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Frieren ist angesagt - aber nicht bei allen

MeteoSchweiz-Blog | 20. Januar 2023
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Kalt und meist klar – so startete der heutige Tag. Vielerorts war es ähnlich kalt wie gestern, regional gab es allerdings deutlich tiefere Minimum-Temperaturen und teils war es die kälteste Nacht des bisherigen Winters. Während wir uns mit warmen Kleidern oder einer Heizung gegen die Kälte wappnen können, müssen sich beispielsweise frühblühende Pflanzen mit anderen Strategien gegen die schwierigen Witterungsverhältnisse behaupten.

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Polarluftschwall

Die vergangene Nacht war bereits die fünfte in Folge mit verbreitetem Nachtfrost. Im Vergleich zu den meist recht milden bisherigen Winterwochen ist dies schon fast eine bemerkenswerte Serie. Verantwortlich dafür ist Polarluft aus dem hohen Norden, welche nach Mittel- und Südeuropa eingeflossen ist.

Kalte Nacht

Für den Hochwinter sind die tiefen Temperaturen zwar nichts Ungewöhnliches, aber nach der längeren milden Phase von Mitte Dezember bis Mitte Januar anfangs doch gewöhnungsbedürftig. Mit der eingeflossenen, noch etwas kälteren Luftmasse sanken die Temperaturen in der vergangenen Nacht dank guter Abstrahlung und Schneebedeckung vielerorts noch etwas tiefer als in der Vornacht. Deutlich tiefere Werte (um 5 bis 12 Grad kälter) wurden insbesondere am Alpennordhang und in den höher gelegenen Alpentälern gemessen, in welchen in der Vornacht Wolken die Abstrahlung behinderten. An einzelnen Stationen war es im Übrigen die kälteste Nacht des laufenden Winters, beispielsweise in Interlaken mit -11 Grad, in Altdorf mit -8 Grad oder in Wädenswil mit -7.2 Grad. Diese Werte liegen allerdings deutlich über den jeweiligen tiefsten Minima seit Messbeginn (bei allen erwähnten Stationen um -20 Grad).

Frostschutz gegen die Kälte

Der aktuellen kalten Phase zum Trotz: im Laufe des insgesamt milden Winters haben sich die frühblühenden Pflanzen teils schon weit entwickelt und vor allem bei Sonnenschein bereits ihre Blüten geöffnet. Damit diese nicht erfrieren, haben die Frühblüher frostschützende Mechanismen entwickelt. Diese verhindern, dass das Wasser in den Zellen gefriert und damit die Zellstruktur zerstört wird. Bei Temperaturen nahe oder unter dem Gefrierpunkt, stellt die Pflanze ihren Stoffwechsel um. Sie bildet vermehrt «Frostschutzmittel» wie Glycerine, Traubenzucker oder Sorbit. Dabei wird der Gefrierpunkt der Zellflüssigkeit herabgesetzt. So bilden sich die spitzigen Eiskristalle nicht bereits bei Null Grad, sondern erst bei deutlich tieferen Temperaturen.

Ohne Frostschutz der Kälte ausgeliefert

Im Gegensatz zu Winterling, Schneeglöckchen, Krokus und Co. kommen andere Pflanzen mit den tiefen Temperaturen weniger gut zurecht. An einem Spalier an einer ostwärts ausgerichteten Hauswand öffneten sich bereits im Dezember erste Aprikosenblüten, was als ausserordentlich früh bezeichnet werden kann. Diese Blüten werden allerdings bei den herrschenden Minustemperaturen erfrieren und keine Früchte hervorbringen. Die Aprikose ist nicht einheimisch, vor allem von der Wärme und weniger von der Tageslänge getrieben und deshalb nur bedingt an die hiesigen Temperaturen adaptiert. Immerhin haben Freilandbäume noch nicht ausgetrieben und die aktuelle Kälteperiode dürfte die Vegetationsentwicklung wieder bremsen.

Frostschutz im Strassen-Winterdienst

Übrigens hat der Mensch das Prinzip des Frostschutzes bei Pflanzen nachgeahmt und sich im Strassendienst zunutze gemacht. Streusalz oder Sole (wässrige Salzlösung) bewirkt auf den Strassen ebenfalls eine Erniedrigung des Gefrierpunktes des Wassers. Damit kann Glätte verhindert oder zumindest verzögert werden. Auch Zucker würde ähnlich wirken, wäre aber teuer und zu schade, um ihn als Streumittel einzusetzen. Weiterführende Informationen zum Thema "Strassenglätte" sind unter diesem Link zu finden.