In einigen Fällen machen gewisse Talwindsysteme jedoch auch beim Pass nicht halt, sondern schiessen darüber hinaus, so dass sie ein mehr oder weniger kleines Stück talabwärts wehen. So beispielsweise der bekannte Malojawind, welcher aus dem Bergell über den Malojapass ins Oberengadin weht. Oder der Talwind aus dem Prättigau über den Wolfgangpass bei Davos, oder der Talwind vom Haslital über den Grimselpass ins Obergoms (Grimseler) sowie jener vom Flüelapass ins Unterengadin.
Verkehrter Talwind – der Malojawind
An thermisch aktiven Tagen weht der Talwind im Oberengadin nicht wie erwartet vom Unterengadin das Tal hinauf ins Oberengadin, sondern vom Malojapass talabwärts. Wie kommt es, dass sich der Talwind des Bergells über den Malojapass in das ganze Oberengadin ausdehnen kann? Ausschlaggebend ist die lokale Topografie. Im Gegensatz zum Engadin ist das Bergell ein sehr steil ansteigendes Tal. Die steilen Hänge heizen sich am Morgen rasch auf, sodass sich im Bereich des Malojapasses ein Hitzetief bildet. Somit entsteht im Bergell oftmals ein starker «normaler» Talwind, der dann über den Malojapass schiesst und sich ins Oberengadin talabwärts als Malojawind fortsetzt. Der «normale» Talwind im Engadin – die Brüscha – hat somit gegen seinen starken «Maloja-Gegenwind» keine Chance.
Der Malojawind erreicht am Nachmittag jeweils Böen von etwa 30 bis 50 km/h. Eine westliche bis südwestliche Höhenströmung verstärkt den Malojawind nördliche bis nordöstliche Windrichtungen hemmen oder wirken abschwächend. Beim Malojawind handelt es sich somit um den verlängerten Talwind aus dem Bergell, der über den Malojapass teils bis nach Samedan oder Zuoz reicht.