man sollte einen Laub- oder Mischwald aufsuchen. Ideal ist, wenn der Wald nicht «aufgeräumt» ist und viel Totholz am Boden liegt (Äste mit einem Durchmesser von ganz klein bis etwa 10 Zentimeter). Auf dem Waldboden sollte zudem kein oder nur sehr wenig Schnee liegen.

Eine wichtige Voraussetzung zur Entstehung von Haareis ist genügend Feuchtigkeit im Totholz, also sollten feuchte Stellen im Wald aufgesucht werden.

Haben wir ein ideales Waldstück identifiziert, müssen wir nur noch die richtigen Witterungsverhältnisse abwarten.

Meteorologische Bedingungen

Hier ist Regen an den Vortagen die erste gute Voraussetzung. Folgt darauf eine klare und kalte Nacht mit Temperaturen von -1 bis -5 Grad, könnte Haareis entdeckt werden.

Zu kalt sollte es nicht werden, das Wasser im Totholz darf nämlich nicht vollständig gefrieren. Ideal ist es auch, wenn der Wind nur schwach weht und die Luft nicht allzu trocken ist. Ansonsten sublimiert das Haareis, es geht also direkt vom festen in den gasförmigen Zustand über.

Sind alle Bedingungen erfüllt, lohnt es sich, keine Zeit zu verlieren und bei Sonnenaufgang im Wald zu sein. Mit den ersten Sonnenstrahlen wird das Haareis schön in Szene gesetzt. Die filigranen Haare schmelzen bei direkter Sonneneinstrahlung rasch wieder ab.

Warum bildet sich Haareis?

Nun aber noch zur schwierigen Frage, warum Haareis überhaupt entsteht.

Alfred Wegner hat bereits im Jahr 1918 das Entstehen von Haareis beschrieben.  Mittlerweile ist bekannt, dass es nur auf Totholz entsteht, auf dem ein Winterpilz (Exidiopsis effusa) aktiv ist. Warum das so ist, ist noch nicht abschliessend geklärt.

Erklärt werden kann, dass Flüssigwasser in den Holzporen eine geringere Oberflächenspannung und einen tieferen Schmelzpunkt aufweist, als freies Wasser. Gefriert nun das unterkühlte Wasser aus dem Holz an der Oberfläche, wird weiteres Wasser aus dem Holz nachgesaugt und das filigrane Haar wächst in die Länge.

Weitere Erklärungen von Christian Mätzler, Haareisforscher (Interview ab S. 5).

Zeitraffer von wachsendem Haareis (Quelle: Erich Albisser)

Quellenangaben und Literatur