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Waldbrand im französischen Jura

MeteoSchweiz-Blog | 12. August 2022
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Ein weiterer Sommertag mit viel Sonne, Bise und einigen Quellwolken über den Bergen geht zu Ende. Da es vom heutigen Wetter nicht viel Neues zu berichten gibt, blicken wir über die Landesgrenze hinaus nach Frankreich: Gleich «ennet der Grenze» brennt es seit mehreren Tagen. Die dabei emittierten Rauch- und Aschepartikel wurden zum Teil auch über die Westschweiz geführt.

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Das seit mehreren Tagen wetterbestimmende Hoch «Oscar» hat seinen Kern weiter nach Osten verlagert und erstreckte sich heute Mitteleuropa über die Ostsee bis nach Russland. Es blockiert damit nach wie vor die Fronten über Nordeuropa und führte mit einer östlichen Strömung weiterhin trockene und warme Luft zur Alpennordseite.

Etwas anders präsentierte sich die Luftdruckverteilung in der Höhe (unten links). Ein markantes Höhentief mit Kern über dem östlichen Alpenraum näherte sich tagsüber von Osten her. Im Hochsommer erwartet man bei einer solchen Höhenwetterkarte eigentlich erhöhte Schauer- und Gewitterneigung über den Bergen. Doch ein Blick auf das Feuchteangebot (unten rechts) deutet es an: Für Schauer- und Gewitter war es zumindest auf der Alpennordseite deutlich zu trocken.

Etwas mehr Feuchte lag wie bereits in den Vortagen inneralpin und vor allem südlich des Alpenkamms. Entsprechend startete der Tag mit einigen Wolkenfeldern, welche sich im Tagesverlauf rasch in Quellwolken umwandelten. Am Nachmittag reichte es dann im Unterengadin für einzelne Schauer. In der Nacht schwenkt die Trogachse durch, womit auf der Alpensüdseite noch einzelne Schauer oder Gewitter möglich sind.

Hitze, Trockenheit und Waldbrände über Frankreich

Das kräftige und blockierende Höhenhoch westlich von uns (siehe Karte oben links)  ist aktuell in Frankreich für die 3. Hitzewelle des Sommers mitverantwortlich, welche besonders die westlichen und südlichen Teile des Landes betrifft. Die Hitzewelle hat zwar nicht gleiche Ausmasse wie die Ereignisse im Juni und Juli, jedoch verschärft sie mit den fehlenden Niederschlägen die anhaltende Dürre. Bezüglich Trockenheit der Böden bewegen sich die Messwerte laut Meteo France bereits seit Mitte Juli im Rekordbereich (Messreihe seit 1958).

Entsprechend ist es wenig überraschend, dass über Frankreich aktuell gleich mehrere Waldbrände wüten. Flächenmässig am stärksten betroffen sind die südlichen Teile der Region Gironde im Westen Frankreichs. Aber auch nahe zur Schweizer Grenze brennt es, genauer gesagt in der Region Cernon, rund 40 km westlich der Schweiz.

Zwar befinden wir uns ja bekanntlich in einer Bisenlage, aber in leicht erhöhten Lagen herrschten in den vergangenen Tagen schwache West- bis Nordwestwinde. Entsprechend wurden Teile des durch den Waldbrand verursachten Rauchs bis zur Westschweiz transportiert.

Auch in den Ceilometer-Messwerten von Payerne sind die Waldbrand-Aerosole zu erahnen. Die folgende Darstellung zeigt den zeitlichen Verlauf in Payerne (von links nach rechts). Höhere Werte deuten im Allgemeinen auf höhere Aerosolkonzentrationen hin. Mehr zum Messgerät können Sie hier nachlesen.

Schön zu sehen ist die sehr trockene und aerosolarme Luft in den mittleren und höheren Schichten (oberhalb 3000-3500 m ü.M.). Darunter, in der atmosphärischen Grenzschicht, sind die Werte deutlich höher. Dabei lassen sich ab Mittwochmorgen zwei Schichten erkennen. Die obere der beiden dürfte mit Aerosolen (Rauch, Asche) der Waldbrände angereichert gewesen sein.

Mittlerweile haben die Höhenwinde auf nördliche Richtung gedreht, womit kein nennenswerter Transport zur Deutschschweiz mehr zu erwarten ist. Dies bestätigen auch die berechneten Trajektorien des COSMO-1E Modelles: