In strengen Wintern bildet sich auf Schweizer Mittellandseen Eis, das vor allem in den Fokus der Öffentlichkeit gerät, wenn die Seen begehbar werden. Wir besprechen hier einige klimatologische Aspekte im Zusammenhang mit Seegfrörnen.
Keine systematische Erfassung
Eis auf Schweizer Seen wird nicht systematisch erfasst. Trotzdem gibt es Gruppierungen oder Einzelpersonen, die seit langem Daten über Eis auf ihrem See sammeln. Auch Medienarchive liefern wichtige Hinweise. Im Jahr 2008 wurden Daten zu Eis auf Schweizer Mittellandseen von Hendricks Franssen und Scherrer publiziert. Nun liegen sie bis ins Jahr 2020 vor und erlauben einen vertieften Einblick in die Klimatologie des Phänomens Eis auf Schweizer Mittellandseen.
Definition einer Seegfrörni
Wir verwenden im Folgenden den Begriff «Seegfrörni» wie er in der Publikation von Hendricks Franssen und Scherrer (2008) gebraucht wurde. Danach tritt eine Seegfrörni auf, wenn ein See während mehr als einem Tag vollständig oder fast vollständig mit Eis bedeckt ist. Im Gegensatz zu anderen Definitionen muss das Eis für diese Analyse nicht zwingend dick genug sein, um Personen zu tragen.
Wann friert ein See zu?
Seen reagieren unterschiedlich auf Kälte. Sehr vereinfacht gilt: Je tiefer ein See, desto mehr Kälte wird benötigt, bis er zufriert. Das hat damit zu tun, dass die gesamte Wassermasse des Sees zuerst auf etwa 4°C abgekühlt werden muss, bevor ein weiteres Abkühlen der oberflächennahen Wassermassen erfolgt und ein zufrieren möglich wird. Als einfaches Mass für die benötigte Kälte haben sich die sogenannten negativen Gradtage (NGT) erwiesen. Hier werden die Grade der Tage mit einer durchschnittlichen Temperatur unter 0°C zusammengezählt. Ein Tag mit einer Durchschnittstemperatur von -5°C liefert so zum Beispiel 5 NGT. Jeder See benötigt eine andere Anzahl NGT, bis er zufriert. Abbildung 1 gibt eine Übersicht für einige Mittellandseen. Wichtig: Die Anzahl benötigter NGT für eine Gfrörni kann stark schwanken. So war zum Beispiel der Greifensee schon mit nur rund 100 NGT zugefroren. In einem anderen Jahr haben auch 200 NGT nicht für eine Gfrörni gereicht. Eine wichtige Rolle spielt hier der jeweilige Witterungsverlauf vom vorangegangenen Sommer bis Winter.