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Löcher in Wolken

MeteoSchweiz-Blog | 28. November 2022
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Wolken hat es heute zu Hauf in der ganzen Schweiz gegeben. Löcher in dieser Bewölkung waren nur sehr schwer zu finden. Gestern hingegen gab es Löcher in den Wolken, unter anderem solche mit dem Namen «hole-punch cloud». Diese sehen wir uns etwas genauer an.

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Heute viele Wolken

Wie gestern angekündigt war heute ein trüber Tag. Eine Tiefdruckzone erstreckt sich vom Nordmeer über Frankreich bis ins westliche Mittelmeer. Die dazugehörige Störungszone hat heute von Westen her die Schweiz erreicht und zog unter Abschwächung und sehr langsam ostwärts. Deshalb war heute der Tag in der ganzen Schweiz stark bewölkt. Besonders in der Westschweiz fielen zeitweise ein paar Tropfen, bzw. oberhalb von 1200 Meter Flocken aus den Wolken.

Löcher von gestern

Heute gab es nur kleinste Lücken in der Bewölkung, doch an manchen Tagen gibt es spezielle Löcher in der Wolkendecke zu beobachten. So auch gestern Nachmittag am Albis, wie im ersten Bild zu sehen ist. Dieses Phänomen wird häufig «hole-punch cloud» genannt, frei übersetzt «Loch in Wolke geschlagen». Sie ist auch im interantionalen Wolkenatlas beschrieben, dort als Sonderform mit dem Namen «cavum».  Ein weiterer bekannter Name ist «fallstreak hole».

Hole-Punch Cloud

Doch was ist eine hole-punch cloud? Das ist ein rundes oder längliches Loch in einer dünnen Wolkenschicht. Typischerweise sind in der Mitte unterhalb des Lochs faserige Wolken zu sehen. Diese heissen Fallstreifen oder im Fachjargon Virga.

Entstehung der Löcher

Und wie entstehen diese hole-punch clouds? Die dünne Wolkenschicht, in welcher das Loch entsteht, muss aus unterkühlten Wasser bestehen. Das heisst, die Wassertröpfchen haben eine Temperatur unter Null Grad, aber sie sind in flüssigem Zustand. Dies ist zum Beispiel bei den mittelhohen Altocumuluswolken der Fall. Hole punch clouds sind auch am häufigsten in Altoculumlus-Schichten zu beobachten.

Wenn nun in diesen flüssigen Wolken einige Eiskristalle entstehen oder hineinfallen, dann gibt es einen Dominoeffekt: Es entstehen immer mehr und grössere Eiskristalle, währen die Wassertröpfchen verdunsten (Wegener-Bergeron-Findeisen-Prozess). Die nun schwereren Eiskristalle fallen nach unten, und sind als Fallstreifen sichtbar. In der Wolkenschicht hinterlassen sie ein Loch. Niederschlag der den Boden erreicht gibt es dadurch nicht, denn die Eiskristalle verdunsten auf dem Weg zum Boden. Aber meistens gitb’s dafür Sonnenschein und einen schönen Anblick zu geniessen.

Auslöser von hole-punch clouds

Bleibt noch die Frage, woher die ersten Eiskristalle kommen. Diese können von weiter oben in die unterkühlten Wolken reinfallen. Ein anderer Grund sind durchfliegende Flugzeuge. Diese hinterlassen kurzzeitig eine kleinräumige Region mit tieferem Druck. Senkt sich der Druck, sinkt auch die Temperatur, und somit können die Wassertröpfchen gefrieren.

Hole-punch cloud beobachten

Heute dürften keine hole-punch clouds am Himmel gewesen sein. Ab Mittwoch dürfte sich ausserhalb des Hochnebels der Blick nach oben lohnen. Mit Glück können Sie diese speziellen Wolken erblicken. Ansonsten entdecken Sie vielleicht ein anderes der vielen spannenden Phänomene der Atmosphäre.

Mehr zu den 10 Wolkengattungen, inkl. den Altocumulus erfahren sie hier.

Zur Sonderform «Cavum» im Internationalen Wolkenatlas geht es hier (Englisch, Französisch und weitere Sprachen).

Fallsteak holes auf Satellitenbilder gibt’s bei NASA earth observatory (Englisch).

Weitere Bilder von hole-punch clouds sind auf der Seite der cloud appreciation society zu finden.

Und mehr zum (Wegener-) Bergeron-Findeisen-Prozess finden Sie hier.